Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
»Das
kann
nur der Spion gewesen sein. Wer sonst sollte sich am Weihnachtsabend heimlich aus dem Schloss schleichen?«
Percy räusperte sich nervös. »Was machen wir, wenn er uns angreift?«
Claire und Linda sahen ihn mit großen Augen an, während John versuchte, in seinem Mantel zu versinken und sich unsichtbar zu machen. Für einen sehr kurzen Moment hatte Percy den Eindruck, als würden die Zwillinge tatsächlich überlegen, ins Schloss zurückzukehren, um Hilfe zu holen, aber dann zuckten sie nur mit den Schultern.
»Wir haben doch Jim dabei«, sagte Linda und lief ihrer Schwester hinterher, die in leicht gebückter Haltung der Fußspur folgte.
»Es wäre viel vernünftiger, einen Abdruck von der Spur zu machen«, sagte Percy zu John, der heftig nickte.
»Aber womit?«
»Percy begann, in den Jackentaschen zu kramen, obwohl ihm natürlich klar war, dass sich dort ganz bestimmt nicht zufällig etwas Gips befinden würde. John machte es ihm nach, konnte aber außer einem geblümten Taschentuch nichts beisteuern. Auch Percys Taschen waren leer, bis auf … Verwundert zog er einen kleinen Zettel hervor. Es war kein normales Papier, sondern ein besonders schweres, edles Material, und als Percy es berührte, fing seine Hand merkwürdig zu kribbeln an.
Schon wieder!, dachte er erschrocken. Das Kribbeln breitete sich wie ein Fieber in seinem ganzen Körper aus. Es war, als würde es von ihm Besitz ergreifen.
»Alles in Ordnung?«, fragte John.
Rasch stopfte Percy den Zettel zurück in die Tasche, ohne sich die merkwürdigen Zeichen darauf genauer anzuschauen. Er wollte gerade etwas sagen, da drang plötzlich Jims wütendes Bellen vom Torhaus zu ihnen herüber. Percy und John hörten einen erstickten Schrei. Es klang, als würde jemandem gewaltsam der Mund zugehalten.
Percy zögerte keine Sekunde und rannte los. Das merkwürdige Kribbeln war noch stärker geworden, und er hatte auf einmal das unbestimmte Gefühl, von einer fremden Macht gesteuert zu werden. Als er das Torhaus erreichte, wusste er sofort, was sich dort ereignet hatte. Jim knurrte und bellte die schwere hölzerne Eingangstür an, die einen Spaltbreit offen stand. Davor war der Schnee niedergetrampelt und verwischt. Claire und Linda mussten dem Spion in die Hände gefallen sein! Er hatte ihnen hinter der Tür aufgelauert und die beiden Mädchen dann hineingezogen. Ohne lange zu überlegen, stürmte Percy hinterher. Jim heftete sich an die Fersen seines Herrchens.
Im Inneren des Torhauses roch es muffig und feucht. Außerdem war es stockfinster.
»Eine Waffe
«, hörte Percy eine unbekannte Stimme in seinem Kopf sagen. »
Der Lichtschalter!
« Die Stimme schien in eine bestimmte Richtung zu weisen. Percys Arm fuhr nach oben und seine Hand traf direkt auf einen Drehschalter neben der Eingangstür. Für einen kurzen Augenblick leuchtete die alte Glühlampe an der Decke auf, dann explodierte sie mit einem dumpfen Knall.
»
Egal. Du hast genug gesehen
«, sagte die Stimme. »
Die Golfschläger vor dem Schrank. Dann die Treppe hinauf.
«
Obwohl es in dem Raum inzwischen wieder dunkel war, ging Percy zielsicher auf den großen Schrank an der Wand zu. Daneben befand sich ein kleinerer Schatten. Die Golftasche. Der Junge holte einen Schläger heraus.
»
Dreier Eisen. Gute Waffe.
« Die Stimme in Percys Kopf hörte sich kühl und erregt zugleich an. Er packte den Schläger am Griff und ließ ihn wie ein Schwert durch die Luft sausen. Dabei traf er den unteren Pfosten des Treppengeländers, der krachend zersplitterte. Percy hätte niemals gedacht, dass solche Kräfte in ihm schlummerten.
»
Die Treppe hinauf
«, drängte die Stimme wieder.
Percy erklomm die Stufen zum Obergeschoss. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
Draußen riss die Wolkendecke auf und das Mondlicht schien durch die kleinen Fenster herein. Percy konnte eine Art Salon erkennen: alte Polstersessel, ein Teetisch, ein Schrank, weitere Golftaschen. Keine Türen. Der Verräter saß in der Falle.
Percy spürte eine fremde, grimmige Genugtuung in sich aufsteigen. Er ließ den Golfschläger erneut durch die Luft sausen. Er wollte sich nicht anschleichen. Er wollte, dass der Verräter sich in seinem Versteck vor Angst in die Hose machte. Für eine Sekunde hielt Percy inne, weil ihm klar wurde, dass er sich überhaupt nicht mehr wie er selbst verhielt.
»Angst ist eine mächtige Waffe! Der Schrank! Los jetzt!«,
trieb ihn die Stimme an.
Percy spannte alle Muskeln in seinem Körper an.
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