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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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im Sommer Post ausfuhr, leichter vorankam. Es funktionierte nach dem Vorbild der Bewegung von Quallen, die er beobachtet und untersucht hatte. Dabei nahm er die Dynamik ihrer Fortbewegung mit mehr als nur den Augen auf – er erspürte sie förmlich. Diese Bewegung bildete er mit seinem neuartigen Ruder nach, und es funktionierte prächtig. Während der Sommermonate träumte er auch von anderen interessanten Erfindungen – dies sollte seine Lebensaufgabe werden, seine Bestimmung.
    Anders zu sein hat durchaus seine schmerzlichen Seiten. Für die gängigen Ausbildungsformen fehlte es ihm an Geduld. Obwohl er sehr klug war und an der Harvard-Universität aufgenommen wurde, konnte er sich nicht an den strengen Studienplan gewöhnen. Er schwänzte Vorlesungen, begann zu trinken und pflegte einen ziemlich bohemehaften Lebensstil. Zweimal wurde er der Universität verwiesen, beim zweiten Mal endgültig.
    Danach wechselte er von einer Arbeitsstelle zur nächsten. Er kam in einem Fleisch verarbeitenden Betrieb unter und verbrachte den Ersten Weltkrieg in einer guten Position bei der US-Marine. Er hatte ein außerordentlich gutes Gespür für Maschinen und die in ihnen zusammenwirkenden Teile. Aber er blieb ein ruheloser Geist, der es nie lange an einer Stelle aushielt. Nach dem Krieg hatte er Frau und Kind und nahm aus Angst, sie nicht gut versorgen zu können, eine gut bezahlte Stelle als Verkaufsleiter an. Er arbeitete hart und machte seine Sache gut, aber nach drei Monaten ging die Firma in Konkurs. Die Tätigkeit dort hatte er als extrem unbefriedigend empfunden, aber es war, als hätte das Leben für ihn nichts als derartige Arbeitsstellen zu bieten.
    Einige Monate später ergab sich aus heiterem Himmel eine neue Gelegenheit. Sein Schwiegervater hatte ein neues Fertigungsverfahren für Baumaterial erfunden, mit dem sich Häuser besonders robust, besser isoliert und obendrein sehr viel billiger erstellen ließen. Leider konnte er keine Investoren gewinnen, um selbst in Produktion zu gehen. Fuller fand die Idee genial. Häuser und Architektur hatten ihn immer interessiert und er bot sich an, die Einführung der neuen Technik zu übernehmen. Er setzte all seine Kräfte daran und konnte sogar noch Verbesserungen an den verwendeten Materialien vornehmen. Er hatte die volle Unterstützung seines Schwiegervaters, und gemeinsam gründeten sie das Stockade Building System. Mit dem Geld der Investoren – hauptsächlich Familienangehörigen – konnten sie Fabriken eröffnen. Das Unternehmen tat sich schwer; die Technik war allzu neu und radikal, und Fuller war in seinem Drang, die Bauindustrie umzuwälzen, nicht zu Kompromissen bereit. Nach fünf Jahren wurde die Firma verkauft und Fuller als Präsident gefeuert.
    Nun war die Lage schlimmer als je zuvor. Die Familie hatte es sich in Chicago mit seinem Einkommen gut gehen lassen und über ihre Verhältnisse gelebt. Ersparnisse hatten sie keine. Der Winter rückte näher, und Fullers Aussichten auf eine neue Stelle waren gering – sein Ruf war nicht der beste. Eines Abends ging er am Ufer des Michigansees spazieren und ließ sein bisheriges Leben Revue passieren. Er hatte seine Frau enttäuscht und seinen Schwiegervater und Freunde, die in die Firma investiert hatten, eine Menge Geld gekostet. Er taugte nicht zum Geschäftsmann und war für die anderen eine Belastung. Selbstmord schien ihm die beste Option zu sein. Er wollte sich im See ertränken. Er hatte eine gute Lebensversicherung, und die Familie seiner Frau würde sie besser versorgen als er. Er trat ans Wasser und bereitete sich geistig auf das Ende vor.
    Plötzlich ließ ihn etwas innehalten; später beschrieb er es als eine Art Stimme, die aus der Nähe kam oder vielleicht aus seinem Inneren. Sie verkündete: »Von nun an brauchst du deine Gedanken niemals wieder zeitlich beglaubigen zu lassen. Was du denkst ist die Wahrheit. Du hast nicht das Recht, dich auszulöschen. Du gehörst dir nicht. Du gehörst dem Universum. Deine Bedeutung wird dir im Dunkeln bleiben, aber du darfst davon ausgehen, dass du deine Rolle erfüllst, wenn du dich bemühst, deine Erfahrung zum Nutzen der Allgemeinheit einzubringen.« Da er nie zuvor Stimmen gehört hatte, nahm Fuller an, dass es sich um etwas Reales handelte. Verblüfft wandte er sich vom Wasser ab und ging nach Hause.
    Auf dem Weg ließ er sich das Gesagte durch den Kopf gehen und bewertete sein Leben neu – nun in einem anderen Licht. Vielleicht waren das, was er nur

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