Perfect Copy - Die zweite Schöfung
zornig.
»Also gut, Herr Doktor Wedeberg…«
»Und was verstehen Sie von Sinn? Was versteht einer wie Sie überhaupt? Wieso rede ich eigentlich mit Ihnen?« Er zwang seine Geisel, sich zwei Schritte in Richtung auf die Tür zuzubewegen. »Sie geben jetzt alle Ihre Waffen her«, befahl er. Er deutete mit einem Kopfnicken auf einen Karton mit Styr o poreinsätzen für Chemikalienflaschen und dem Aufdruck Pro-Mitosin neben dem Logo eines großen Chemiekonzerns. »Le e ren Sie den da aus und tun Sie Ihre Waffen hinein, und alle Funkgeräte und Handys auch gleich. Los, schnell!«
»Richard«, hauchte seine Frau. »Was hast du vor?«
Er sah sie mit einem wilden Blick an. »Bring mich jetzt bitte nicht raus, Julia. Ich weiß, was ich tue.«
»Hören Sie auf Ihre Frau, Doktor Wedeberg«, versuchte der Kommissar gleich nachzuhaken, aber das Resultat war nur ein aufstöhnender junger Polizist, an dessen Hals jetzt ein dunkler Tropfen Blut hinabrann.
»Waffen, Walkie-Talkies, Handys, her damit!«
Nolting nickte, griff nach dem Karton, mit bedächtigen Bewegungen, drehte ihn um, sodass das Styropor herausfiel, nahm dann seinen Revolver und legte ihn hinein, dazu sein Mobiltelefon und zuletzt sein Funkgerät. Er wollte es ausschalten, ehe er es hineinlegte, aber Wedeberg fuhr ihn an: »Lassen Sie es an! Sie halten mich wohl für blöd, was?«
Die beiden anderen Beamten legten ihre Ausrüstung gleichfalls in die Schachtel. Johannes legte sein Handy, das dummerweise überdeutlich sichtbar in einer Ledertasche an seinem Gürtel baumelte, dazu.
»Jetzt das Telefon dort.«
Der Kommissar langte grimmig nach dem Bürotelefon, das auf einem der Tische stand, wollte den Anschlussstecker herausfummeln, aber Wedeberg befahl ungeduldig: »Reißen Sie es aus der Wand. Ich hab nicht ewig Zeit.«
Ein kurzer Ruck genügte, und das Gerät trennte sich mit einem splitternden Geräusch von seinem Kabel. Der Kommissar legte es mit in den Karton.
»Gut. Jetzt auf den Boden stellen und zu mir herüberschieben. Aber langsam.«
Nolting tat wie geheißen. Dr. Wedeberg ließ sein Opfer los, richtete den Lauf der Waffe auf dessen Hinterkopf und befahl: »Langsam bücken und den Karton aufheben.«
Wolfgang sah, dass die Hände des jungen Mannes zitterten, als er dem Befehl gehorchte. Er konnte immer noch nicht fassen, was hier geschah. Dass sein eigener Vater sich benahm, redete und handelte wie ein… Verbrecher. Er spürte ein elendes Entsetzen seinen Rücken hochkriechen, als ihm klar wurde, dass buchstäblich alles geschehen konnte in den nächsten Minuten.
Sein Vater zog sich mit seiner Geisel, die den Karton trug, zur Tür des Labors zurück, sie mit dem Ellbogen öffnend. Wolfgang hörte Kommissar Nolting scharf einatmen, als die Tür aufging und der Gang sichtbar wurde. Er verstand. Draußen waren noch andere Beamte unterwegs, die eingreifen konnten, sobald sie merkten, was hier vor sich ging.
»Stellen Sie den Karton draußen neben der Tür ab«, ordnete sein Vater an. Der junge Polizist, den er in der Gewalt hatte, gehorchte.
Irgendwo in den weitläufigen Fluren des Instituts knallte eine Tür.
»Johannes?«, sagte Dr. Wedeberg.
Der Mann mit dem krausen Bart, den die Zeitungsleute in Deutschland und Italien unter dem Namen Tommaso Conti kannten, sah unwillig auf. »Ja?«
»Das hätte alles nicht geschehen müssen, das ist dir klar, oder? Das hier nicht, und dein Unfall damals auch nicht. Wenn du nicht ständig so… widerspenstig gewesen wärst. Verdammt, ich habe doch immer nur dein Bestes gewollt!«
Johannes sah ihn abschätzig an. »Das ist dummes Geschwätz, Vater.«
Wolfgang spürte, wie sich die Gestalt Kommissar Noltings neben ihm spannte, einem Panther gleich, der zum Sprung auf die Beute ansetzt. Das Viereck der Tür zum Gang klaffte wie ein gefräßiges Maul.
»Geschwätz, hmm? Na ja. Wie du meinst.« Er ging rückwärts auf die Tür zu, den jungen Polizisten vor sich.
Dann, als er draußen stand und seine Geisel noch drinnen, gab er dem Mann einen derben Stoß in den Rücken, der ihn unerwartet traf und drei, vier Schritte in den Raum zurück taumeln ließ. Die Tür schlug krachend zu. Ein rumpelndes, schabendes Geräusch von außen verhieß nichts Gutes. Der Kommissar schnellte auf die Tür zu, warf sich dagegen, doch sie gab nicht nach. »Er hat einen der Aktenschränke davorgeschoben.« Er sah den jungen Polizisten an. »Sind Sie in Ordnung?«
Der nickte, sich den Hals reibend. »Ja, geht
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