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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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musste ihm erklären wie der Hase lief. Wieder einmal. Und zwar so lange bis er es begriff. Und wenn er morgen noch bockig war, dann konnte sie es auch nicht ändern. Sie würde ihm das Geld nicht geben, ehe er merklich Anstrengungsbereitschaft und einen klitzekleinen Funken Ehrgeiz zeigte. Basta!
     
    Sie löschte überall in der Wohnung das Licht, sowie den Fernseher in der Stube. Dann ging sie ins Bett. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie noch nicht, wie sehr sie sich in ihrem phlegmatischen Sohn getäuscht hatte, der nur gezwungenermaßen vor die Tür ging und an diesem Abend wieder einmal den Zwergenaufstand geprobt hatte wie sie annahm…
    Morgen um diese Zeit, sollte David nicht mehr hier sein.

Kapitel 1
     
    So richtig wusste David selbst nicht, was er da tat. Doch er hatte es Lena versprochen und er würde dieses Versprechen um jeden Preis halten. Am Morgen hatte er gewartet, bis seine Mutter aus dem Haus war, dann war er unter die Dusche gegangen.
    Seine Haut roch nach Bruno Banani und sein Haar war bis ins letzte Detail durchgestylt.
    Er wollte für dieses Mädchen ebenso perfekt aussehen, wie auf den Bildern, die er ihr per ICQ geschickt hatte. Auch wenn sie vor der Webcam miteinander kommunizierten, war er stets darauf bedacht, wie aus dem Ei gepellt vor ihr in Erscheinung zu treten.
    Er hatte lange hin und her überlegt, doch letztlich war er zu der Überzeugung gelangt, dass es besser war, fairer irgendwie, wenn er zumindest einen Zettel da ließ.
    Nadja schlief noch und Mutter war schon unterwegs.
    Er wollte nicht, dass sie Todesängste wegen ihm ausstehen mussten, aber er wollte gleichzeitig, dass seine Mutter endlich begriff, dass er kein kleines Kind mehr war und das Lena ihm verdammt noch mal alles bedeutete.
    Dass er Scheiße gebaut hatte, großen Bockmist, das wusste er selbst, doch ihre ewige Leier ging ihm allmählich echt auf den Keks.
    Er konnte die Zeit nun mal nicht rückgängig machen. Die Packung Haribo Colorado hatte ihn einfach angelächelt. Er hatte tierischen Kohldampf und keinen müden Cent auf der Naht. Natürlich hätte er es nicht tun dürfen, natürlich war es Dummheit und Pech das er erwischt wurde, aber wie zum Henker sollte er das jetzt noch ändern?
    Mutter hackte dauernd nur auf ihm rum und merkte gar nicht, dass sie damit gar nichts verbesserte, sondern alles nur noch schlimmer machte.
     
    Er verließ die Wohnung und holte sein Fahrrad aus dem Keller. Das Teil hatte seine besten Tage auch schon lange hinter sich und war ihm seit einer Ewigkeit schon viel zu klein, selbst wenn man den Sattel noch so weit nach oben stellte. Es war eben nur ein beschissenes Kinderfahrrad. Seinetwegen auch ein Jugendfahrrad, wie Mutter sich auszudrücken pflegte, aber wie auch immer man es drehte und wendete, größer wurde es dadurch auch nicht. Sein Plan war genau so simpel und schlicht, wie gefährlich und  dumm. Er hatte vor, per Anhalter zu fahren. Dabei weiß heutzutage jedes Kind wie gefährlich das ist. Doch es war ihm im Augenblick egal. Er musste einfach zu Lena, und irgendwie kam ihm die Idee am naheliegendsten vor. Besser als wenn er als Schwarzfahrer im Zug aufgegabelt wurde, oder? Wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet er einem Verbrechen zum Opfer fiel?
    Vermutlich die naive gedankliche Litanei eines jeden Trampers… Tagtäglich taten es hunderte von Menschen, und wenn es wirklich so gefährlich war, dann würde es doch wohl kaum auch nur ein einziger Mensch machen. Außerdem, wie heißt es doch so schön: No risk, no fun!
    Die Wahrscheinlichkeit jedenfalls, dass derjenige, der ihn mitnahm, dies nur tat, weil er Böses im Schilde führte, erschien ihm lächerlich und absurd.
     
    Die Sonne brannte derzeit schon am frühen Morgen heftig  (es war kurz nach neun als er von Zuhause losfuhr) und er hatte nach nur zehn Minuten Fahrt auf dem Radweg der Bundesstraße das Gefühl, bereits seit Stunden in die Pedalen zu treten. So musste man sich fühlen, wenn man in der Wüste unterwegs war und weit und breit nichts als Sand sehen konnte. Nur kam hier noch der Geruch von Abgasen und Teer hinzu, der ihm unentwegt in die Nase stieg. Ebenfalls extrem nervig: Der Gegenwind, ein typisches Phänomen in Norddeutschland.
    Sein Ziel war die Autobahnauffahrt in Richtung Flensburg.  Sie war nur wenige Kilometer entfernt, und doch führte der Weg über nicht enden wollende Geradeausstücke wo nichts, aber auch gar nichts zu sehen war, als freie Felder. Auf manchen weideten

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