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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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neigen, Ihnen gegenüber mehr Geheimnisse preiszugeben als gegenüber anderen. Sie müssen vor dieser emotionalen Komponente des Verhältnisses keine Angst haben, denn sie ist der Grund dafür, weshalb Sie effizienter und intensiver lernen. Sehen Sie es einmal so: Der Prozess des Lernens ähnelt der im Mittelalter praktizierten Kunst der Alchemie. Ziel der Alchemie war es, eine Methode zu finden, die einfaches Metall in Gold verwandelt. Um dieses Ziel zu erreichen, suchten die Alchemisten nach etwas, das man den Stein der Weisen nannte – eine Substanz, die tote Steine oder Metalle lebendig werden ließ und dann auf organische Weise deren chemische Zusammensetzung in Gold verwandelte. Obwohl der Stein der Weisen nie gefunden wurde, hat er eine tiefe metaphorische Bedeutung: Das Wissen, das Sie benötigen um zur Meisterschaft zu gelangen, existiert schon draußen in der Welt. Es ist jedoch wie ein einfaches Metall oder ein toter Stein, Sie müssen es erhitzen, damit es in Ihnen lebendig und aktiv wird. Das tote Wissen soll sich inetwas verwandeln, das für Ihre individuelle Situation von Bedeutung ist. Der Mentor fungiert hierbei als Stein der Weisen. Durch die Zusammenarbeit mit jemand sehr Erfahrenem können Sie das gesammelte Wissen sehr schnell erhitzen und lebendig werden lassen. Es wird zu einer Art Gold.
    Michael Faradays Werdegang ist das perfekte Beispiel für einen solchen alchemistischen Prozess. Der Verlauf seines Lebens schien wie von Zauberhand geführt – er stolperte in genau die Tätigkeit, in der er Bücher lesen, die Wissenschaft kennenlernen und schließlich die richtige Person mit seinen Notizen beeindrucken konnte. Das wiederum führte ihn zu seinem optimalen Mentor, Humphry Davy. Hinter all diesen scheinbar glücklichen und magischen Umständen steckt allerdings eine gewisse Logik. Faraday besaß als junger Mann extremen Wissensdurst und Tatendrang und so führte ihn ein inneres Radar gewissermaßen in den einzigen Buchladen der Gegend. Obwohl es natürlich reines Glück war, dass ihm ausgerechnet das Buch Improvement of the Mind in die Hände fiel, konnte doch nur jemand, der so zielgerichtet war wie Faraday, sofort erkennen, welchen Wert das Buch für ihn hatte und es sich auch voll zunutze machen. Unter der Anleitung von Watts wurde sein Wissen sehr viel praktischer. Dasselbe Radar, das ihn schon in den Laden und zu diesem Buch geführt hatte, wies ihm jetzt jedoch einen neuen Weg. Das Wissen, das er sich angeeignet hatte, war bislang noch zu diffus und unzusammenhängend. Intuitiv erkannte er, dass er, um sein Wissen auch ausschöpfen zu können, einen Mentor aus Fleisch und Blut brauchen würde.
    Sobald er Davy für sich gewonnen hatte, stürzte er sich mit derselben Zielstrebigkeit, die er auch schon zuvor bewiesen hatte, in diese neue Beziehung. In der Zeit, die Faraday für Davy arbeitete, lernte er alles über die Geheimnisse der Chemie und Elektrizität, die der Meister über die Jahre gelüftet hatte. Seine neuen Erkenntnisse konnte er im Labor dann direkt praktisch anwenden, indem er Chemikalien für Davy mischte, aber auch seine eigenen Experimente durchführte. Im Laufe der Zeit übernahm er beim Experimentieren und in der chemischen Analyse die Herangehens-und Denkweise seines Mentors, und sein Wissen wurde immer aktiver.
    Nach acht Jahren hatte diese interaktive Dynamik zu einer der größten Entdeckungen der Wissenschaft geführt: zur Entdeckung der Geheimnisse des Elektromagnetismus. Faradays eigene Studien und das, was er von Davy gelernt hatte, verwandelten sich in kreative Energie, eine Form von Gold. Hätte Faraday den Weg eines Autodidakten weiterverfolgt, sei es aus Angst oder aus Unsicherheit, wäre er sicherlich Buchbinder geblieben – unglücklich und unausgefüllt. Mit Hilfe der Alchemie, die das intensive Verhältnis zwischen Schüler und Mentor in Bewegung setzt, gelang es ihm jedoch, sich zu einem der kreativsten Wissenschaftler der Geschichte zu wandeln.
    Ganz bestimmt hat auch die Religion eine wichtige Rolle in Faradays Ausbildung gespielt. Da er an die lebendige Gegenwart Gottes im gesamten Universum glaubte, tendierte er dazu, alles, was ihm begegnete, als lebendig anzusehen – einschließlich der Bücher, die er las, und des Phänomens der Elektrizität selbst. Da er diese Dinge als Lebewesen empfand, beschäftigte er sich sehr tiefgehend mit ihnen und intensivierte so den Lernprozess. Eine solche Weltsicht geht noch über den religiösen Aspekt hinaus

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