Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
Holtville nahe der mexikanischen Grenze auf. Schon seit frühester Kindheit fühlte er sich zur ihn umgebenden mexikanischen Kultur hingezogen. Alles dran faszinierte ihn – der Klang der Sprache der Wanderarbeiter, das Essen und die Umgangsformen, die sich so sehr von der Welt der Angloamerikaner unterschieden. Die mexikanische Sprache und Kultur sollte ihn fortan nicht mehr loslassen und er wurde zum Experten für die kulturelle Diversität in der Welt und deren Bedeutung für unsere Evolution.
Zuletzt können sich unsere wirklichen Neigungen auch durch die persönliche Begegnung mit einem wahren Meister offenbaren. Der in North Carolina aufgewachsene John Coltrane (1926–1967) glaubte als Kind zu spüren, er sei merkwürdig und irgendwie anders. Er war sehr viel ernster als seine Klassenkameraden; er verspürte eine gefühlsmäßige und geistige Sehnsucht, die er nicht ausdrücken konnte. Mehr zum Zeitvertreib gelangte er zur Musik, lernte Saxofon spielen und trat in die Band seiner Highschool ein. Einige Jahre später erlebte er einen Liveauftritt des legendären Jazz-Saxofonisten Charlie »Bird« Parker, dessen Töne Coltrane sofort unmittelbar ansprachen. Aus Parkers Saxofon sprach etwas Urtümliches, Persönliches, eine Stimme tief aus dem Innern. Mit einem Mal erkannte Coltrane, wie er seine Einzigartigkeit ausdrücken und seinem spirituellen Verlangen eine Stimme verleihen konnte. Er übte auf seinem Instrument mit solcher Hingabe, dass er innerhalb eines Jahrzehnts zum vielleicht größten Jazzmusiker seines Zeitalters geworden war.
Wir müssen uns Folgendes vor Augen führen: Um ein Gebiet wirklich meistern zu können, muss man das Thema lieben und eine tiefe Verbindung dazu spüren. Das Interesse muss über das Feld hinausreichen und ans Religiöse grenzen. Für Einstein ging es nicht primär um die Physik, sondern um seine Faszination für die unsichtbaren Kräfte des Universums; Bergman lebte nicht für den Film, sondern dafür, Leben zu schaffen und Bilder zu beseelen; Coltrane fühlte sich nicht zur Musik berufen, sondern dazu, seinen starken Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Die in der Kindheit erfahrenen Reize lassen sich kaum in Worte fassen, da es sich eher um Empfindungen handelt – tiefes Erstaunen, sinnliches Vergnügen, Macht und erhöhte Aufmerksamkeit. Die Erkenntnis dieser präverbalen Neigungen ist so wichtig, weil diese die eigenen Vorlieben unverfälscht durch die Wünsche anderer anzeigen. Sie sind uns nicht durch unsere Eltern eingepflanzt – was nur eine vergleichsweise oberflächliche, wortgestützte und bewusstseinsgesteuerte Verbindung schaffen könnte. Unsere echten, wahrhaft ureigenen Neigungen wurzeln tiefer, als Abbild unserer unverwechselbaren chemischen Ausstattung.
In unserer weiteren Entwicklung ist es möglich, dass wir diese Signale aus unserem Innersten nicht mehr empfangen. Möglicherweise sind sie unter all dem, was wir hinzugelernt haben, vergraben. Dabei kann unsere Macht und unsere Zukunft durchaus davon abhängen, dass wir uns wieder auf diesen Kern besinnen und zu unserem Ursprung zurückkehren. In den ersten Jahren ist es daher unerlässlich, derartige Anzeichen nicht zu übersehen. Dabei hilft es, auf unsere Reaktionen auf einfache Dinge zu achten; den Wunsch, eine Tätigkeit zu wiederholen, die uns noch nie langweilig wurde; ein Thema, das in ganz besonderem Maß unsere Neugier weckte; das Gefühl von Kontrolle bei bestimmten Tätigkeiten. Es ist alles schon in uns angelegt. Nichts muss neu erschaffen werden; man braucht nur auszugraben, was schon immer tief in einem geruht hat. Wenn wir uns in einem beliebigen Lebensalter wieder auf diesen Kern besinnen, erwecken wir auch einen Teil der ursprünglichen Leidenschaft wieder zum Leben und finden einen Weg, der zu unserer Lebensaufgabe werden kann.
2. Die perfekte Nische – Die darwinsche Strategie
A. Vilayanur S. Ramachandran wuchs Ende der 1950er Jahre im indischen Madras auf und wusste schon als Kind, dass er anders war. Sport interessierte ihn nicht, ebenso wenig wie alles andere, was andere Jungen seines Alters beschäftigte; er las für sein Leben gern wissenschaftliche Bücher. Oft wanderte er einsam am Strand entlang, wo ihn die unglaubliche Vielfalt der angespülten Muschel- und Schneckenschalen faszinierte. Er sammelte sie und begann, sie eingehend zu untersuchen. Er spürte dabei, wie sich ihm ungeahnte Möglichkeiten eröffneten – hier war ein Gebiet, das nur ihm allein gehörte; niemand
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