Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
zu führen und zu helfen, versucht aber oft, zu stark zu kontrollieren und unser Leben für uns in die Hand zu nehmen. Auch in einem späten Stadium der Beziehung kann ein Mentor jeden unserer Versuche, unabhängig zu werden, als einen persönlichen Angriff auf seine Autorität begreifen. Ist die Zeit gekommen, sich zu behaupten, dürfen Sie also keine Schuldgefühle aufkommen lassen. Stattdessen sollten Sie, wie Faraday, Ihrem Mentor den Wunsch, Sie aufzuhalten, übelnehmen oder sogar mit Wut reagieren. Diese Art von Gefühlen macht es Ihnen einfacher, ihn zu verlassen. Am besten bereiten Sie diesen Zug schon frühzeitig vor, so dass Sie emotional darauf eingestellt sind, ihn auch durchzuführen. Schon im Verlauf der Beziehung können Sie damit beginnen, sich ganz langsam von Ihrem Mentor zu lösen. Machen Sie sich beispielsweise immer wieder seine fachlichen oder charakterlichen Schwächen bewusst oder suchen Sie nach Fehlern in den Ansichten, auf die er besonders stolz ist. Die Unterschiede zwischen sich selbst und dem Mentor deutlich zu machen, ist ein wichtiger Schritt in der eigenen Entwicklung, egal ob der Mentor ein guter oder ein schlechter »Vater« ist.
Auf Spanisch sagt man al maestro cuchillada – den Meister trifft das Messer. Der Ausdruck kommt aus der Fechtkunst und bezeichnet den Moment, in dem der junge, bewegliche Schüler gut genug ist, um seinen Meister zu treffen. Er kann aber auch bezeichnend sein für das unausweichliche Schicksal, das die meisten Mentoren irgendwann einmal ereilt, wenn sich ihre Schützlinge gegen sie auflehnen. Auch das kommt einem Schwerthieb gleich. In unserer Kultur verehren wir Menschen, die rebellieren oder zumindest die Pose eines Rebellen einnehmen. Eine Rebellion ist jedoch wedersinn- noch wirkungsvoll, wenn es keinen handfesten und realen Standard gibt, gegen den man rebellieren kann. Der Mentor (oder die Vaterfigur) verkörpert einen solchen Standard. Wir müssen uns von ihm lossagen, um eine eigene Identität aufzubauen. Die wichtigen und relevanten Aspekte seines Wissens absorbieren wir, und an den Stellen, die für unser Leben irrelevant sind, setzen wir das Messer an. Es entsteht eine Dynamik, die einem Generationenwechsel gleicht. Manchmal muss der Vater getötet werden, damit die Söhne und Töchter genügend Raum haben, sich zu entfalten.
In jedem Fall werden Sie in Ihrem Leben mehrere Mentoren haben. Sie sind wie Trittsteine auf Ihrem Weg zur Meisterschaft. Achten Sie also darauf, in jeder Phase Ihres Lebens die richtigen Lehrer zu finden, holen Sie das aus ihnen heraus, was für Sie persönlich von Bedeutung ist, und setzen Sie dann ohne Schuldgefühle Ihren Weg fort. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch Ihr Mentor seinen Weg genau so gemacht hat. Es ist der Gang der Welt.
Strategien zur Intensivierung der Dynamik zwischen Mentor und Schüler
Man vergilt einem Lehrer schlecht, wenn man immer nur der Schüler bleibt.
F RIEDRICH N IETZSCHE
Um sich das Wissen Ihres Mentors aneignen zu können und möglichst viel aus seinen Fähigkeiten zu lernen, müssen Sie seine Autorität akzeptieren. Das heißt jedoch nicht, dass Sie passiv bleiben sollen. Im Verlauf des Prozesses gelangen Sie an entscheidende Punkte, an denen Sie die Dynamik selbst festlegen und steuern können. Das heißt, Sie können den Prozess Ihren individuellen Zielen anpassen. Die vier nachfolgenden Strategien sollen Ihnen zeigen, wie Sie das Verhältnis zu Ihrem Mentor voll ausschöpfen und Ihr daraus gewonnenes Wissen in kreative Energie umwandeln können.
1. Wählen Sie einen Mentor, der Ihren Bedürfnissen und Neigungen entspricht
Im Jahr 1888 machte der damals 20-jährige Frank Lloyd Wright eine Lehre als Zeichner. Er war seit einem Jahr in Chicago in der renommierten Firma von Joseph Lyman Silsbee beschäftigt und hatte dort viel über Architektur gelernt. Aber nun wurde er zunehmend unruhig. Schon jetzt hatte er einen völlig neuen architektonischen Stil im Kopf, mit dem er das Fach revolutionieren wollte. Um sich ein eigenes Architekturbüro aufzubauen, fehlte es ihm allerdings noch an Erfahrung. Silsbee war ein gewitzter Geschäftsmann und hatte erkannt, dass er seinen Erfolg der Treue zum Viktorianischen Stil verdankte, der bei seinen Kunden sehr beliebt war. Wright knirschte mit den Zähnen angesichts der Objekte, die er zeichnen musste. Die Tatsache, dass er derart antiquierte Prinzipien des Designs erlernen musste, beleidigte ihn geradezu.
Dann kam ihm jedoch völlig
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