Penthesilea - ein Trauerspiel
bewegliche, hervor
Stürzt aus den Augen, und in Seen gesammelt,
Um die Ruine ihrer Seele weint.
Die Oberpriesterinn . (mit einem bittern Ausdruck)
Nun denn – wenn Prothoe ihr nicht helfen will,
So muß sie hier in ihrer Noth vergehn.
Prothoe . (drückt den heftigsten Kampf aus. Drauf, indem sie sich ihr nähert, mit einer immer von Thränen unterbrochenen, Stimme)
Willst du dich niederlassen, meine Königinn?
Willst du an meiner treuen Brust nicht ruhn?
Viel kämpftest du, an diesem Schreckenstag,
Viel, auch viel littest du – von so viel Leiden
Willst du an meiner treuen Brust nicht ruhn?
Penthesilea (sie sieht sich um, wie nach einem Sessel)
Prothoe .
Schafft einen Sitz herbei! Ihr seht, sie wills.
(Die Amazonen wälzen einen Stein herbei. Penthesilea läßt sich an Prothoes Hand darauf nieder. Hierauf setzt sich auch Prothoe)
Prothoe .
Du kennst mich doch, mein Schwesterherz?
Penthesilea . (sieht sie an, ihr Antlitz erheitert sich ein wenig)
Prothoe . Prothoe
Bin ich, die dich so zärtlich liebt.
Penthesilea . (streichelt sanft ihre Wange)
Prothoe . O du,
Vor der mein Herz auf Knien niederfällt,
Wie rührst du mich!
(sie küßt die Hand der Königinn)
– Du bist wohl sehr ermüdet?
Ach, wie man dir dein Handwerk ansieht, Liebe!
Nun freilich – Siegen geht so rein nicht ab,
Und jede Werkstatt kleidet ihren Meister.
Doch wie, wenn du dich jetzo reinigtest,
Händ’ und Gesicht? – Soll ich dir Wasser schaffen?
– – Geliebte Königinn!
Penthesilea . (sie besieht sich und nickt)
Prothoe . Nun ja. Sie will’s.
(sie winkt den Amazonen; diese gehen Wasser zu schöpfen)
– Das wird dir wohlthun, das wird dich erquicken,
Und sanft, auf kühle Teppiche gestreckt,
Von schwerer Tagesarbeit wirst du ruhn.
Die erste Priesterinn .
Wenn man mit Wasser sie besprengt, gebt Acht,
Besinnt sie sich.
Die Oberpriesterinn .
O ganz gewiß, das hoff’ ich.
Prothoe .
Du hoffst’s, hochheil’ge Priesterinn? – Ich fürcht’ es.
Die Oberpriesterinn . (indem sie zu überlegen scheint)
Warum? Weshalb? – Es ist nur nicht zu wagen,
Sonst müßte man die Leiche des Achills –
Penthesilea . (blickt die Oberpriesterinn blitzend an)
Prothoe .
Laßt, laßt – !
Die Oberpriesterinn .
Nichts, meine Königinn, nichts, nichts!
Es soll dir Alles bleiben, wie es ist. –
Prothoe .
Nimm dir den Lorbeer ab, den dornigen,
Wir alle wissen ja, daß du gesiegt.
Und auch den Hals befreie dir – So, so!
Schau! Eine Wund’ und das recht tief! Du Arme!
Du hast es dir recht sauer werden lassen –
Nun dafür triumphirst du jetzo auch!
– O Artemis!
Zwei Amazonen . (bringen ein großes flaches Marmorbecken, gefüllt mit Wasser)
Prothoe . Hier setzt das Becken her. –
Soll ich dir jetzt die jungen Scheitel netzen?
Und wirst du auch erschrecken nicht – – ? Was machst du?
Penthesilea . (läßt sich von ihrem Sitz auf Knien vor das Becken niederfallen, und begießt sich das Haupt mit Wasser)
Prothoe .
Sieh da! Du bist ja traun recht rüstig, Königinn!
– Das thut dir wohl recht wohl?
Penthesilea . (sie sieht sich um) Ach Prothoe!
(sie begießt sich von Neuem mit Wasser)
Meroe . (froh)
Sie spricht!
Die Oberpriesterinn .
Dem Himmel sei gedankt!
Prothoe . Gut, gut!
Meroe .
Sie kehrt ins Leben uns zurück!
Prothoe . Vortrefflich!
Das Haupt ganz unter Wasser, Liebe! So!
Und wieder! So, so! Wie ein junger Schwan! –
Meroe .
Die Liebliche!
Die erste Priesterinn .
Wie sie das Köpfchen hängt!
Meroe .
Wie sie das Wasser niederträufeln läßt!
Prothoe .
– Bist du jetzt fertig?
Penthesilea . Ach! – Wie wunderbar.
Prothoe .
Nun denn, so komm’ mir auf den Sitz zurück! –
Rasch eure Schleier mir, ihr Priesterinnen,
Daß ich ihr die durchweichten Locken trockne!
So, Phania, deinen! Terpi! helft mir, Schwestern!
Laßt uns ihr Haupt und Nacken ganz verhüllen!
So, so! – Und jetzo auf den Sitz zurück!
(sie verhüllt die Königinn, hebt sie auf den Sitz, und drückt sie fest an ihre Brust)
Penthesilea .
Wie ist mir?
Prothoe . Wohl denk’ ich – nicht?
Penthesilea . (lispelnd) Zum Entzücken!
Prothoe .
Mein Schwesterherz! Mein Süsses! O mein Leben!
Penthesilea .
O sagt mir! – Bin ich in Elisium?
Bist du der ewigjungen Nymphen Eine,
Die unsre hehre Königinn bedienen,
Wenn sie von Eichen-Wipfeln still umrauscht,
In die krystallne Grotte niedersteigt?
Nahmst du die Züge bloß, mich zu erfreuen,
Die Züge meiner lieben Prothoe an?
Prothoe .
Nicht, meine beste Königinn, nicht, nicht.
Ich bin es,
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