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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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das, was du hinschreibst, genau das ist, was du tun willst.« Zubizarreta versuchte es immer wieder. Er hatte sich eine gute Methode ausgedacht, die Guardiola zum Nachdenken über eine Entscheidung bewegen sollte, die in seinem Denken Gestalt anzunehmen schien. Pep lachte und wiederholte: »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.«
    Ganz leichter Druck funktionierte nicht, deshalb war es wohl besser, diese Frage gar nicht erst anzusprechen. Zubizarreta änderte seine Taktik erneut, und ab diesem Zeitpunkt kam das Thema in Gesprächen zwischen dem Präsidenten, dem Sportdirektor und dem Trainer kaum mehr auf. Es sollte Sache des Trainers sein, ihnen seine Pläne mitzuteilen, wann immer er so weit war.
    Im Lauf der Saison gab es Augenblicke, in denen Pep durch einen gesprächigen Zubizarreta hindurchsah, vielleicht noch mit dem Anflug eines Lächelns auf den Lippen. Der Freund erkannte, dass der Coach meilenweit weg war – und dass dies der falsche Zeitpunkt war, um darüber oder über irgendein anderes Thema von Belang zu sprechen, dass es jetzt keine Chance für einen Austausch mit Pep gab.
    Die Spieler werden einem sagen, dass sie, wie Zubizarreta selbst, das Gefühl haben, ihn ziemlich gut zu kennen. Sie kennen den Mann, der mit ihnen scherzt, und sie kennen den Mann, der sie aufrecht dasitzen und aufmerken lässt. Einen Trainer, dessen Sorgfalt für das kleinste Detail sie besser werden lässt, der die Geheimnisse eines Spiels erkennt und vermitteln kann. Aber sie sagen auch immer wieder, dass es bei ihrem Chef vieles gibt, was sie nicht verstehen. Sie sehen eine komplexe Persönlichkeit, die sich vieles durch den Kopf gehen lässt, unablässig nachdenkt, mitunter auf exzessive Art und Weise. Die Spieler sagen, sie seien sich sicher, dass er gerne mehr Zeit mit Frau und Kindern verbringen würde, aber das kann er nicht, weil er den größten Teil seiner Zeit der Frage widmet, wie man Spiele gewinnt. Dafür lebt er, aber manchmal fragen sich sogar die Spieler: Übertreibt er es damit?
    Diese exzessive Hingabe ist genau das, was Pep braucht, um den Geistesblitz der Inspiration zu spüren: den Augenblick, in dem er erkennt, wie das nächste Spiel aussehen wird, oder entdeckt, wie es gewonnen werden kann; den Augenblick, der »meinem Beruf einen Sinn gibt«, wie er es ausdrückt.
    Pep hat zwar 24 Assistenten, arbeitet aber länger als die meisten von ihnen. Der Klub bot ihm für Spielanalysen zwar eine Gruppe von Experten an, aber er konnte sich nie dazu durchringen, die Kontrolle über diesen Teil seiner Tätigkeit aus der Hand zu geben. »Die wunderbarste Sache ist für mich, zu planen, was in jedem Spiel passieren soll«, erklärte Guardiola. »Welche Spieler ich zur Verfügung habe, welche Mittel ich einsetzen kann, wie der Gegner beschaffen ist. […] Ich möchte mir vorstellen, was geschehen wird. Ich versuche immer, den Spielern die Sicherheit zu geben, dass sie wissen, was auf sie zukommt. Das verbessert die Wahrscheinlichkeit, dass es gut laufen wird.«
    Er fühlt sich am wohlsten, wenn er von Aufgabe zu Aufgabe, von Deadline zu Deadline eilt, völlig vertieft oder zwischen mehreren Projekten hin- und hereilend, süchtig nach dem von dieser Arbeitsweise erzeugten Adrenalinschub. Dieses Berufsverständnis erfüllt ihn und zehrt ihn zugleich auch auf, aber für ihn gibt es keinen anderen Weg, das hat er den Fans auch gelobt: »Ich verspreche euch, dass wir hart arbeiten werden. Ich weiß nicht, ob wir gewinnen werden, aber wir werden alles versuchen. Schnallt euch an, ihr werdet die Fahrt genießen« – das sagte er bei der Vorstellung des Teams im Sommer 2008.
    Das Arbeitsethos, das ihm seine Eltern beigebracht haben, ist fester Bestandteil des katalanischen Charakters: das Seelenheil retten durch Fleiß, Anstrengung, ehrliche Arbeit und ganzen Einsatz am Arbeitsplatz. An einem wahrlich symbolträchtigen Ort (im katalanischen Regionalparlament) sagte er in seiner Dankesrede bei der Entgegennahme der Medalla d’Or de la Generalitat de Catalunya, der höchsten zivilen Auszeichnung für einen Bürger Kataloniens, die ihm für sein Eintreten für die sportlichen Werte der Katalanen verliehen wurde: »Wenn wir früh aufstehen, sehr früh, und nachdenken, dann, glaubt es mir, sind wir ein Land, das nicht aufzuhalten ist.«
    Aber Pep setzt sich gleichzeitig unerhört hohe Maßstäbe und wird von dem Gefühl geplagt, niemals gut genug zu sein. Guardiola mag stark wirken und den Eindruck vermitteln, er könne

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