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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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unerwartet zu Ohren, dass der berühmte Chicagoer Architekt Louis Sullivan einen Zeichner suchte. Er sollte dabei helfen, die Entwürfe für ein bestimmtes Gebäude zu Ende zu bringen. Seine Brücken abzubrechen, und Silsbee schon nach so kurzer Zeit wieder zu verlassen, war gefährlich. Für seine persönliche Entwicklung zum Architekten erschien ihm die Arbeit für Sullivan jedoch um einiges anregender. Sullivans Firma war ganz vorne mit dabei, wenn es um Entwürfe für Wolkenkratzer ging, und er brachte dabei neueste Entwicklungen der Technologie und modernste Materialien zum Einsatz.
    Wright ließ seinen ganzen Charme spielen, um sich die Stelle zu sichern. Es gelang ihm, ein persönliches Vorstellungsgespräch zu bekommen, und bei dieser Gelegenheit zeigte er Sullivan einige der interessantesten Zeichnungen, die er bislang selbstständig angefertigt hatte. Er verwickelte ihn in ein Gespräch über Kunst und Philosophie, wobei er über Sullivans ästhetische Vorlieben bestens Bescheid wusste. Sullivan gab ihm den Job und schon ein paar Monate später hatte er in der Firma dann auch eine Lehrstelle als Zeichner. Wright pflegte ein sehr persönliches Verhältnis zu seinem Chef und spielte eifrig die Rolle des Sohnes, den Sullivan nie hatte. Aufgrund seines Talents und mit Sullivans Segen beförderte man ihn schnell zum leitenden Zeichner der Firma. Wright wurde, wie er es selbst einmal formulierte, »zum Bleistift in Sullivans Hand«. 1893 entließ man ihn jedochwegen Schwarzarbeit. Zu diesem Zeitpunkt hatte Wright aber schon alles gelernt, was es zu lernen gab, und er begann – bestens vorbereitet – seine eigenen Wege zu gehen. Von Sullivan hatte er in den letzten fünf Jahren eine Unterweisung in moderner Architektur erhalten, die ihm niemand sonst hätte geben können.
    Im Jahr 1906 war Carl Jung 31 Jahre alt und ein vielversprechender Psychiater. Er hatte sich mit seiner Arbeit auf dem Gebiet der experimentellen Psychologie einen Namen gemacht und bekleidete eine bedeutende Stelle am Burghölzli, einer psychiatrischen Klinik in Zürich. Trotz des offensichtlichen Erfolgs, der sein Leben begleitete, litt er jedoch unter beträchtlichen Unsicherheiten. Er glaubte, sein Interesse an okkulten und merkwürdigen psychischen Phänomenen sei eine Schwäche, die er aufarbeiten müsse. Die Behandlung seiner Patienten, die oft nicht sonderlich effektiv war, frustrierte ihn. Er machte sich Sorgen, dass es seiner Arbeit an der nötigen Rechtfertigung und ihm selbst an Durchsetzungsvermögen fehlte. Also begann er eine Korrespondenz mit dem damals 51-jährigen Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud. Jung hatte ein eher gespaltenes Verhältnis zu Freud. Einerseits bewunderte, ja verehrte er ihn sogar als einen Pionier seines Fachs, andererseits gefiel ihm die besondere Bedeutung, die Freud der Sexualität als dem entscheidenden Auslöser von Neurosen beimaß, überhaupt nicht. Vielleicht war seine Aversion gegenüber diesem Aspekt der Freudschen Psychologie nur auf Vorurteile und Unkenntnis gegründet, und er könnte sie überwinden, indem er mit Freud darüber diskutierte. Durch ihre Korrespondenz entwickelte sich schnell ein gutes Verhältnis, und Jung konnte den Meister zu psychologischen Themen befragen, die er selbst noch nicht vollständig begriffen hatte.
    Ein Jahr später trafen sie sich schließlich persönlich in Wien und unterhielten sich dreizehn Stunden lang ununterbrochen. Freud war fasziniert von diesem jungen Mann, der so viel kreativer war als all seine anderen Gefolgsleute. Schon jetzt erkannte er in ihm seinen Nachfolger auf dem Gebiet der Psychoanalyse. Für Jung hingegen war Freud eine Vaterfigur, die zu dem Mentor werden konnte, nach dem er schon so lange verzweifelt gesucht hatte – ein Einfluss, der ihm den nötigen Halt gab. Gemeinsam bereisten die beiden die Vereinigten Staaten, trafen sich regelmäßig und korrespondierten unablässig miteinander. Nach fünf Jahren kehrten Jungs anfängliche Zweifel jedoch zurück. Er begann, Freud als eine Art Diktator zu sehen, und litt unter der Vorstellung, dessen Lehrsätzen folgen zu müssen. Inzwischen war ihm klar geworden, warum er schon zu Beginn mit Freuds Fokus auf die Sexualität als Ursache für sämtliche Neurosen nicht einig war.
    Im Jahr 1913 kam es dann zum endgültigen Bruch zwischen den beiden, und Jung wurde für immer aus Freuds engerem Kreis verstoßen. Durch ihre Beziehung war es Jung jedoch gelungen, all seine Zweifel auszuräumen

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