Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
ab. Andere empfanden ihre Arbeit als seltsam emotional und fanden darin eine Ausdrucksstärke, die sie dem Tanz niemals zugetraut hätten. Die Arbeit löste extreme Reaktionen aus, was ihre Stärke bewies. Mit den Jahren wurde das einst so Schroffe und Hässliche akzeptabel, und Martha Graham hatte im Alleingang ein neues Genre geschaffen: den heutigen Modern Dance. Sie kämpfte ständig gegen die Erwartungen der Öffentlichkeit an, um zu verhindern, dass ihr Tanz zu einer weiteren Konvention verkam. Sie wiederholte sich nie und änderte ständig die Themen ihrer Tänze, die von griechischen Mythen und Amerikana bis zu literarischen Motiven reichten. Fast 60 Jahre nach der Gründung ihrer Tanztruppe trieb sie sich immer noch dazu an, die Neuartigkeit und Unmittelbarkeit zu erschaffen, die sie immer gesucht hatte.
Der vielleicht größte Feind der menschlichen Kreativität ist der natürliche Verfall, der mit der Zeit in jedem Medium und Beruf einsetzt. In Wissenschaft und Wirtschaft wird eine gewisse Art des Denkens oder Handelns, die einmal Erfolg hatte, zum Paradigma, zur etablierten Vorgehensweise. Mit den Jahren vergessen die Menschen den Ursprung des Paradigmas und folgen einfach einer leblosen Methode. In der Kunst etabliert jemand einen neuen und lebendigen Stil, der dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Er sticht heraus, weil er anders ist. Dann wird der Stil mehrfach imitiert. Er kommt in Mode, zu etwas, an das man sich anpasst, auch wenn die Anpassung zunächst rebellisch wirkt. Dies kann sich über zehn oder zwanzig Jahre hinziehen, aber irgendwann wird der Stil zum Klischee ohne echte Emotion oder Daseinsberechtigung. Jeder Teil einer Kultur durchläuft diesen Lebenslauf.
Wir leiden an den toten Formen und Konventionen, von denen es in unserer Kultur nur so wimmelt. Oft bemerken wir es nicht einmal. Aber dieses Problem stellt eine enorme Chance für kreative Menschen dar. Martha Grahams Geschichte zeigt dies sehr gut. Der Vorgang läuft folgendermaßen ab: Sie blicken zuerst in sich hinein. Es gibt in Ihnen etwas, das Sie ausdrücken wollen, etwas, das nur in Ihnen steckt und das Ihren Neigungen entspricht. Stellen Sie sicher, dass es wirklich aus Ihnen kommt und nicht nur eine Modeerscheinung ist. Vielleicht ist es ein bestimmter Sound, den es noch nicht gibt, eine Geschichte, die noch nie erzählt wurde, ein Buch, das in keine literarische Schublade passt. Vielleicht ist es sogar eine neue Art, Geschäfte zu führen. Lassen Sie die Idee, den Sound, das Bild langsam in sich aufkeimen. Sie müssen sich bewusst dafür entscheiden, gegen die Konventionen, die Sie überholt finden und loswerden wollen, zu verstoßen, um die Chance auf eine neue Sprache oder eine neue Vorgehensweise zu realisieren. Martha Grahams Arbeit entstand nicht aus dem Nichts. Ihre Vision entstand aus dem, was das Ballett und der moderne Tanz ihrer Zeit ihr nicht boten. Sie stellte die Konventionen auf den Kopf. Mit dieser Strategie geben Sie Ihrer Arbeit einen negativen Referenzpunkt und grenzen sie ab.
Wie Graham sollten auch Sie Neuartigkeit nicht mit wilder Spontaneität gleichsetzen. Nichts wird schneller langweilig als freier Ausdruck, der nicht in der Realität und Disziplin verwurzelt ist. Sie müssen Ihre Idee mit all Ihren Fachkenntnissen verbinden, um diese umzukehren wie Graham es mit der Denishawn-Methode tat. Sie erschaffen Raum in einer überfüllten Kultur, Sie stecken ein offenes Feld ab, auf dem Sie etwas Neues anpflanzen können. Die Menschen sehnen sich nach dem Neuen, nach etwas, das dem Zeitgeist auf originelle Weise Ausdruck verleiht. Indem Sie etwas Neues erschaffen, erschaffen Sie auch Ihr eigenes Publikum und erreichen so die höchste Machtposition in einer Kultur.
6. Das komplizierte Ende
Yoky Matsuoka (siehe Kapitel I, Seite 39–41) hatte schon immer das Gefühl gehabt, anders zu sein. Sie kleidete sich nicht anders und sah auch nicht anders aus, aber sie hatte andere Interessen. Von einem Teenager in Japan in den frühen 1980er Jahren wurde erwartet, dass er oder sie sich auf ein Fach besonders konzentrierte und auch einen entsprechenden Beruf ergriff. Aber je älter sie wurde, umso breiter gefächert waren ihre Interessen. Sie liebte Physik und Mathematik, interessierte sich aber auch für Biologie und Physiologie. Sie war außerdem ein großes Sporttalent mit der Aussicht auf eine Karriere als Profi-Tennisspielerin, bis eine Verletzung diesem Traum ein Ende setzte. Obendrein arbeitete sie noch gern
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