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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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und Gelegenheiten auftun, und Ihre Lehrzeit wird ihr natürliches Ende finden.
3. Zurück zum Gefühl der Unterlegenheit
    Daniel Everett besuchte Ende der 1960er Jahre die Highschool von Holtville in Kalifornien nahe der mexikanischen Grenze, kam sich dort aber wie gefangen vor und war sehr einsam. Mit der vorherrschenden Cowboy-Kultur konnte er nicht viel anfangen. Wie schon in Kapitel I beschrieben (S. 36) hatte sich Everett schon immer zur mexikanischen Kultur der Wanderarbeiter hingezogen gefühlt, die in den Außenbezirken der Stadt lebten. Er mochte ihre Bräuche und Lebensart, den Klang ihrer Sprache und ihre Lieder. Er hatte offenbar ein Faible für Fremdsprachen und lernte in relativ kurzer Zeit Spanisch, was ihm den Zugang zur anderen Kultur erleichterte. Die mexikanische Kultur war für ihn ein Zeichen für die Existenz einer interessanteren Welt jenseits von Holtville. Manchmal jedoch verzweifelte er fast an dem Gedanken, nie aus seiner Heimatstadt wegzukommen. Er ließ sich auf Drogen ein – vorläufig die einzige Fluchtmöglichkeit, die er sah.
    Mit 17 Jahren lernte er dann Keren Graham kennen, eine Mitschülerin an der Highschool, und alles schien sich zu ändern. Keren hatte einen guten Teil ihrer Kindheit im Nordosten von Brasilien verbracht, wo ihre Eltern als christliche Missionare gearbeitet hatten. Er war sehr gerne mit ihr zusammen und lauschte ihren Erzählungen vom Leben in Brasilien. Bald lernte er ihre Familie kennen und war dort regelmäßig beim Abendessen zu Gast. Er bewunderte ihre Zielstrebigkeit und Hingabe an ihre Aufgabe als Missionare. Wenige Monate nach dem Zusammentreffen mit Keren wurde Everett zum wiedergeborenen Christen, und ein Jahr später waren sie schon verheiratet. Die beiden wollten eine Familie gründen und selbst Missionare werden.
    Everett machte am Moody Bible Institute of Chicago einen Abschluss in Auslandsmission und schrieb sich 1976 gemeinsam mit seiner Frau am Summer Institute of Linguistics (SIL) ein – einer christlichen Organisation, die künftigen Missionaren die nötige Sprachkompetenz vermittelt, um die Bibel in Eingeborenensprachen zu übersetzen und das Evangelium zu verkünden. Nach Abschluss der Kurse wechselte die Familie (zu der inzwischen zwei Kinder gehörten) ins Dschungelcamp des SIL in der südmexikanischen Provinz Chiapas, um sich dort auf die Unbilden des Missionarslebens vorzubereiten. Einen Monat lang musste die Familie in einem Dorf leben und die Sprache der Eingeborenen – einen Maya-Dialekt – so gut wie möglich erlernen. Everett bestand alle Prüfungen mit Bravour. Aufgrund seines Erfolgs beschloss die Fakultät des SIL, ihm und seiner Familie die größtmögliche Herausforderung anzubieten – das Leben in einem Pirahã-Dorf tief im Urwald des Amazonas.
    Die Pirahã gehören zu den ältesten Volksgruppen im Amazonasbecken. Als Anfang des 18. Jahrhunderts die Portugiesen die Region erreichten, erlernten die meisten Stämme ihre Sprache und nahmen ihre Gewohnheiten an – nur die Pirahã widersetzten sich dem Einfluss und zogen sich tiefer in den Urwald zurück. Als in den 1950er Jahren Missionare eintrafen, lebten nur noch etwa 350 Pirahã in der Region verstreut. Missionare, die ihre Sprache lernen wollten, erklärten das Vorhaben für unmöglich. Die Pirahã sprachen kein Portugiesisch, verfügten über keine Schriftsprache, und für Außenstehende klangen all ihre Wörter gleich. Schon 1967 hatte das SIL ein Ehepaar dorthin entsandt, um die Sprache zu erlernen und endlich Teile der Bibel ins Pirahã zu übersetzen, aber die beiden hatten kaum Fortschritte gemacht. Sie mühten sich nun schon seit mehr als zehn Jahren mit der Sprache, hatten dabei fast den Verstand verloren und wollten nur noch fort. Als Everett davon hörte, nahm er begeistert die Herausforderung an. Er und seine Frau wollten als erste den Code der Pirahã knacken.
    Sie trafen im Dezember 1977 in einem Dorf der Pirahã ein. Schon an den ersten Tagen brachte Everett alle gelernten Strategien zum Einsatz – so hielt er einen Stock in die Höhe und fragte, wie sie diesen nannten. Dann ließ er den Stock fallen und fragte nach dem Satz, der diesen Vorgang beschrieb. In den folgenden Monaten machte er beim Erlernen des Grundvokabulars gute Fortschritte. Die beim SIL einstudierte Methode funktionierte gut und er arbeitete mit großem Eifer. Jedes neue Wort, das er hörte, schrieb er auf eine kleine Karteikarte. Er stanzte Löcher in die Ecken der Karten und trug

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