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Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Titel: Perfect Copy - Die zweite Schöfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Kommissar.
    »Danke. Signore Mario Conti und seine Frau sind nämlich die warmherzigsten und freundlichsten Menschen, denen ich jemals begegnet bin, und sie haben es nicht verdient, meinetwegen in Schwierigkeiten zu kommen. Sie verstanden, was los war, ohne dass ich viel erzählen musste – was mir damals auch schwer gefallen wäre, weil ich erst noch dabei war, die italienische Sprache zu lernen –, und sie haben mich einfach an Sohnes statt aufgenommen. Aus Johannes Dorn wurde Tommaso Conti, ohne dass die staatliche Bürokratie übermäßig viel davon erfahren hat: Auf Sizilien ist so etwas auch heute noch kein großes Problem. Tommaso Conti machte seinen Schulabschluss, besuchte die Journalistenschule in Neapel und reiste mit seinem italienischen Pass durch die ganze Welt, wie ich es immer gewollt hatte.« Er wies seine Hände vor, an denen ein schmaler goldener Ring glänzte.
    »Seit vier Jahren bin ich verheiratet. Wir wohnen in der Nähe von Rom.«
    Seine Mutter hatte diesen Ausführungen mit wachsender Fassungslosigkeit und unwillkürlich zunehmendem Kopfschütteln gelauscht. »Ich begreife das nicht. Johannes!? Was hat dich dazu gebracht, uns glauben zu lassen, du seiest tot? Kannst du dir nicht vorstellen, wie furchtbar das alles für mich gewesen ist? Und jetzt bist du einfach wieder da und… Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich kann es nicht fassen, dass du so etwas Entsetzliches wie diesen Unfall nur benutzt hast, um spurlos zu verschwinden.«
    »Ja, ich verstehe dich«, nickte Johannes traurig. Er zögerte. »Die Sache ist nur die – es war kein Unfall.«
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    Kapitel 16
     
    Johannes hielt den Kopf gesenkt, während er erzählte, und er drehte dabei die ganze Zeit an seinem Ehering.
     
    »Ich habe das nie jemandem erzählt. Nicht einmal meiner Frau. Es ist merkwürdig, nach all den Jahren und der Geheimhaltung nun davon anzufangen. Aber ich schätze, diesmal muss es sein, oder?«
    Er sah kurz hoch, nickte matt in die Runde und konzentrierte sich wieder auf den Ring an seiner Hand.
     
    »Es war an diesem Strand südlich von Valetto. Die Buc h ten sind auf den Karten, die man kaufen kann, nicht eing e zeichnet, aber die Einheimischen kennen sie und die gefährl i chen Strömungen dort. Am gefährlichsten sind sie an der Spitze einer schmalen Halbinsel, die ein Stück ins Mittelmeer hinausragt; im Volksmund heißt sie la lingua di diavolo, die Teufelszunge. Dort bin ich mit meinem Vater spazieren g e gangen, um ihm zu erklären, dass ich fest entschlossen war, mit dem Cellounterricht aufzuhören und nach dem Abitur eine Journalistenschule zu besuchen. Es war Abend, es wurde allmählich dunkel, weit und breit war niemand zu sehen. Wir waren ganz allein und gerieten wieder einmal in Streit. Es war mir klar gewesen, dass es dazu kommen musste, und ich war entschlossen, die Sache auf jeden Fall durchzustehen. Ich hatte mir allerdings nicht vorstellen können, welche Dimensionen diese Auseinandersetzung annehmen würde.«
     
    Er sah zu Boden. Sein Brustkorb hob und senkte sich mit einem Mal heftig. Er schüttelte den Kopf, schluckte, fuhr sich mit den Händen übers Gesicht.
    »Er wurde so wütend, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Er schrie herum, alles Mögliche, drohte und fluchte und… Aber ich habe immer nur Nein gesagt. Ich habe gesagt, er könne machen, was er wolle, ich würde Journalist werden. Und da hat er angefangen, mich zu schlagen.«
    Johannes rieb sich die Brust, sah mit fahrigem Blick hoch. »Wissen Sie, was seltsam ist? Immer, wenn ich später mal Angst hatte – wenn ich im Kaukasus in ein Feuergefecht zwischen Rebellen und Regierungstruppen geraten bin zum Beispiel, oder wenn ich in Kolumbien im Haus eines Drogenbarons war und es plötzlich aussah, als überlege er, mich abmurksen zu lassen –, dann habe ich immer einfach zurückgedacht an diesen Abend und mir gesagt, dass mir das Schlimmste im Leben schon passiert ist. Dass nichts mehr kommen kann, das schlimmer ist als das. Dass mein eigener Vater mich schlägt, als ob er mich umbringen wollte.«
    Kommissar Nolting nickte bärbeißig. »Erzählen Sie der Reihe nach.«
    Johannes schien nicht wenig nachdenken zu müssen, um die Reihenfolge der Ereignisse richtig herzustellen. »Er hat mich geschlagen wie ein Irrsinniger«, erzählte er schließlich. Seine Worte kamen zögernd, so, als müssten sie sich aus einem Morast tief unten in seiner Seele ans Freie wühlen. »Ich habe versucht, zu fliehen. Aber er hat mich

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