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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Pendergasts beruhigende Stimme. Da wurde ihr klar, dass sie erneut gestürzt war.
    Die merkwürdige Betonung ihres Dienstgrads riss sie aus ihrer Benommenheit. Sie rappelte sich auf, machte ein, zwei Schritte und merkte, dass sie wieder einknickte. Halb hielt, halb zog Pendergast sie weiter, seine Arme wie Stahlkabel, seine Stimme leise und beruhigend. Doch dann wurde der Schlamm tiefer, er saugte sich an ihren Beinen wie Treibsand fest, und als sie weitertaumelte, spürte sie nur, wie sie darin versank.
    Er stützte sie, wodurch es ihr unter großer Mühe gelang, das eine Bein zu befreien, aber das verletzte Bein steckte jetzt tief im Schlick und pochte unerträglich bei jedem Versuch, es zu bewegen. Sie fiel nach hinten und sank fast bis zu den Oberschenkeln ein. »Ich kann nicht mehr«, sagte sie keuchend vor Schmerz. »Ich schaff das einfach nicht.« Es drehte sich alles in ihrem Kopf, sie hatte summende Kopfschmerzen, aber sie registrierte auch, dass Pendergast sie in der Senkrechten hielt.
    Ruhig und vorsichtig blickte er sich um. »Also gut«, flüsterte er. Einen Augenblick schwieg er, dann hörte sie, wie er etwas leise zerriss – seine Anzugjacke. Der dunkle Sumpf, die Bäume, der Mond, alles drehte und drehte sich … Stechmücken umschwärmten sie, sie spürte sie in den Nasenlöchern und den Ohrmuscheln, laut wie Löwengebrüll. Wieder sank sie in dem wässrigen Schlamm ein und wünschte sich sehnlichst, der klebrige Schlick wäre ihr Bett zu Hause, wo sie in Sicherheit wäre, im Warmen, in Manhattan, und Vinnie würde ruhig neben ihr atmen …
    Sie kam gerade zu sich, als Pendergast ihr irgendeine Art improvisiertes Geschirr am Oberarm anlegte. Einen Augenblick wehrte sie sich, war ganz durcheinander, doch er legte den Arm auf ihren, um sie zu beruhigen. »Ich ziehe Sie. Bleiben Sie einfach ganz entspannt.«
    Sie nickte, langsam begriff sie, was er vorhatte.
    Er schlang sich die beiden Gurte des Geschirrs über die Schultern und begann zu ziehen. Zunächst rührte sie sich nicht. Dann gab der Sumpf sie langsam frei, das Saugen ließ nach, und sie merkte, wie sie über den mit Wasser bedeckten Schlamm glitt, halb hüpfend, halb schlitternd. Die Bäume erhoben sich über ihr, dunkel und silbrig im Mondlicht, ihre sich überkreuzenden Äste und Blätter bildeten ein Fleckenmuster aus Dunkel und Licht. Müde überlegte Hayward, wo der Schütze sich wohl versteckte; warum sie nicht weitere Schüsse gehört hatten. Es konnten fünf Minuten vergangen sein oder dreißig; sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
    Plötzlich blieb Pendergast stehen.
    »Was ist denn?«, stöhnte Hayward.
    »Ich sehe Licht zwischen den Bäumen.«

72
    Pendergast beugte sich über Hayward und sah sie sich genau an. Sie hatte einen Schock erlitten. Weil das Bein stark von Schlamm überzogen war, ließ sich schwer erkennen, wie viel Blut sie verloren hatte. Das Mondlicht fiel schräg auf ihr Gesicht, das dort, wo es nicht mit Schlamm verschmiert war, gespenstisch weiß wirkte. Sanft zog er sie in eine sitzende Position, setzte sie mit dem Rücken gegen einen Baumstamm und tarnte sie notdürftig mit einigen Farnblättern. Nachdem er einen Lappen in dem brackigen Wasser ausgespült hatte, versuchte er, ein wenig von dem Schlamm aus der Wunde zu waschen, wobei er gleichzeitig zahlreiche Egel abzog.
    »Wie geht’s Ihnen, Captain?«
    Hayward schluckte, sie bewegte den Mund. Sie blinzelte, konnte die Augen aber nicht koordinieren. Er fühlte ihren Puls: flach und schnell. Dann beugte er sich über sie und flüsterte ihr zu: »Ich muss Sie jetzt allein lassen. Nur eine Weile.«
    Einen Augenblick weiteten sich ihre Augen angstvoll. Dann nickte sie und antwortete mit rauher Stimme: »Verstehe.«
    »Wer immer auf Spanish Island lebt, weiß, dass wir hier sind; die Bewohner haben die Schüsse sicherlich gehört. Es kann sogar sein, dass der verbleibende Schütze von Spanish Island gekommen ist und uns dort erwartet – darum die Stille. Ich muss mit großer Umsicht vorgehen. Zeigen Sie mir Ihre Waffe.«
    Er nahm die Faustfeuerwaffe, eine 32er, und prüfte das Magazin, dann schob er es wieder hinein und drückte Hayward die Waffe in die Hände. »Sie haben noch vier Patronen übrig. Wenn ich nicht zurückkomme … müssen Sie sie möglicherweise einsetzen.« Er legte ihr seine Taschenlampe auf die Oberschenkel. »Benutzen Sie sie nur im Notfall. Halten Sie nach dem Schimmern von Augen im Mondlicht Ausschau. Achten Sie auf die Entfernung

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