Perdido - Im Bann des Vampirjägers
Breite. Seine Haut verfärbte sich dunkel, bis ihn von Kopf bis Fuß schwarzes Fell bedeckte, dazu bauschte sich ein schwarzer Umhang um seine Schultern und blähte sich in dem eisigen Windstoß, der unvermittelt durch das Verlies fegte.
Das teuflische Geheul wurde immer lauter und schriller, und nun verwandelte sich auch das Gesicht der Gestalt. Im Handumdrehen wurde aus dem dichten weißen Haar schwarzes Fell. Fledermausohren sprossen aus dem Schädel. Die jadegrünen Augen quollen in Todesqualen aus den Höhlen, Mund und Nase wurden zur gedrungenen Schnauze, von den langen Reißzähnen troff blutiger Geifer. Das Scheusal warf zornig den Kopf hin und her und versuchte vergeblich, sich das Juwelenschwert aus der Brust zu ziehen.
»Mephisto!«, flüsterte Kristall verstört.
Hugo nickte, ließ den Vampanter aber nicht aus den Augen.
»Das hab ich doch die ganze Zeit gewusst«, sagte Herkules altklug.
Das schrille Kreischen des Vampirs wurde so durchdringend, dass Hugo sich die Ohren zuhalten musste. Da erfüllte mit einem Mal gleißend helles Licht das finstere Verlies.
56. Kapitel
H
ugo, Herkules und Kristall konnten die Augen erst wieder aufmachen, als das Licht ein wenig schwächer geworden war.
Hugo nahm die Hände von den Ohren und sah sich blinzelnd wie ein Maulwurf um. An der Stelle, wo Mephisto zusammengebrochen war, befand sich nun die steinerne Figur einer großen Katze, die, ein schwarz versengtes Schwert im Leib, auf der Seite lag. Doch schon löste sich das Schwert langsam auf, es zerbröselte zu Asche und hinterließ nur eine schmale graue Spur auf dem Boden.
»Er ist tot«, sagte Hugo tonlos.
Herkules richtete die zugeklappten Ohren wieder auf. »Wo sind denn die ganzen Mezzaghule hin?«, fragte er verwundert.
»Die sind wieder an die Orte zurückversetzt worden, an denen sie seinerzeit von den Vampiren überfallen wurden«, antwortete Kristall.
»Und alle Vampire auf der ganzen Welt sind jetzt tot?«, vergewisserte sich Hugo, der immer noch nicht glauben konnte, dass endlich alles vorbei war.
»Du sagst es.«
»Menschenskind, Hugo!« Herkules machte einen Luftsprung und schlug dabei die Hacken zusammen. »Du hast es geschafft! Du hast Mephisto mit dem Juwelenschwert getötet!«
»Nicht ich. Wir. Wir alle zusammen.« Hugo hob die Hand und kraulte Herkules unterm Kinn. Kristall schmiegte sich an seine Beine. »Ohne euch beide hätte ich das niemals geschafft … und ohne Lupus auch nicht … LUPUS!«
Hugo drehte sich auf dem Absatz um und stürmte los. Er rannte aus dem Verlies und durch den schummrigen Flur. Vor der Treppe bremste er kurz ab, dann nahm er zwei Stufen auf einmal und rannte nach oben.
Völlig außer Puste kam er in der Eingangshalle an. Kristall dagegen, die hinterhergesprungen war, wirkte nicht im Mindesten angestrengt. Hugo blieb kurz stehen, um wieder zu Atem zu kommen, und wollte eben die nächste Wendeltreppe erklimmen, da fiel ein unheimlicher Schatten auf die geschwungene Wand des Treppenhauses. Erschrocken blieb er stehen und zückte sein Schwert.
Aus dem Zwielicht trat ein Wolf. Mit gesenktem Kopf und hängender Zunge kam er in den Saal getrottet. Dann hob er den Kopf, richtete die eisblauen Augen auf Hugo, preschte mit einem Mal los und stürzte sich auf den Jungen.
»Pass auf!«, rief Herkules gellend.
Aber Hugo reagierte sofort.
Er steckte das Schwert wieder weg und breitete die Arme aus.
Der Wolf warf den Jungen um, lag auf ihm und leckte ihm das ganze Gesicht ab. Hugo warf den Kopf kichernd hin und her. Es gelang ihm, das Tier abzuschütteln und sich auf den Knien aufzurichten. Er griff dem Wolf in das dicke Fell und kraulte ihn kräftig.
»Na, alter Junge?«, sagte er freudig. »Wir haben’s geschafft!«
Herkules hüstelte. »Entschuldigt die Störung, aber kennt ihr euch?«
»Na klar, und du kennst ihn auch«, erwiderte Hugo lachend. »Das ist doch Lupus!«
»Lupus?«
»Tja, wir haben ihn anscheinend die ganze Zeit falsch eingeschätzt. Wir dachten, er sei halb Mensch, halb Tier. Aber offenbar war er eigentlich ganz Tier und ist nur durch den Zwischenfall mit dem Vampir halb Mensch geworden.«
»Also das habe ich nun wirklich nicht vorhergesehen!«, sagte Kristall.
»Aber bei unserer ersten Begegnung ist er doch auf die Wölfe im Wald losgegangen«, wandte Herkules ein.
»Wahrscheinlich wollte er sie nicht verjagen, sondern bloß mit ihnen spielen. Aber sie waren ihm gegenüber misstrauisch, weil er so anders aussah … nicht wahr,
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