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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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auf dem Boden zusammen. »Ich brauche Hilfe!«
    Nach einer Weile, während alle starr vor Entsetzen waren, kamen mehrere Personen zu ihm herübergeeilt. Auf dem Boden liegend, die Augen geschlossen, spürte Esterhazy, wie sich die Leute um ihn scharten, und hörte Geflüster.
    »Treten Sie zurück«, ertönte die gestrenge schottische Stimme von Cromarty, dem Hotelpächter. »Er muss Luft bekommen. Treten Sie bitte zurück.«
    Esterhazy wurde ein Glas Whisky an den Mund gehalten. Er trank einen Schluck, schlug die Augen auf und versuchte, sich aufzusetzen.
    »Was ist denn passiert? Was wollen Sie sagen?«
    Cromartys Gesicht – penibel gestutzter Vollbart, Metallgestellbrille, sandfarbenes Haar, kantiges Kinn – schwebte über ihm. Das Täuschungsmanöver war Esterhazy leichtgefallen. Er war tatsächlich von Entsetzen gepackt, ausgekühlt bis auf die Knochen, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Er trank noch einen Schluck. Der torfige Malt kratzte zwar in der Kehle, weckte aber auch die Lebensgeister.
    »Mein Schwager … wir waren auf Rotwild-Pirsch im Mire …«
    »Im Mire?« Cromartys Tonfall klang plötzlich scharf.
    »Ein kapitaler Bursche …« Esterhazy schluckte und versuchte, sich zusammenzureißen.
    »Kommen Sie mit zum Kamin.« Cromarty fasste ihn am Arm und half ihm auf. Robbie Grant, der alte Wildhüter, kam in den Raum geeilt und ergriff Esterhazy am anderen Arm. Gemeinsam halfen sie ihm, die durchnässte, zerrissene Tarnjacke auszuziehen, und führten ihn zu einem Sessel am Kamin.
    Esterhazy ließ sich darauf nieder.
    »Sprechen Sie«, sagte Cromarty. Die anderen Gäste standen um sie herum, die Gesichter ganz weiß vor Schreck.
    »Oben am Beinn Dearg. Wir hatten einen Rothirsch gesehen. Unten im Foulmire.«
    »Aber Sie kennen doch die Vorschriften!«
    Esterhazy schüttelte den Kopf. »Ja, gewiss, aber er war einfach gigantisch. Ein Dreizehnender. Mein Schwager hat darauf bestanden. Wir sind ihm bis tief ins Mire gefolgt. Bis hinunter zur Marsch. Dann haben wir uns getrennt –«
    »Sind Sie denn von Sinnen?« Das fragte der Wildhüter, Robbie Grant, mit schriller Tenorstimme. »Getrennt haben Sie sich?«
    »Wir mussten den Hirsch stellen. Ihn in Richtung Marsch treiben. Nebel zog auf, die Sicht war schlecht, er ist aus der Deckung gekommen … Da habe ich eine Bewegung gesehen und geschossen …« Esterhazy holte tief Luft. »Ich habe meinen Schwager mitten in die Brust getroffen …« Er schlug die Hände vors Gesicht.
    »Sie haben einen Verletzten im Moor zurückgelassen?«, fragte Cromarty zornig.
    »O Gott.« Esterhazy brach in unkontrolliertes Schluchzen aus. »Er ist in ein Sumpfloch gestürzt … ist darin eingesunken …«
    »Moment.« Cromartys Stimme klang eiskalt. Langsam, leise, jedes einzelne Wort betonend, sagte er: »Wollen Sie mir weismachen, Sir, dass Sie ins Mire gegangen sind, dass Sie Ihren Schwager angeschossen haben und dass er in ein Sumpfloch gestürzt ist? Wollen Sie mir das erzählen?«
    Esterhazy nickte wortlos. Er verbarg noch immer sein Gesicht.
    »Herrgott noch mal. Kann es denn sein, dass er noch lebt?«
    Esterhazy schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Absolut sicher«, stieß Esterhazy keuchend hervor. »Er ist versunken. Es … es tut mir so leid!«, rief er klagend. »Ich habe meinen Schwager umgebracht!« Er schaukelte hin und her und hielt sich dabei die Hände an den Kopf. »Lieber Gott, verzeih mir!«
    Betretenes Schweigen.
    »Er hat den Verstand verloren«, sagte der Wildhüter leise. »Ein klarer Fall von Moorfieber.«
    »Schaffen Sie die Leute raus«, sagte Cromarty unwirsch und wies auf die Gäste. Dann wandte er sich an den Wildhüter. »Robbie, ruf die Polizei.« Schließlich drehte er sich zu Esterhazy um. »Ist das hier das Gewehr, mit dem Sie Ihren Schwager angeschossen haben?« Er zeigte auf die Waffe, die Esterhazy mit hereingebracht hatte und die nun auf dem Boden lag.
    Esterhazy nickte. Er fühlte sich so elend.
    »Dass mir ja keiner etwas anrührt.«
    Sich in gedämpftem Tonfall unterhaltend und kopfschüttelnd verließen die Gäste in murmelnden Grüppchen das Zimmer. Ein Blitz zuckte, gefolgt von knallendem Donner. Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheiben. Esterhazy saß im Sessel, nahm langsam die Hände vom Gesicht und spürte, wie die angenehme Wärme des Kaminfeuers durch die nasse Kleidung drang. Eine ebenso wundersame Wärme kroch in sein Innerstes und verdrängte langsam den Horror. Erleichterung, ja

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