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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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und dröhnten und dröhnten.
    Katherine war gerade dabei, Toastbrot, Marmelade und ein Glas Orangensaft auf ein Tablett zu stellen, als sie die Eingangstür ins Schloß fallen hörte. Ted hatte sie, wie er es ihr gestern versprochen hatte, sofort angerufen, als er mit Julie wieder zu Hause war, aber als Katherine ankam, war die Familie bereits versammelt, und so hatte sie über das, was in Mexico City passiert war, nicht mehr erfahren als die kurze, zweifellos sehr verharmlosende Version, die Ted seinen besorgten Eltern gegeben hatte.
    Mit dem Tablett in Händen ging sie ins Wohnzimmer, blieb aber abrupt stehen, als sie Ted sah: Die Ellbogen auf die Knie gestützt, saß er auf dem Sofa und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Er bot ein solches Bild der Verzweiflung, daß ihr augenblicklich klarwurde, daß nicht nur Müdigkeit und Erschöpfung ihn so fertigmachten.
    »Es war schlimm in Mexiko, nicht wahr?« fragte sie leise.
    »Schlimmer als schlimm«, antwortete er und rieb sich das Gesicht mit den Händen, als sie das Tablett auf den Couchtisch stellte und sich auf der anderen Seite des Sofas hinsetzte. Wieder stützte er die Arme auf die Knie, wandte sich ihr zu und sagte tonlos: »Es war der reinste Alptraum. Das einzig Gute war, daß Julie so überreizt war, daß sie von dem, was vor sich ging, nicht einmal die Hälfte mitbekommen hat. Dessen bin ich mir sicher. Außerdem hat Paul Richardson es fertiggebracht, sie dort festzuhalten, wo ihre Sicht durch das ganze Chaos blockiert war, so daß sie nur einen Bruchteil sehen konnte. Ich jedoch«, fuhr er bitter fort, »hatte einen regelrechten Logenplatz mit hervorragender Sicht, und ich war nicht hysterisch. Es war schlimmer, als ich es mir in meinen schlimmsten Träumen vorgestellt hätte ...«
    Da er anscheinend nicht wußte, wie er anfangen sollte, das Ganze zu schildern, fragte Katherine: »Du meinst, Benedict ist gewalttätig geworden? Hat er versucht, ihr etwas anzutun?«
    »Gewalttätig?« wiederholte er, und seine Stimme klang bitter. »Ihr etwas anzutun? Bei Gott, ich wünschte fast, er hätte es versucht! Das wäre besser für sie gewesen, hätte ihr alles viel, viel leichter gemacht.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    Mit einem Seufzer ließ er sich gegen die Sofalehne sinken, legte den Kopf in den Nacken, starrte die Zimmerdecke an und lachte grimmig. »Nein, er ist nicht gewalttätig geworden. Sobald er merkte, was los war, erstarrte er; er rührte sich nicht vom Fleck, duckte sich nicht, machte keine Anstalten zu fliehen. Er stand einfach nur da, ohne sich zu wehren, starrte Julie an und versuchte ihr mit einer Kopfbewegung klarzumachen, daß sie weglaufen und sich verstecken solle. Er zuckte nicht und sagte kein einziges Wort, auch nicht als die Handschellen zuschnappten und sie ihn gegen die Wand schubsten, um ihn zu durchsuchen. Bei den Federales - der mexikanischen Polizei - ist das, was wir »unnötige Gewaltanwendung< nennen, durchaus nichts Unbilliges, und sie haben ihn unter dem Vorwand, ihn zu durchsuchen, brutal behandelt. Einer hat ihn in die Nieren geschlagen, ein anderer trat ihm in die Kniekehlen, und er hat nicht einmal den geringsten Versuch unternommen, sich zu wehren. Nicht einen Ton hat er von sich gegeben. Bei Gott, ich habe in meinem Leben noch nie jemand gesehen, der sich so verhalten hat, der sich derart im Griff hatte. Nicht wenn die Polizei echt gewalttätig wurde. Es war, als sei er so verzweifelt bemüht, alles möglichst ruhig ablaufen zu lassen, daß es ihm ganz gleich war, was sie mit ihm machten. Julie konnte das meiste gar nicht sehen, und trotzdem hat sie sich die Seele aus dem Leib geschrien, daß sie ihm nicht weh tun sollten.«
    »Trink das, bevor du weitererzählst«, sagte Katherine und hielt ihm ein Glas Orangensaft hin. Er setzte sich auf und nahm es mit einem kurzen, dankbaren Lächeln entgegen -so als habe es ihn schon die ganze Zeit danach verlangt. »Und das war dann das Ende?« erkundigte sie sich, als er das Glas fast ausgetrunken hatte.
    Er schüttelte den Kopf und nahm wieder seine alte Position ein, Arme auf den Knien, die Schultern vornübergebeugt, rollte das Glas zwischen seinen Händen und starrte hinein. »Nein«, sagte er in ätzendem Ton, »das war bloß der angenehme Teil.«
    »Und was war der schlimme Teil?« fragte Katherine ängstlich.
    »Der kam ein paar Minuten später, als sie Benedict abführten. Hadley, der Direktor des Staatsgefängnisses von Amarillo, ein ganz mieser, sadistischer

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