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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Widerspenstige
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aufeinandergepreßt, und eine Zornesfalte stand auf seiner Stirn. Delia
mußte sich Mühe geben, um nicht unter seinem Blick zusammenzuzucken.
    »Komm her!« sagte er.
    Sie schluckte und machte zwei winzige
Schritte. Er hatte der Frau versprochen, nichts mit ihr anzufangen, aber das
bedeutete nichts. Wer konnte sagen, ob er sein Versprechen halten würde?
Vielleicht würde er sie jetzt auch verprügeln, wie ihr Vater es getan hatte.
Delia sah ihn an. Er hatte keine schwarzen Augen. Sie waren dunkelblau.
    »Vermutlich wirst du jetzt behaupten, du seist aus Versehen in das
falsche Bett geraten«, sagte er.
    Delias Wangen begannen zu glühen, als sie wieder daran dachte, was
sie gesehen hatte. Sie glaubte, alles über das Leben und die Liebe zu wissen,
und doch hätte sie sich nicht träumen lassen, daß es zwischen einem Mann und
einer Frau diese Art Leidenschaft geben konnte. Aber noch
unverständlicher war ihr, daß ein so gut aussehender Mann über eine
Zeitungsanzeige eine Ehefrau suchen mußte. Vielleicht wollte er alle Frauen,
die sich bei ihm meldeten, zuerst im Bett ausprobieren, bevor er seine Wahl
traf. Bei diesem Gedanken wurde ihr flau im Magen.
    »Also ...«, sagte der Mann noch immer mit finsterer Miene, aber in
seinen dunklen Augen blitzte unterdrücktes Lachen. »Was hattest du in meinem
Bett zu suchen?«
    Delia hob den Kopf und zog die
zusammengefaltete Zeitung aus der Rocktasche. »Sind Sie Dr. med. Tyler W.
Savitch?« fragte sie, obwohl sie inzwischen natürlich wußte, daß er es war. Sie
hielt ihm die Zeitung hin und deutete mit schmutzigem Finger auf die Anzeige.
»Wollen Sie abstreiten, daß Sie diese Anzeige aufgegeben haben?«
    »Du hältst sie falsch herum.«
    Delia hatte inzwischen einen hochroten Kopf, aber sie hob stolz
das Kinn. »Ich kann lesen ... ein wenig. Außerdem steht in der Anzeige nichts
davon, daß man lesen können muß.«
    »Stimmt ... wie heißt du?«
    »Delia. Delia McQuaid.«
    Er machte eine lässige Handbewegung. »Komm näher, Delia McQuaid
...«
    Delia richtete sich abwehrend auf. »Ich weiß nicht, was Sie wollen,
Doktor, aber das eine sollen Sie gleich wissen: Ich schlafe mit keinem Mann,
bevor er mich nicht geheiratet hat.«
    Er hob eine Braue und verzog den Mund. »Danke für die Information.
Aber jetzt komm näher, damit ich dich besser sehen kann. Komm, komm ... ich
beiße nicht.«
    Sie stellte sich vor ihn.
    Er rümpfte die Nase. »Du liebe Zeit, du riechst ja wie eine
Schnapsbrennerei. Wann hast du dich das letzte Mal gewaschen?«
    Delia war tödlich beleidigt. »Sie unverschämter Kerl, ich wasche
mich regelmäßig einmal im Monat.«
    »Dann müssen die dreißig Tage bald um sein.
Mach den Mund auf.«
    »Was?«
    Er griff nach ihrem Kinn und öffnete ihr den
Mund.
    Sie riß sich los. »Was soll das nun wieder
bedeuten? Warum wollen Sie meine Zähne sehen? Ich bin kein Pferd, das Sie kaufen
sollen.«
    »Deine Zähne sind das Sauberste an dir.«
    Mit der Stiefelspitze zog er den Lehnstuhl zu
sich heran, stellte einen Fuß auf den Sitz und und lehnte sich gegen den
Kaminsims. Er trommelte mit den Fingern auf den Schenkeln und musterte sie
kritisch von oben bis unten. Ihr gefiel das überhaupt nicht. Trotzdem war sie
sich überaus deutlich bewußt, daß ihr das Herz bis zum Hals klopfte.
    Schließlich stieß er einen lauten Seufzer aus und stellte den Fuß
wieder auf den Boden. »Also Delia McQuaid. Du wirst mit zwar nicht dankbar
dafür sein, aber ...«
    »Liegt es an ihr ... ich meine, an dieser Priscilla? Haben Sie
Priscilla für die Stelle als Ihre Frau gewählt?«
    Delia konnte ihm das nicht verübeln, auch wenn ihr Priscilla etwas
zu alt für ihn erschien. Sie war schön und offenbar auch reich. Außerdem liebte
er sie leidenschaftlich. Das hatte Delia mit eigenen Augen gesehen.
    Sein tiefes Lachen ließ sie wieder erröten.
»Ich habe noch keine andere gewählt. Ich wollte sagen, daß du die Stelle ...,
wenn man es als eine Stelle bezeichnen will, haben kannst. Das heißt, wenn du
willst. Ich muß mich bis morgen für eine Frau entschieden haben, und du bist
die beste von all den schlechten Frauen, die hier aufgetaucht sind.«
    Delia schien das wieder eine Beleidigung zu sein, und sie hob
trotzig den Kopf. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, daß du jung und kräftig bist. Du bist nicht
verrückt, obwohl ich noch nicht sagen kann, wie klug und vernünftig du bist.«
    Delia starrte ihn fassungslos an.
    »Deine Tugend ist zweifellos

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