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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Hände griffen nach ihr, aber sie trat ein paar Schritte zurück und starrte mit tränenblinden Augen von ihrer Mutter und Katherine, die sich bückten, um die Porzellanscherben aufzuheben, auf ihren Vater und Ted, die in ihrer Nähe standen und sie beunruhigt beobachteten. »Bitte«, stieß sie hervor. »Ich muß jetzt allein sein. Dad«, fügte sie hinzu, ihre Hysterie soweit unter Kontrolle bekommend, daß sie, wenn auch mit stockender Stimme, sprechen konnte, »bring bitte Mutter nach Hause. Sie soll sich nicht wegen mir aufregen. Das ist nicht gut für ihren Blutdruck.«
    Sie drehte sich um, ging in ihr Schlafzimmer, schloß die Tür hinter sich und setzte sich im Dunkel auf ihr Bett. Irgendwo im Haus hörte sie das Telefon läuten, doch in ihrem Kopf dröhnte die Stimme von Mrs. Stanhope:
    »Zachary hat seinen eigenen Bruder umgebracht, und er hat auch seine Frau getötet ...In seinen Filmen hat er Männer gespielt, die völlig unnötigerweise mordeten und trotzdem ihrer gerechten Strafe entkamen, weil sie als >Helden< gefeiert wurden. Vielleicht ist er schon lange nicht mehr in der Lage, Realität und Fantasiewelt auseinanderzuhalten ... Zachary ist geistesgestört.«
    »Wäre er rechtzeitig in psychiatrische Behandlung gekommen, wäre Rachel Evans heute wahrscheinlich noch sehr lebendig ...
    Um Ihrer selbst willen, Miß Mathison, sagen Sie der Polizei, wo er sich aufhält. Andernfalls wird es eines Tages noch ein weiteres Mordopfer geben, und dann müssen Sie den Rest Ihres Lebens mit denselben Schuldgefühlen leben, wie ich sie ertragen muß ...«
    Tony Austins bekanntes attraktives Gesicht tauchte verschwommen vor Julies Augen auf, er lächelte verführerisch. Jetzt würde er nie wieder lächeln. Wie Rachel Evans und Justin Stanhope war er tot. Ermordet.
    Sie hörte Matt Farrells Stimme: »Wir haben auch Hinweise entdeckt, die auf Diana Copeland ... Emily McDaniels ... und Tommy Newton deuten.«
    Julie griff in ihre Nachttischschublade, holte Zacks Brief heraus und drückte ihn an ihre Brust; sie brauchte ihn nicht zu lesen; sie kannte jedes Wort auswendig. In tränenlosem Schmerz ließ sie sich hintenüberfallen, den Brief an ihr Herz gepreßt, leise seinen Namen in die Dunkelheit flüsternd.
    Aus dem Wohnzimmer drangen gedämpfte Stimmen zu ihr herüber und holten sie aus dem Abgrund, in dem nichts existierte außer der dumpfen Qual des Augenblicks, langsam wieder in die Realität zurück. Stimmen, die sie zum Aufstehen zwangen. Stimmen von Menschen, die es erfahren mußten ... die ihr helfen mußten ...

60
    Als Julie ins Wohnzimmer trat, unterbrach ihr Vater seine Unterhaltung mit Ted und Katherine. Sie stand aufrecht, aber stocksteif da, und hielt den Brief in der Hand, den sie vorgehabt hatte, ihrer Familie zu hinterlassen.
    »Ich habe Mutter nach Hause geschickt«, sagte ihr Vater. Julie nickte stumm, dann räusperte sie sich. »Das ist gut.« Einen Moment lang hielt sie den Brief noch fest, dann warf sie ihn ihrem Vater zu. Als er ihn auffing, auseinanderfaltete und ihn so hielt, daß Ted mitlesen konnte, fügte sie hinzu: »Ich wollte ... ich wollte morgen weg, um bei ihm zu bleiben.«
    Ted sah sie scharf an.
    »Ja, es ist wahr«, betonte sie, bevor er etwas sagen konnte.
    Julie sah, wie er auf sie zukam, und sie drehte sich rasch weg, als er seine Hand nach ihrem Arm ausstreckte. »Faß mich nicht an!« kreischte sie hysterisch und klammerte sich an die Rückenlehne eines Stuhls. »Faß mich ja nicht an!« Sie wandte sich dem düsteren, sorgenvollen Gesicht ihres Vaters zu und beobachtete, wie er den Brief las, ihn dann auf den Tisch fallen ließ und aufstand. »Hilf mir«, schluchzte sie gebrochen. »Bitte hilf mir. Du weißt doch immer, was richtig ist. Ich muß das tun, was richtig ist. Irgend jemand muß mir helfen!« Sie sah erst Katherine an, die selber mit den Tränen kämpfte, und dann Ted.
    Plötzlich hielt ihr Vater sie in seinen Armen und drückte sie fest an seine Brust. Seine Hand strich ihr über das Haar, und er beruhigte sie genauso, wie er es immer getan hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen und wegen irgendeiner Kleinigkeit heulend zu ihm gerannt war. »Du weißt doch selber, was du tun mußt«, sagte er heiser. »Der Mann muß gefaßt werden. Man muß ihn aufhalten. Ted, du bist der Anwalt in der Familie. Wie gehen wir jetzt am besten vor, ohne Julie noch weiter zu belasten?«
    Ted überlegte einen Augenblick und sagte dann: »Paul Richardson ist unsere größte

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