Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Gurken angeln, und überall standen Schüsseln mit warmen Erbsen und süßen Möhren, gebratenen Maronen und kleinen Kartoffeln, die hier im Schloss mit großen Mengen von Aunt Annie’s Worcestershire-Sauce gegessen wurden. Es gab gebratene Hähnchen und außerdem so viel Cola, wie man trinken konnte.
Sogar Onkel Eric hatte gute Laune, zumindest verzichtete er darauf herumzumeckern und stopfte sich stattdessen mit Gänsekeulen und Truthahn voll.
Als schließlich auch Cyril und Jason erschienen, hatte Percy schon so viel Kartoffelsalat mit Würstchen gegessen, dass ihn nicht einmal seine beiden Widersacher ängstigen konnten.
John ging es genauso. Er traute sich sogar, Cyril mit Dicks Konfettipistole zu beschießen und ihm die letzten Fleischbällchen vor der Nase wegzuschnappen. Cyril machte zwar eine finstere Miene, sagte aber nichts.
Um Mitternacht erreichte die Weihnachtsparty ihren Höhepunkt an Fröhlichkeit, was schon daran zu erkennen war, dass Claire und Linda mit Gack und Gock tanzten und Knallbonbons platzen ließen.
Onkel Adalbert verteilte selbst gebastelte Feuerwerkskörper und bald puffte und zischte es überall in dem großen Festsaal. Knallfrösche hopsten über den Boden, Leuchtfontänen sprühten über die Tanzfläche, und Onkel Adalbert selbst ließ eine farbige Rauchsäule aufsteigen.
Alle klatschten Beifall und wollten wissen, wie das denn bloß möglich sei. Onkel Adalbert murmelte etwas von Elektrizität und Schwingungen, weigerte sich aber, genauere Auskunft zu geben.
Schließlich stellte sich Onkel Cedric auf einen Stuhl und Jasper schaltete den Schallplattenspieler aus. Es wurde still im Saal und alle schauten den Hausherrn erwartungsvoll an.
»Diese Weihnachtsferien haben mit einigen weniger schönen Überraschungen begonnen«, sagte er und zog geräuschvoll an seiner Pfeife. »Ich hoffe sehr, dass den McMurdochs dieses Jahr ihr Christmas-Pudding im Hals stecken bleibt – uns wird er das allerdings nicht. Brenda hat mich bereits ein Stückchen kosten lassen, und ich kann euch versprechen, dass er großartig ist.«
Alle applaudierten und einige riefen »Her mit dem guten Stück«, aber Lord Darkmoor klopfte mit der Pfeife gegen sein Weinglas und fuhr fort: »Vorher wird es allerdings noch unser traditionelles Weihnachtskonzert geben. Wie ich höre, hat Cyril diesmal besonders viel geübt, sodass sich unsere liebe Tante Agatha auf eine perfekt gespielte Mondscheinsonate freuen darf.«
»Worauf soll Cyril denn spielen?«, unterbrach Onkel Eric ihn. »Unseren Flügel gibt es ja leider nicht mehr.«
»Das nicht«, meinte Lord Darkmoor, »aber Tante Agatha hat eine Überraschung für uns, nicht wahr, meine Liebe?«
»Lass krachen, Cedric!«, rief die Tante aus London mit ihrer Reibeisenstimme. Sie schnipste einen Zigarettenstummeldurch die Luft und nahm einen großen Schluck Gin aus ihrem Glas.
Ein allgemeines Gemurmel und Getuschel setzte ein, und plötzlich schwangen die großen Flügeltüren zum Musikzimmer auf, in dessen Mitte ein gewaltiger Bernstein-Flügel stand. Der schwarze Lack schimmerte im Licht der entzündeten Kerzen.
»Siehst du!« Claire rammte Percy ihren Ellenbogen in die Seite. »Das gute Stück war auf Tantchens Anhänger. Linda und ich konnten es uns nicht verkneifen, einen Blick unter die Plane zu werfen, bevor er von Jasper in die Garage gefahren wurde.«
Für einen Moment stand Cyril wie vom Blitz getroffen da. Er vergaß sogar zu husten. Schließlich aber räusperte er sich und sagte mit einem schadenfrohen Grinsen: »Leider gibt es hier im Schloss nicht nur Diebe, die es auf unser Geheimrezept abgesehen haben. Irgendjemand will mich auch daran hindern, Klavier zu spielen, um uns das Weihnachtsfest zu verderben.« Er zeigte auf Percy.
»Ich wette, dass dieser Pumpkin alle meine Noten hat verschwinden lassen. Sie sind seit Tagen unauffindbar. Und ohne Noten kann ich nicht spielen.«
»Aber nicht doch, lieber Cousin«, sagte Claire und zog ein Papierbündel hinter einem der Wandgemälde hervor. Sie zwinkerte Percy und Linda zu. »Sieh mal, hier hast du deine Noten gelassen, du kleiner Schussel. Bestimmt weil du vom vielen Üben schon ganz zerstreut warst.«
Alle außer Cyril lachten. Er wurde von seinem Vater zum Klavier bugsiert. »Jetzt blamier uns bloß nicht«, zischte Onkel Eric seinem Sohn zu.
Mit hängenden Schultern schlurfte Cyril zum Flügel und setzte sich auf den Hocker. Dann legte er sich die Noten zurecht und holte tief Luft.
Sämtliche
Weitere Kostenlose Bücher