Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
seiner Schwester auf die Reise und ließ die beiden in allen europäischen Hauptstädten auftreten. Wo sie auch auftraten, Wolfgang versetzte das königliche Publikum in Erstaunen. Er spielte mit einer verblüffenden Sicherheit und erdachte ständig neue, pfiffige Melodien. Er war wie ein wertvolles Spielzeug. Der Vater erzielte nun hübsche Einnahmen für die Familie, denn an den Höfen riss man sich darum, das geniale Kind spielen zu hören.
Als Familienvater erwartete Leopold unbedingten Gehorsam von seinen Kindern, obwohl im Grunde nun der kleine Wolfgang für sie alle sorgte. Wolfgang fügte sich willig – verdankte er seinem Vater doch alles. Mit dem Eintritt in die Pubertät spürte er jedoch eine gewisse Unruhe. Mochte er das Klavierspiel oder ging es ihm eher um die Aufmerksamkeit, die er damit erregte? Er war verwirrt. Er komponierte nun schon seit einer Reihe von Jahren, aber nun fand er endlich zu seiner eigenen musikalischen Sprache. Trotzdem bestand der Vater darauf, dass er mehr im althergebrachten Stil komponierte, der dem adeligen Publikum zusagte und der Familie Geld einbrachte. Ihre Heimatstadt Salzburg war damals durch und durch bürgerlich und provinziell. Wolfgang sehnte sich fort, wollte auf eigenen Beinen stehen. Mit jedem neuen Jahr fühlte er sich mehr beengt.
Im Jahr 1777 erlaubte der Vater ihm endlich, mit nunmehr 17 Jahren, in Begleitung der Mutter nach Paris zu reisen. Dort sollte er sich um eine Stelle als Kapellmeister umtun, um weiterhin seine Familie zu unterstützen. Paris sagte Wolfgang allerdings überhaupt nicht zu. Für die angebotenen Stellen war er weit überqualifiziert. Dann erkrankte auch noch die Mutter und verstarb auf der Heimreise. Das Unternehmen war in jeder Hinsicht ein Fehlschlag gewesen. Wolfgang kehrte nach Salzburg zurück, kam zur Einsicht und fügte sich wieder in den Willen seines Vaters. Er nahm eine relativ uninteressante Stelle als Hoforganist an, konnte seinen Unwillen aber nicht ganz verbergen. Hier vergeudete er seine Zeit in einer mittelmäßigen Stellung und schrieb Musik zur Zerstreuung engstirniger Provinzler. Seinem Vater schrieb er: »Ich bin Komponist … Weder kann, noch darf ich das Talent fürs Komponieren begraben, mit dem mich der Herrgott in seiner Güte so trefflich ausgestattet hat.«
Leopoldreagierte verärgert auf diese immer häufigeren Beschwerden seines Sohnes, erinnerte ihn daran, was er für all die Unterweisung, die er erhalten hatte, schuldete und für die Ausgaben, die der Vater bei ihren endlosen Konzertreisen getätigt hatte. Endlich und blitzartig begriff Wolfgang: Nicht das Klavier war sein Liebe gewesen, ja nicht einmal die Musik selbst. Und auch das Konzertieren vor Publikum wie eine Puppe machte ihm keine Freude. Er war fürs Komponieren bestimmt; und mehr noch, er fühlte sich zum Theater hingezogen. Er wollte Opern komponieren – das war seine Bestimmung. Aber wenn er in Salzburg blieb, würde das niemals Wirklichkeit werden. Sein Vater war in dieser Hinsicht mehr als nur ein Hindernis; er ruinierte geradezu sein Leben, seine Gesundheit und sein Selbstvertrauen. Es ging nicht nur um Geld; der Vater beneidete den Sohn um sein Talent, und hintertrieb – ob bewusst oder nicht – dessen Vorankommen. Wolfgang musste, so schmerzlich das auch sein würde, den entscheidenden Schritt wagen, bevor es zu spät war.
Bei einer Reise nach Wien im Jahr 1782 beschloss Wolfgang, dort zu bleiben. Er kehrte nie nach Salzburg zurück. Sein Vater vergab ihm das nie; es war, als hätte Wolfgang ein Tabu gebrochen; sein Sohn hatte die Familie verlassen. Das Zerwürfnis zwischen ihnen konnte nicht mehr überbrückt werden. Im Gefühl, unter der Fuchtel des Vaters schon zu viel Zeit verloren zu haben, komponierte Wolfgang wie im Rausch – seine berühmtesten Opern und Orchesterwerke strömten ihm wie einem Besessenen aus der Feder.
Ein falscher Lebensweg ist für uns immer aus den falschen Gründen attraktiv – Geld, Ruhm, Aufmerksamkeit und so weiter. Wenn wir Aufmerksamkeit suchen, dann liegt das oft an einer inneren Leere, die wir mit der fehlgeleiteten Sehnsucht nach öffentlicher Anerkennung zu füllen versuchen. Aber wenn das Feld, das wir wählen, nicht unseren innersten Neigungen entspricht, dann finden wir auch nicht die ersehnte Erfüllung. Auch unsere Arbeit leidet dann darunter und die Aufmerksamkeit, die wir vielleicht zu Beginn bekommen haben, lässt nach – ein schmerzhafter Prozess. Wenn unsere Entscheidung durch
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