Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
Vorwort
Wenn ihr der Meinung seid, dass es nichts Spannenderes gibt als alte Schlösser, die in düsteren Heidelandschaften stehen und in denen sich unheimliche und geheimnisvolle Dinge abspielen, dann werden euch die Abenteuergeschichten von Percy Pumpkin bestimmt gefallen.
Mein Onkel Hardy (der 7. Baron Stanley of Brickdale) hat sie vor vielen Jahren in kleine schwarze Notizbücher geschrieben, die ich durch Zufall auf dem Dachboden seines Schlosses entdeckt habe, nachdem er schon eine ganze Weile tot war.
Es ist mir ein Rätsel, warum er mir diese Geschichten zu Lebzeiten nie erzählt hat, denn ich
liebe
alte Schlösser, die in düsteren Heidelandschaften stehen und in denen sich unheimliche und geheimnisvolle Dinge abspielen …
Nun ja, immerhin hat er mir sein altes Schloss mit allem Drum und Dran vermacht, und da es leider ziemlich teuerist, so einen Kasten im Winter zu heizen, habe ich mich dazu entschlossen, ein paar von Onkel Hardys unheimlichen und geheimnisvollen Dingen zu verscherbeln. Aber welche? Das Schrumpfkopfmuseum aus dem Keller? Die Posthornsammlung aus der Eingangshalle? Die dänischen Pfeifen aus dem Billardzimmer? Oder die Percy-Pumpkin-Abenteuergeschichten vom Dachboden?
Schließlich habe ich mich für Letztere entschieden. Es kann gut sein, dass Onkel Hardy ganz und gar nicht mit der Überarbeitung und Veröffentlichung seiner Notizen einverstanden wäre, aber sie werden bestimmt mehr Menschen Freude bereiten als runzelige Schrumpfköpfe oder Rost ansetzende Posthörner.
Nun aber zu der ersten Percy-Pumpkin-Geschichte. Sie spielt im Winter 1959 in der Grafschaft Worcestershire (gesprochen:
Wusterschä
). Dort steht das riesige alte Schloss Darkmoor Hall, inmitten einer düsteren Heidelandschaft am Meer. Und wenn ihr jetzt meint: »Worcestershire liegt doch nicht am Meer!«, dann habt ihr damit natürlich vollkommen recht. Onkel Hardy hat die Grafschaft einfach etwas weiter nach Westen verlegt. Den Rest hat er sich ausgedacht (hoffe ich zumindest).
Euer Christian Loeffelbein
Philip traute seinen Augen nicht. Am Ende der steinernen Treppe befand sich tatsächlich ein Kellergewölbe, genau wie Dolores es ihm beschrieben hatte. Sein Herz begann, unangenehm schnell zu schlagen, und die Innenflächen seiner Hände wurden schwitzig, sodass ihm die Taschenlampe zu entgleiten drohte. Bei dem Gedanken, in diesem unheimlichen Gemäuer ohne Licht dazustehen, wurde ihm schwindelig. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und hielt sich an der feuchten Wand fest. Dann taumelte er die letzten Stufen nach unten
.
Der Sarkophag stand aufrecht in der Mitte des Raums. Philip schnappte überrascht nach Luft. Dolores hatte die Wahrheit gesagt! Er ärgerte sich, dass er Dr. Fowler Glauben geschenkt und ihm sogar dabei geholfen hatte, seine Cousine ins Irrenhaus einzuweisen
.
Der Schein der Taschenlampe warf bizarre Schatten an die Wände, und für einen Augenblick hatte Philip den Eindruck,dass der Deckel des Sarkophags sich langsam öffnete. Er schüttelte den Kopf, um das Hirngespinst zu vertreiben
.
Da ließ ihn ein Ächzen und Stöhnen erstarren. Der Deckel des Sarkophags bewegte sich tatsächlich! Philips Kehle war wie zugeschnürt und seine Beine versagten ihm den Dienst. Stocksteif stand er da und sah mit an, wie sich eine knochige Hand aus dem Grab hervorschob … Ein erneuter Schwindelanfall übermannte ihn und er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, erkannte er, dass weder Dolores noch Dr. Fowler recht gehabt hatten: Vor ihm stand kein Sarkophag, sondern eine Eiserne Jungfrau, das schlimmste Foltergerät, das je gebaut worden war, mit spitzen Dornen, die sich in den Leib desjenigen bohrten, der darin gefangen war
.
Das Ächzen und Stöhnen wurde lauter, und im nächsten Augenblick geschah das, wovor Philip sich so sehr gefürchtet hatte. Die Taschenlampe entglitt ihm und rollte unter einen Schrank. Schlagartig war der Gewölbekeller in tiefste Dunkelheit gehüllt
…
»Hast du deinen Koffer gepackt, Liebling?«
Percy schreckte hoch. Seine Mutter hatte den Kopf durch die Zimmertür gesteckt und lächelte ihn fröhlich an.
Hastig klappte Percy das Buch zu und schob es unter die Bettdecke. »Alles fertig«, versicherte er ihr, obwohl das nicht ganz stimmte. Denn er wollte noch eins seiner neuen Bücher mit in die Weihnachtsferien nehmen, aber er konnte sich einfach nicht zwischen
Der unheimliche Abt
und
Das blutige Leichentuch
entscheiden.
Percy hatte seit einiger Zeit eine
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