Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
ohne innern Beruf ein Handwerk, eine Kunst oder irgendeine Lebensart ergriffe, müßte nicht wie du seinen Zustand unerträglich finden? Wer mit einem Talente zu einem Talente geboren ist, findet in demselben sein schönstes Dasein! Nichts ist auf der Erde ohne Beschwerlichkeit! Nur der innere Trieb, die Lust, die Liebe helfen uns Hindernisse überwinden, Wege bahnen und uns aus dem engen Kreise, worin sich andere kümmerlich abängstigen, emporheben.
J OHANN W OLFGANG VON G OETHE
Es mag den Anschein haben, dass es vergleichsweise einfach und natürlich ist, die Verbindung zu den eigenen Neigungen und der daraus resultierenden Lebensaufgabe aufzuspüren, aber das Gegenteil ist der Fall. Soll das Vorhaben wirklich gut gelingen, dann erfordert es angesichts zahlreicher zu erwartender Hindernisse ein beträchtliches Maß an Planung und strategischem Denken. Anhand der Beispiele von Meistern werden in folgenden fünf Vorgehensweisen zum Überwinden der wichtigsten Hindernisse vorgestellt, die uns im Lauf der Zeit den Weg verstellen könnten: der Einfluss fremder Stimmen, der Streit um begrenzte Ressourcen, das Einschlagen falscher Wege, das Hängenbleiben in der Vergangenheit und der Verlust der Orientierung. Beachten Sie alle fünf, denn in der einen oder anderen Weise werden Ihnen alle begegnen.
1. Rückkehr zum Ursprung – Die Strategie der Urneigung
Bei Meistern zeigt sich die Neigung oft schon während der Kindheit in großer Klarheit. Bisweilen entpuppt sie sich in Gestalt eines einfachen Gegenstandes, der eine starke Reaktion auslöst. Im Alter von fünf Jahren erhielt Albert Einstein (1879–1955) von seinem Vater einen Kompass geschenkt. Sofort war der Junge gefesselt von der Nadel, die ihre Richtung änderte, wenn er das Gerät drehte. Die Vorstellung, dass eine unsichtbare, magnetische Kraft auf die Kompassnadel einwirkte, erschütterte ihn bis ins Mark. Gab es dann nicht auch andere ebenso unsichtbare wie wirkungsvolle Kräfte in der Welt, die noch gar nicht entdeckt und erklärt waren? Für den Rest seines Lebens drehten sich all seine Interessen und Ideen um die einfache Frage nach verborgenen Kräften und Feldern, und noch oft dachte er an den Kompass, der diese Faszination einst ausgelöst hatte.
Als Marie Curie (1867–1934), die später das Radium entdecken sollte, vier Jahre alt war, kam sie ins Arbeitszimmer ihres Vaters und blieb wie gebannt vor einer Vitrine voller Laborgeräten für chemische und physikalische Experimente stehen. Von da an kam sie immer wieder in dieses Zimmer zurück, starrte die Instrumente an und stellte sich alle möglichen Experimente vor, die sie mit den Röhrchen und Messgeräten durchführen konnte. Als sie Jahre später zum ersten Mal ein richtiges Labor betrat, fand sie sofort wieder Anschluss an die fixe Idee ihrer Kindheit; sie hatte ihre Berufung gefunden.
Der künftige Filmregisseur Ingmar Bergman (1918–2007) war neun, als seine Eltern dem Bruder zu Weihnachten einen Kinematografen schenkten – einen Apparat, der Filmstreifen abspielen und kurze Szenen darstellen konnte. Den musste er haben. Er tauschte all seine Spielsachen dagegen ein, und als er das Gerät in seinen Besitz gebracht hatte, verzog er sich in eine dunkle Kammer und betrachtete die flackernden Bilder, die es an die Wand warf. Jedes Mal, wenn er es anschaltete, schien etwas auf wunderbare Weise zum Leben erweckt zu werden. Zeit seines Lebens sollte er dieses Wunder immer wieder aufs Neue erschaffen.
Manchmal zeigt sich die Neigung bei einer bestimmten Tätigkeit, bei der man spürt, dass die eigene Energie zunimmt. Schon als Kind war Martha Graham (1894–1991) tief enttäuscht darüber, dass sie andere nicht dazu bringen konnte, sie selbst wirklich zu verstehen; Worte schienen dazu nicht in der Lage. Dann erlebte sie eines Tages zum ersten Mal eine Tanzvorführung, bei der die Vortänzerin bestimmte Gefühle durch ihre Bewegungen zum Ausdruck brachte – intuitiv und nicht verbal. Bald darauf nahm sie Tanzunterricht und begriff, was ihre Berufung war. Nur im Tanz fühlte sie sich lebendig und ausdrucksfähig. Jahre später erfand sie eine völlig neue Form des Tanzes und leitete in ihrer Kunstgattung eine Revolution ein.
Nicht immer sind es Gegenstände oder Aktivitäten, die bei der Suche nach der Berufung den Funken überspringen lassen, sondern kulturelle Gesichtspunkte. Der zeitgenössische Sprachwissenschaftler Daniel Everett (geb. 1951) wuchs im südkalifornischen Westernstädtchen
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