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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zu fassen!«
    Herkules hielt eine Pfote vors Mäulchen und raunte verschwörerisch: »Ich weiß, was Sie meinen. Ich dachte auch immer, dass Katzen viel zu blöd wären, um sprechen zu lernen, aber Kristall scheint doch bedeutend klüger als die Durchschnittsmiezekatze zu sein. Unter uns gesagt: Mit mir kann sie sich natürlich trotzdem nicht messen.«
    Marcello riss staunend die Augen auf. »Und jetzt auch noch eine sprechende Maus! Anscheinend leide ich unter Halluzinationen.«
    »Das kann dir Hugo auf dem Rückweg nach Lovdiv erkläre«, entgegnete Walter. »Aber zuallererst möchte ich unbedingt von meinem Lieblingsneffen hören, was er in den letzten vier Monaten alles erlebt hat. Fang bitte ganz von vorn an, Hugo, und lass auch nicht die kleinste Kleinigkeit aus.«
    Herkules sprang auf Hugos Tornister. »Ich leg mich ein bisschen aufs Ohr«, verkündete er und stieß die lederne Klappe mit der Schnauze auf. »Weck mich, wenn du erzählst, wie wir dem Pudel das Juwelenschwert abgenommen haben, Hugo.«
    Hugo und Walter stapften voran, Marcello und Kristall hinterher.
    Hugo holte tief Luft. »Also … alles fing damit an, dass Herkules und ich nach Hause kamen und uns auffiel, dass eine Schachfigur weitergerückt war …«

58. Kapitel
    A
ls Hugos Blick an den Felswänden über ihnen emporwanderte, fuhr seine Hand unwillkürlich an den Schwertknauf. Dann jedoch atmete er erleichtert auf. Der Grässliche Gokilla schaukelte an einem eisverkrusteten Felsvorsprung hin und her und ließ die kleine Truppe breit grinsend vorüberziehen. Hugo grüßte ihn mit erhobener Hand und der Affe winkte und schnatterte fröhlich.
    »Seit durch Mephistos Tod das Böse in diesem Land besiegt ist, hat sich offenbar sogar der Grässliche Schneeaffe in ein knuddeliges Schmusetier verwandelt«, stellte Kristall fest. »Man sollte ihn in ›Gutmütiger Schneeaffe‹ umtaufen.«
    »Waren es denn nur Menschen, die von dem Juwelenschwert angezogen wurden und sich ihm unterwerfen mussten?«, fragte Hugo.
    »Muss wohl so sein«, sagte Walter. »Das würde jedenfalls erklären, weshalb euer Freund Lupus nicht auch im Schlossverlies gelandet ist.«
    »Und weshalb sich der Vampudel gegen seinen Herrn auflehnen konnte«, ergänzte Hugo.
    Als die Wanderer eine kurze Rast einlegten und etwas aßen, fielen schon dunkelblaue Schatten auf den Schnee. Marcello hatte Beeren gesammelt. Hugo vervollständigte kauend seine Kartevon Dämonien. Mit lockeren Strichen und kühnen Bögen skizzierte er den zugefrorenen See, der nur über den schmalen Felskamm zu erreichen war. Er zeichnete den unter jahrhundertealtem Schnee und Eis verborgenen Eingang zu Mephistos Festung und fügte als Anhang einen Grundriss des Schlossinneren mit seinen Wendeltreppen, Verliesen und dem Steinsarkophag des Vampanters hinzu. Ins oberste Stockwerk zeichnete er den Vampudel, in die Verliese die schattenhafte Schar der Mezzaghule.
    Während Hugo noch zeichnete, streckte Herkules das Schnäuzchen aus dem Tornister.
    »Pssst, Kristall!«, zischelte er. »Ich habe nachgedacht.«
    »Tja, es gibt immer ein erstes Mal.«
    »Sehr witzig.« Herkules klang noch ganz verschlafen. »Ich wollte nur etwas klarstellen. Wenn wir wieder im Dorf sind, sollten wir unsere Freundschaft am besten streng geheim halten. Ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren.«
    »Ach, mein lieber Herkules«, antwortete die Katze, »mein allerliebster Herkules, ich darf dir versichern, dass die Freundschaft mit einem räudigen kleinen Nager wahrhaftig nichts ist, womit ich mich öffentlich brüsten werde.«
    »Du behältst es also für dich?«
    »Ich verspreche dir, dass du auf ewig mein schmutziges kleines Geheimnis bleiben wirst.«
    »Lieb von dir«, nuschelte Herkules, schloss die Augen und ließ sich wieder in den Tornister gleiten.
    Es war windstill und einigermaßen mild. Sie kamen gut voran, über den Felskamm und das Sims mit der Höhle entlang, in der Herkules mit sich selbst gekämpft hatte. Dahinter wandten sie sich nach Norden. Den steilen Berghang bewältigten sie, indem sie ihn ausgelassen wie Kinder auf den Hinterteilen hinunterrutschten. Als die Neigung flacher wurde, standen sie wieder auf und stapften durch den tiefen Pulverschnee.
    Der Schein der untergehenden Sonne fiel schräg durch die Bäume, tüpfelte den Waldboden und ließ das glänzende Fell der Killgurus aufleuchten, die munter durch ihr Revier hüpften.
    Als sie in Lovdiv ankamen, war es schon dunkel. Hugo führte seine Gefährten in den

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