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Penthesilea - ein Trauerspiel

Penthesilea - ein Trauerspiel

Titel: Penthesilea - ein Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Freunde hinter sich zurück.
Doch jetzt, da sie mit solchen Gräulnissen
Auf ihn herangrollt, ihn, der nur zum Schein
Mit einem Spieß sich arglos ausgerüstet:
Stutzt er, und dreht den schlanken Hals, und horcht,
Und eilt entsetzt, und stutzt, und eilet wieder:
Gleich einem jungen Reh, das im Geklüfft
Fern das Gebrüll des grimmen Leu’n vernimmt.
Er ruft: Odysseus! mit beklemmter Stimme,
Und sieht sich schüchtern um, und ruft: Tydide!
Und will zurück noch zu den Freunden fliehn;
Und steht, von einer Schaar schon abgeschnitten,
Und hebt die Händ’ empor, und duckt und birgt
In eine Fichte sich, der Unglückseel’ge,
Die schwer mit dunkeln Zweigen niederhangt. –
Inzwischen schritt die Königinn heran,
Die Doggen hinter ihr, Gebirg’ und Wald
Hochher, gleich einem Jäger, überschauend;
Und da er eben, die Gezweige öffnend,
Zu ihren Füssen niedersinken will:
Ha! sein Geweih verräth’ den Hirsch, ruft sie,
Und spannt mit Kraft der Rasenden, sogleich
Den Bogen an, daß sich die Enden küssen,
Und hebt den Bogen auf und zielt und schießt,
Und jagt den Pfeil ihm durch den Hals; er stürzt:
Ein Siegsgeschrei schallt roh im Volk empor.
Jetzt gleichwohl lebt der Aermste noch der Menschen,
Den Pfeil, den weit vorragenden, im Nacken,
Hebt er sich röchelnd auf, und überschlägt sich,
Und hebt sich wiederum und will entfliehn;
Doch, hetz! schon ruft sie: Tigris! hetz, Leäne!
Hetz, Sphynx! Melampus! Dirke! Hetz, Hyrkaon!
Und stürzt – stürzt mit der ganzen Meut’, o Diana!
Sich über ihn, und reißt – reißt ihn beim Helmbusch,
Gleich einer Hündinn, Hunden beigesellt,
Der greift die Brust ihm, dieser greift den Nacken,
Daß von dem Fall der Boden bebt, ihn nieder!
Er, in dem Purpur seines Bluts sich wälzend,
Rührt ihre sanfte Wange an, und ruft:
Penthesilea! meine Braut! was thust du?
Ist dies das Rosenfest, das du versprachst?
Doch sie – die Löwinn hätte ihn gehört,
Die hungrige, die wild nach Raub umher,
Auf öden Schneegefilden heulend treibt;
Sie schlägt, die Rüstung ihm vom Leibe reissend,
Den Zahn schlägt sie in seine weiße Brust,
Sie und die Hunde, die wetteifernden,
Oxus und Sphynx den Zahn in seine rechte,
In seine linke sie; als ich erschien,
Troff Blut von Mund und Händen ihr herab.
(Pause voll Entsetzen)
Vernahmt ihr mich, ihr Fraun, wohlan so redet,
Und gebt ein Zeichen eures Lebens mir.
    (Pause)
    Die erste Priesterinn . (am Busen der Zweiten weinend)
Solch eine Jungfrau, Hermia! So sittsam!
In jeder Kunst der Hände so geschickt!
So reizend, wenn sie tanzte, wenn sie sang!
So voll Verstand und Würd’ und Grazie!
    Die Oberpriesterinn .
O die gebahr Otrere nicht! Die Gorgo
Hat im Pallast der Hauptstadt sie gezeugt!
    Die erste Priesterinn . (fortfahrend)
Sie war wie von der Nachtigall gebohren,
Die um den Tempel der Diana wohnt.
Gewiegt im Eichenwipfel saß sie da,
Und flötete, und schmetterte, und flötete,
Die stille Nacht durch, daß der Wandrer horchte,
Und fern die Brust ihm von Gefühlen schwoll.
Sie trat den Wurm nicht, den gesprenkelten,
Der unter ihrer Füsse Sohle spielte,
Den Pfeil, der eines Ebers Busen traf,
Rief sie zurück, es hätte sie sein Auge,
Im Tod gebrochen, ganz zerschmelzt in Reue,
Auf Knieen vor ihn niederziehen können!
    (Pause)
    Meroe .
Jetzt steht sie lautlos da, die Grauenvolle,
Bei seiner Leich’, umschnüffelt von der Meute,
Und blicket starr, als wär’s ein leeres Blatt,
Den Bogen siegreich auf der Schulter tragend,
In das Unendliche hinaus, und schweigt.
Wir fragen mit gesträubten Haaren, sie,
Was sie gethan? Sie schweigt. Ob sie uns kenne?
Sie schweigt. Ob sie uns folgen will? Sie schweigt,
Entsetzen griff mich, und ich floh zu euch.

Vierundzwanzigster Auftritt.
    Penthesilea . – Die Leiche des Achills (mit einem rothen Teppich bedeckt). – Prothoe und Andere .
    Die erste Amazone .
Seht, seht, ihr Frau’n! – Da schreitet sie heran,
Bekränzt mit Nesseln, die Entsetzliche,
Dem dürren Reif des Hag’dorns eingewebt,
An Lorbeer-Schmuckes statt, und folgt der Leiche,
Die Gräßliche, den Bogen festlich schulternd,
Als wärs der Todfeind, den sie überwunden!
    Die zweite Priesterinn .
O diese Händ’ – !
    Die erste Priesterinn .
O wendet euch ihr Frauen!
    Prothoe . (der Oberpriesterinn an den Busen sinkend)
O meine Mutter!
    Die Oberpriesterinn . (mit Entsetzen)
Diana ruf’ ich an:
Ich bin an dieser Gräuelthat nicht schuldig!
    Die erste Amazone .
Sie stellt sich grade vor die Oberpriesterinn.
    Die Zweite .
Sie winket, schaut!
    Die

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