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Penthesilea - ein Trauerspiel

Penthesilea - ein Trauerspiel

Titel: Penthesilea - ein Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Bart)
Die fressen aus der Hand, wahrscheinlich – Folgt mir!
– O! Die sind zahm, wie sie.
    (ab mit dem Gefolge)
    Diomedes . Der Rasende!
    Ulysses .
Laßt uns ihn knebeln, binden – hört ihr Griechen!
    Diomedes .
Hier nah’n die Amazonen schon – hinweg!
    (Alle ab.)

Zweiundzwanzigster Auftritt.
    Die Oberpriesterinn (bleich im Gesicht) mehrere andere Priesterinnen und Amazonen .
    Die Oberpriesterinn .
Schafft Stricke her, ihr Frauen!
    Die erste Priesterinn . Hochwürdigste!
    Die Oberpriesterinn .
Reißt sie zu Boden nieder! Bindet sie!
    Eine Amazone .
Meinst du die Königinn?
    Die Oberpriesterinn . Die Hündinn, mein’ ich!
– Der Menschen Hände bänd’gen sie nicht mehr.
    Die Amazonen .
Hochheil’ge Mutter! Du scheinst ausser dir.
    Die Oberpriesterinn .
Drei Jungfraun trat sie wüthend in den Staub,
Die wir geschickt, sie aufzuhalten; Meroe,
Weil sie auf Knien sich in den Weg ihr warf.
Bei jedem süssen Namen sie beschwörend,
Mit Hunden hat sie sie hinweggehetzt.
Als ich von fern der Rasenden nur nahte,
Gleich einen Stein, gebückt, mit beiden Händen,
Den grimmerfüllten Blick auf mich gerichtet,
Riß sie vom Boden auf – verloren war ich,
Wenn ich im Haufen nicht des Volks verschwand.
    Die erste Priesterinn .
Es ist entsetzlich!
    Die Zweite . Schrecklich ist’s, ihr Fraun.
    Die Oberpriesterinn .
Jetzt unter ihren Hunden wüthet sie,
Mit schaumbedeckter Lipp’, und nennt sie Schwestern,
Die heulenden, und der Mänade gleich,
Mit ihrem Bogen durch die Felder tanzend,
Hetzt sie die Meute, die mordathmende,
Die sie umringt, das schönste Wild zu fangen,
Das je die Erde, wie sie sagt, durchschweift.
    Die Amazonen .
Ihr Orkusgötter! Wie bestraft ihr sie!
    Die Oberpriesterinn .
Drum mit dem Strick, ihr Arestöchter, schleunig
Dort auf den Kreuzweg hin, legt Schlingen ihr,
Bedeckt mit Sträuchern, vor der Füsse Tritt.
Und reißt, wenn sich ihr Fuß darin verfängt,
Dem wuthgetroffnen Hunde gleich, sie nieder:
Daß wir sie binden, in die Heimath bringen,
Und sehen, ob sie noch zu retten sei.
    Das Heer der Amazonen . (außerhalb der Scene)
Triumph! Triumph! Triumph! Achilleus stürzt!
Gefangen ist der Held! Die Siegerinn,
Mit Rosen wird sie seine Scheitel kränzen!
    (Pause)
    Die Oberpriesterinn . (mit freudebeklemmter Stimme)
Hört’ ich auch recht?
    Die Priesterinnen und Amazonen .
Ihr hochgeprießnen Götter!
    Die Oberpriesterinn .
War dieser Jubellaut der Freude nicht?
    Die erste Priesterinn .
Geschrei des Siegs, o du Hochheilige,
Wie noch mein Ohr keins seeliger vernahm!
    Die Oberpriesterinn .
Wer schafft mir Kund’, ihr Jungfraun?
    Die zweite Priesterinn . Terpi! rasch!
Sag’ an, was du auf jenem Hügel siehst?
    Eine Amazone . (die während dessen den Hügel erstiegen mit Entsetzen)
Euch, ihr der Hölle grauenvolle Götter,
Zu Zeugen ruf’ ich nieder – was erblick’ ich!
    Die Oberpriesterinn .
Nun denn – als ob sie die Medus’ erblickte!
    Die Priesterinnen .
Was siehst du? Rede! Sprich!
    Die Amazone . Penthesilea,
Sie liegt, den grimm’gen Hunden beigesellt,
Sie, die ein Menschenschooß gebahr, und reißt, –
Die Glieder des Achills reißt sie in Stücken!
    Die Oberpriesterinn .
Entsetzen! o Entsetzen!
    Alle . Fürchterlich!
    Die Amazone .
Hier kommt es, bleich, wie eine Leiche, schon
Das Wort des Gräuel-Räthsels uns heran.
(sie steigt vom Hügel herab)

Dreiundzwanzigster Auftritt.
    Meroe (trit auf) Die Vorigen .
    Meroe .
O ihr, der Diana heil’ge Priesterinnen,
Und ihr, Mars reine Töchter, hört mich an:
Die afrikanische Gorgone bin ich,
Und wie ihr steht, zu Steinen starr’ ich euch.
    Die Oberpriesterinn .
Sprich, Gräßliche! was ist geschehn?
    Meroe . Ihr wißt,
Sie zog dem Jüngling, den sie liebt, entgegen,
Sie, die fortan kein Name nennt –
In der Verwirrung ihrer jungen Sinne,
Den Wunsch, den glühenden, ihn zu besitzen,
Mit allen Schrecknissen der Waffen rüstend.
Von Hunden rings umheult und Elephanten,
Kam sie daher, den Bogen in der Hand:
Der Krieg, der unter Bürgern ras’t, wenn er,
Die blutumtriefte Graungestalt, einher,
Mit weiten Schritten des Entsetzens geht,
Die Fackel über blühnde Städte schwingend,
Er sieht so wild und scheußlich nicht, als sie.
Achilleus, der, wie man im Heer versichert,
Sie blos ins Feld gerufen, um freiwillig
Im Kampf, der junge Thor, ihr zu erliegen:
Denn er auch, o wie mächtig sind die Götter!
Er liebte sie, gerührt von ihrer Jugend,
Zu Dianas Tempel folgen wollt’ er ihr:
Er naht sich ihr, voll süsser Ahndungen,
Und läßt die

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