Perfekt
die Möglichkeit, der mexikanischen Polizei zu >assistieren<. Und die sind nicht besonders gut in solchen Dingen.«
Am ganzen Leib zitternd, betrat Julie die Ankunftshalle, wo Verwandte und Freunde die ankommenden Passagiere begrüßten. Fieberhaft suchte sie nach einem hochgewachsenen dunkelhaarigen Mann, der sich wahrscheinlich am Rande einer fröhlichen Gruppe aufhalten würde. Da sie niemanden sah, ging sie zögernd einige Schritte weiter und blieb dann in einer Mischung aus Erleichterung und Panik erneut stehen.
»Pardon, Senorita!« rief ein Mexikaner, der sie fast umgerannt hätte, weil er, an einer Hand ein kleines Kind, in der anderen einen großen Koffer, wohl in letzter Minute noch sein Flugzeug erwischen wollte.
»Entschuldigung!« sagte ein anderer Mann und schubste sie rüde beiseite. Er war sehr groß und hatte dunkles Haar, sein Gesicht war von ihr abgewandt. »Zack!« flüsterte sie entsetzt und fuhr herum, um ihm verstört nachzublicken, wie er in Richtung auf einen Flugsteig wegrannte, wo die Passagiere eines anderen Flugs aus der Maschine strömten. Drei Mexikaner, die an einem Pfosten lehnten und sich betont lässig gaben, starrten erst sie, dann den Mann und dann wieder sie an. Sie bemerkte sie in demselben Moment, in dem sie das Gesicht des Mannes sah. Es war nicht Zack.
Die Lautsprecheranlage dröhnte in ihren Ohren: »Flug 620 aus Los Angeles wird jetzt auf Flugsteig A-64 erwartet. Flug 1152 aus Phoenix wird in Kürze auf Flugsteig A-34 erwartet. Flug 134 ...«
Noch mehr zitternd als vorher, hob Julie ihre Hand, strich sich das Haar aus der Stirn und begann, rasch und planlos durch die Flughafenhalle zu laufen. Sie wollte, daß alles möglichst schnell vorüber wäre, und sie wollte auch plötzlich überhaupt nichts mehr mitbekommen. Noch vier Minuten. Wenn sie schnell genug ging, so dachte sie, und weder nach rechts noch nach links schaute, dann würde Zack hinter einer Säule hervorkommen oder plötzlich unter einer Tür auftauchen, und sie würden ihn festnehmen, und es wäre endlich vorbei.
Bitte, lieber Gott, laß es schnell vorübergehen, flehte sie, während sie raschen Schrittes und ohne aufgehalten zu werden den Zoll passierte. Laß nicht zu, daß sie ihm weh tun. Laß es schnell vorbei sein. Sie dürfen ihn nicht verletzen. Laß es schnell vorbei sein.
Mit ausgreifenden Schritten überholte sie andere Passagiere, die noch unschlüssig herumstanden oder auf die Zollkontrolle warteten, und sah sich, ohne langsamer zu werden, nach einem Schild um, das den Weg zum Ausgang wies. Sie folgte dem Pfeil und lief rasch weiter. Sie dürfen ihm nicht weh tun ... Laß nicht zu, daß sie ihm weh tun ... Laß ihn gar nicht hier sein, murmelte sie hysterisch vor sich hin, während sie durch die Halle eilte. Noch zwei Minuten. Vor ihr lagen die Türen, die nach draußen führten, wo Taxis und Privatwagen warteten. Laß ihn nicht hier sein. Laß ihn nicht hier sein. Laß ihn nicht hier sein.
Er war nicht hier.
Ohne zu merken, daß Ströme lachender, fröhlicher Menschen sie vorwärtstrieben, daß Gruppen sich lauthals unterhaltender Menschen sich teilen mußten, um den Flughafen verlassen zu können, blieb Julie stehen. Sie drehte sich langsam um, und ihr Blick glitt vorbei an Paul Richardson, der ebenfalls stehengeblieben und anscheinend in ein interessantes Gespräch mit Ted verwickelt war ... über eine Gruppe Mexikaner, die lachend auf sie zukamen ... über den hochgewachsenen älteren Mann mit grauem Haar, der mit gesenktem Kopf einen schweren Koffer schleppte ... über die Mutter mit ... Der alte Mann! Julies Blick flog zurück zu ihm, und im selben Augenblick hob er den Kopf. Und sie sah - seine warmen, lächelnden goldenen Augen.
Julie schrie ihm eine stumme Warnung zu, fing an zu rennen, fing an, sich durch die Menschenmassen zu drängen, um sich zwischen ihn und die ihm drohende Gefahr zu werfen, als eine männliche Stimme donnerte: »BLEIBEN SIE STEHEN, BENEDICT. SIE HABEN KEINE CHANCE!«
Zack erstarrte, Männer packten ihn, schleuderten ihn gegen die Wand, doch sein Blick blieb auf Julie geheftet, sie stumm, aber eindringlich warnend, wegzubleiben. Auf einmal brach die Hölle los: Passagiere kreischten und warfen sich zur Seite, um den mexikanischen Federales den Weg freizumachen, die mit gezogenen Waffen vorwärtsstürmten. Julie hörte sich selbst schreien: »Tut ihm nichts! Sie dürfen ihm nichts tun!«
Paul Richardson packte sie und riß sie zurück.
»Sie verletzen
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