Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
mit den Händen und bastelte an Maschinen herum.
Zu ihrer großen Erleichterung stieß sie bei ihrem Grundstudium an der University of California in Berkeley auf ein Fach, das zu vielen großen Fragen führte und ihre unendliche Neugier befriedigen konnte: das relativ neue Fach Robotik. Nach Abschluss ihres Grundstudiums wollte sie sich weiter mit dem Thema beschäftigen und schrieb sich für ein Master-Studium in Robotik am MIT ein. Am Institut arbeitete sie am Entwurf und Bau eines Großroboters mit und konzentrierte sich schnell auf den Entwurf der Roboterhände. Die Komplexität und die vielfältigen Fähigkeiten der menschlichen Hand hatten sie schon immer fasziniert. Diese Aufgabe bot ihr endlich eine Nische, in der sie viele ihrer Interessen (Mathematik, Physiologie und die Herstellung von Dingen) kombinieren konnte.
Bei ihrer Arbeit an den Roboterhänden stellte sie ein weiteres Mal fest, wie anders sie dachte. Im Institut studierten vor allem Männer, die oft alles auf rein technische Fragen reduzierten – wie man den Roboter mit möglichst vielen mechanischen Extras ausstattete, damit er sich möglichst menschenähnlich bewegte und verhielt. Für sie war der Roboter nur eine Maschine, und sein Bau bedeutete, eine Reihe technischer Probleme zu lösen und einen beweglichen Computer zu erschaffen, der die grundlegendsten menschlichen Gedankenmuster nachahmte.
Matsuoka wählte eine völlig andere Herangehensweise. Sie wollte etwas möglichst Lebensechtes und anatomisch Korrektes erschaffen. Darin lag die Zukunft der Robotertechnik, und um dieses Ziel zu erreichen, mussten deutlich komplexere Fragen beantwortet werden: Wodurch entsteht Leben und organische Komplexität? Für sie waren die menschliche Evolution, menschliche Physiologie und Neurowissenschaft ebenso wichtig wie die Beschäftigung mit technischen Fragen. Sie wollte ihren eigenen Interessen folgen und sehen, wohin diese sie führten, selbst wenn ihre Karriere darunter litt.
Bei ihrem Entwurf traf Matsuoka einige wichtige Entscheidungen: Sie baute zunächst ein Modell einer Roboterhand, die der menschlichen Hand möglichst ähnlich war. Für diese enorme Aufgabe musste sie erst wirklich verstehen, wie jeder einzelne Teil einer Hand funktionierte. Als sie versuchte, alle Knochen einer Hand nachzubilden, stieß sie auf mehrere scheinbar irrelevante Höcker und Kurven. Der Knöchel des Zeigefingers ist auf einer Seite etwas größer. Sie studierte dieses Detail und fand seine Funktion heraus: Durch diese Knöchelform können wir Gegenstände mit mehr Kraft in der Handmitte halten. Welch seltsamer Zufall, dass ein solcher Höcker zu eben diesem Zweck entstanden sein sollte. Wahrscheinlich war er eine Mutation, die sich in unserer Evolution durchgesetzt hatte, als die Hand eine immer größere Bedeutung für unsere Entwicklung bekam.
Sie setzte ihre Arbeit an der Handfläche des Roboters fort, die ihrer Ansicht nach in vielerlei Hinsicht den Schlüssel zum Gesamtkonzept darstellte. Die meisten Ingenieure achteten beim Entwurf von Roboterhänden vor allem auf optimale Kraft und Beweglichkeit. Sie bauten allerlei mechanische Extras ein, aber damit diese funktionierten, mussten sie die Motoren und Kabel an einer geeigneten Stelle einbauen, in der Handfläche, wodurch diese völlig unbeweglich wurde. Diese Hände übergaben die Techniker dann den Softwareentwicklern mit dem Auftrag, die Beweglichkeit der Handfläche wieder herzustellen. Doch die Unbeweglichkeit lag bereits in der Konstruktion begründet, und so konnte der Daumen niemals den kleinen Finger berühren, und am Ende hatten die Roboterhände immer dieselbe eingeschränkte Bewegungsfähigkeit.
Matsuoka ging das Problem vom anderen Ende her an. Sie wollte herausfinden, wodurch eine Hand ihre Beweglichkeit bekam, und offensichtlich war eine flexible, gebogene Handfläche eine wichtige Voraussetzung. Das bedeutete, dass die Motoren und Kabel anderswo untergebracht werden mussten. Statt die Hand mit Motoren vollzustopfen, damit alle Teile beweglich wurden, erklärte sie den Daumen zum wichtigsten beweglichen Teil der Hand, da man ihn zum Greifen brauchte. Er sollte die meiste Kraft bekommen.
Sie setzte ihre Arbeit in dieser Weise fort und entdeckte immer mehr Details der wundersamen Mechanik der menschlichen Hand. Andere Ingenieure machten sich lustig über ihre eigentümliche Vorgehensweise und ihren biologischen Lösungsansatz. Sie hielten das für reine Zeitverschwendung. Am Ende wurde ihre
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