Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
und bestimmte Grundgedanken zur menschlichen Psyche zu festigen. Letztendlich hatte die Auseinandersetzung mit Freud seine eigene Identität gestärkt. Ohne seinen Mentor wäre er nie zu einem so klaren Ergebnis gekommen und auch nie in der Lage gewesen, seine eigene, konkurrierende Schule der Psychoanalyse zu begründen.
Irgendwann in den 1960er Jahren fiel dem Medizinstudenten Vilayanur S. Ramachandran, der an einer Universität in Madras studierte, das Buch Eye and Brain von Richard Gregory in die Hände. (Mehr über Ramachandrans frühe Jahre siehe S. 37–39.) Das Buch des renommierten Professors für Neuropsychologie – sein Stil, die Anekdoten und die inspirierenden Experimente, die darin beschrieben wurden – faszinierte ihn. Angeregt durch die Lektüre begann er, seine eigenen optischen Experimente durchzuführen, und er bemerkte bald, dass ihm dieses Gebiet mehr lag als die Medizin. 1974 erhielt Ramachandran dann die Zulassung für ein Promotionsprogramm an der Universität von Cambridge, in dem es um visuelle Wahrnehmung ging.
Ramachandran war mit Geschichten über die großen englischen Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts und einem Bild von Wissenschaft als einer fast schon romantischen Suche nach der Wahrheit aufgewachsen. Die Vorstellung, dass reine Spekulation zu den großen wissenschaftlichen Theorien und Entdeckungen von Männern wie Faraday und Darwin führen konnte, begeisterte ihn. Er ging davon aus, dass es ungefähr so in Cambridge sein müsste. Zu seiner großen Überraschung betrieben die Studenten und Professoren dort aber Wissenschaft als eine Tätigkeit wie jede andere. Es herrschte ein konkurrenzbetontes und ruinöses Arbeitsklima ähnlich der Atmosphäre in einem Großkonzerns. Ramachandran war bedrückt und fühlte sich allein in einem fremden Land.
Dann kam eines Tages Richard Gregory, Professor an der Universität von Bristol, höchstpersönlich zu einer Vorlesung nach Cambridge. Ramachandran war fasziniert – es war, als entspränge der Vortrag direkt den Schriften Humphry Davys. Gregorys Demonstrationen, bei denen er seine Ideen auf der Bühne vorführte, waren äußerst anregend. Er hatte ein Gespür fürs Theatralische und viel Sinn für Humor. Genau so musste Wissenschaft sein, dachte Ramachandran und ging am Ende der Vorlesung direkt nach vorne, um sich vorzustellten. Die beiden fanden auf Anhieb einen Draht zueinander. Ramachandran erzählte Gregory von einem optischen Experiment, über das er nachgedacht hatte, und der Professor war angetan. Er lud Ramachandran ein, nach Bristol zu kommen und bei ihm zu wohnen. Dort könnten sie das Experiment dann zusammen ausführen. Ramachandran nahm das Angebot an, und in dem Moment, in dem er Gregorys Haus betrat wusste er, dass er seinen Mentor gefunden hatte. Es war vollgestopft mit viktorianischen Geräten, Fossilien und Skeletten, Ramachandran fühlte sich wie in einem Sherlock-Holmes-Roman. Gregory war genau der Typ von Exzentriker, mit dem er sich identifizieren konnte. Schon bald entstand zwischen Cambridge und Bristol ein reger Austausch von Experimenten. Ramachandran hatte einen Mentor fürs Leben gefunden – einen Mentor, der ihn inspirierte und ihn führen konnte. Mit den Jahren übernahm er viel von Gregorys Stil, seiner Art zu spekulieren und seinen experimentellen Methoden.
Yoky Matsukoa, die in den späten 1970er Jahren in Japan aufwuchs, fühlte sich dort immer als Außenseiterin. Wie schon in Kapitel I (S. 39–41) beschrieben, zog sie es vor, die Dinge so anzupacken, wie sie es selbst für richtig hielt. Das war nicht einfach in einem Land, in dem gesellschaftlicher Zusammenhalt und Konformismus mehr geschätzt werden als alles andere. So beschloss sie beispielsweise mit elf Jahren, Tennis als ernsthaften Sport zu betreiben, und machte JohnMc Enroe und Andre Agassi – Hochleistungsrebellen in einer Sportart, die bis dahin als sehr vornehm gegolten hatte – zu ihren Vorbildern. Das starke Bedürfnis, immer ihren eigenen Weg zu gehen, begleitete sie auch, als sie später in die USA ging, um dort zu studieren. Ihrem Instinkt folgend landete sie im damals noch exotischen Bereich der Robotertechnik und wurde für ein Promotionsprogramm am Massachusetts Institute of Technology zugelassen.
Dort traf sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf einen Gleichgesinnten: Rodney Brooks, Professor für Robotertechnik am MIT und schwarzes Schaf des Instituts. Er war sehr direkt, nahm es gern mit den leitenden Persönlichkeiten des
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