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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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lange Stille.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Hayward.
    »Ventura«, sagte der Mann. »Mike –«
    Ein einzelner Schuss. Der Mann namens Ventura stürzte jählings nach hinten und sackte, einmal aufstöhnend, auf dem Bootsboden zusammen, zuckte und blieb dann reglos liegen.
    Hayward, die plötzlich in Panik geriet, ließ sich ins Wasser gleiten und hielt sich mit einer Hand an der Bordkante fest. Fiese Wassergeschöpfe knabberten an ihrer Wunde, außerdem spürte sie das Geschlängel zahlloser Blutegel.
    Als sie ein Aufspritzen hörte, drehte sie sich blitzartig mit gezückter Waffe um, sah aber nur, wie Pendergast geduckt und langsam auf sie zuwatete. Er bedeutete ihr, still zu sein, dann packte er die Bordkante und schwang sich behende ins Boot. Sie hörte, wie er sich darauf bewegte und sich zurück ins Wasser gleiten ließ.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, flüsterte er.
    »Nein, mich hat’s erwischt.«
    »Wo?«
    »Am Bein.«
    »Wir müssen Sie aus dem Wasser rausholen.« Pendergast packte sie am Arm und begann, sie ans Ufer zu ziehen. Ringsum war alles still; die Schüsse hatten alle Lebewesen im Sumpf zum Verstummen gebracht. Man hörte keine Spritzer, kein Krächzen, kein Zirpen oder Rascheln mehr.
    Hayward spürte eine leichte Strömung, und plötzlich wurde sie unter Wasser von irgendetwas Hartem, Schuppigem gestreift. Sie unterdrückte einen Schrei. Hier und da war die Wasseroberfläche vom Mondlicht beschienen, und plötzlich erhoben sich daraus zwei Reptilienaugen, neben einem Paar schuppiger Nasenlöcher. Mit einer furchterregenden, eruptiven Bewegung schnappte der Alligator nach ihr, während Pendergast gleichzeitig mit seiner Waffe mehrere Schüsse abgab. Hayward spürte, wie sich etwas Scharfes, Kräftiges und Unerbittliches um ihr verletztes Bein schloss, dann wurde sie unter Wasser gezogen, während ihr gleichzeitig irrsinnige Schmerzen ins Bein stachen.
    Während Pendergast nach wie vor ihren Arm packte, versuchte sie sich dem riesigen Alligator zu entwinden, aber der zog sie in den Schlick am Boden des Kanals hinunter. Sie versuchte zu schreien, wodurch sich ihr Mund mit dem brackigen Wasser füllte. Plötzlich hörte sie den dumpfen Aufprall der Schüsse auf dem Wasser. Wieder wand sie sich, rammte die Handfeuerwaffe in das Vieh, das sie gepackt hielt, und drückte ab.
    Ein irrsinnig lauter Knall; der Rückschlag und die heftige, zuckende Reaktion des Alligators verbanden sich zu einer einzigen riesigen Eruption. Der entsetzliche Beißdruck löste sich, dann zog sich Hayward laut keuchend aus dem Schlamm.
    Mit einer fast gewalttätigen Bewegung schleifte Pendergast sie ans Ufer und auf ein Farnbett. Sie spürte, dass er ihr Hosenbein aufriss, die Wunde, so gut es ging, säuberte und mit den Stoffstreifen verband.
    »Der andere Schütze«, sagte sie, während sie sich ganz schwindlig fühlte. »Haben Sie ihn erwischt?«
    »Nein. Kann sein, dass ich ihn gestreift habe – ich habe ihn aus seinem Versteck gelockt und seinen Schatten gesehen, als er zurück in den Sumpf huschte.«
    »Warum hat er nicht wieder zu schießen angefangen?«
    »Vielleicht sucht er nach einer neuen Stelle, von wo aus er eine bessere Schussposition hat. Der Bursche in dem Boot wurde von einer Dreißig-dreißiger getötet. Keine von uns.«
    »Ein Zufall?«, keuchte sie und versuchte, nicht an die Schmerzen zu denken.
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Pendergast schlang ihr den Arm um die Schultern und zog sie auf die Füße. »Wir können nur eines tun – Sie nach Spanish Island bringen. Sofort.«
    »Aber der andere Schütze, er ist noch immer da draußen, irgendwo.«
    »Ich weiß.« Mit einem Nicken zeigte er auf ihr Bein. »Aber die Wunde hier kann nicht warten.«

71
    Den Arm um Pendergasts Hals geschlungen, wankte Hayward durch den saugenden Schlick, wobei sie ständig ausrutschte und Pendergast manchmal mit sich in den Schlamm hinabzog. Bei jedem Schritt schossen ihr starke Schmerzen ins Bein, so als steckte vom Schienbein bis zum Oberschenkel ein glühender Eisenstab darin. Fast hätte sie aufgeschrien. Aber sie war sich völlig bewusst, dass der Schütze nach wie vor in der Nähe war, im Dunkeln. Die ungeheure Stille im Sumpf brachte sie aus der Fassung und weckte die Angst, dass er irgendwo lauerte. Trotz der erstickenden Hitze der Nacht und des lauwarmen Sumpfwassers fröstelte sie, außerdem fühlte sie sich benommen, so als würde das alles jemand anderem zustoßen.
    »Sie müssen aufstehen, Captain«, erklang

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