Perfekt
ihn!« schrie sie und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, da sie nicht sehen konnte, was die Männer mit ihm machten. »Sie tun ihm weh!«
»Ist ja vorbei!« rief Paul ihr ins Ohr. »Alles in Ordnung! Es ist vorbei!«
Endlich registrierte Julie, was er gesagt hatte, und erstarrte. Unfähig sich zu rühren oder wegzublicken beobachtete sie wie gelähmt, wie Zack festgehalten und unter Aufsicht eines kleinen, untadelig gekleideten Mannes mit dünnem Haar, der plötzlich das Kommando übernommen zu haben schien, durchsucht wurde. Lächelnd sah er zu, wie die mexikanischen Federales Zack filzten, und hörte ihn sagen: »Jetzt geht's nach Hause, Benedict, und wir werden lange, lange Zeit beieinander sein ...« Er verstummte, als einer der Federales etwas aus Zacks Tasche zog, und streckte seine Hand danach aus. »Was ist das?« schnappte er.
Der Beamte ließ das Ding in seine offene Handfläche fallen, und Julie lief es eiskalt den Rücken hinunter, als sie die Bösartigkeit im Gesicht des kleinen Mannes sah. Gehässig grinsend, blickte er von dem Ding in seiner Hand in Zacks ausdrucksloses Gesicht. »Wie reizend!« spottete er höhnisch, drehte sich dann abrupt um und kam auf Julie zu.
»Ich bin Gefängnisdirektor Hadley«, sagte er und hielt ihr die offene Hand entgegen. »Schätze, das hier war für Sie gedacht.«
Julie reagierte nicht, konnte sich nicht bewegen, weil Zack sie jetzt anblickte, und als sie den Ausdruck sah, der in seinen Augen stand, wäre sie am liebsten gestorben. Stumm sagte er ihr, daß er sie liebe. Sagte, daß es ihm leid täte. Sagte ihr adieu.
Weil er noch immer annahm, daß sie die Polizei unbeabsichtigt auf seine Spur gebracht hatte.
»Na, nehmen Sie schon!« schnauzte Hadley sie an.
Von seinem rüden Ton aufgerüttelt, streckte Julie automatisch die Hand aus.
Und er ließ einen zierlichen, diamantbesetzten Ehering hineinfallen.
»Oh, nein ...«, stöhnte sie und drückte ihn an ihre Brust, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Nein, nein, nein ...«
Hadley ignorierte ihre Reaktion und wandte sich an die mexikanische Polizei. »Bringt ihn hier raus!« befahl er und deutete mit dem Kopf in Richtung auf die Türen, vor denen, in dem Trubel fast unbemerkt, Dutzende von Polizeifahrzeugen mit rotierendem Blaulicht vorgefahren waren. Doch als die Federales Zack vorwärts zerrten, schien Hadley plötzlich etwas einzufallen. »Wartet noch einen Augenblick!« rief er und wandte sich Julie zu, während man Zack neben ihr festhielt. Dann sagte er mit widerwärtig bösartiger Stimme: »Miß Mathison, verzeihen Sie mir meine Unhöflichkeit. Ich habe Ihnen noch gar nicht für Ihre Kooperation gedankt. Hätten Sie uns nicht dabei geholfen, das Ganze so durchzuziehen, wäre Benedict vielleicht nie gefaßt worden.«
Zack riß den Kopf hoch, sein Blick traf Julies schuldbewußte Miene, und sie litt Höllenqualen, als sie zusehen mußte, wie sein Gesichtsausdruck sich von Ungläubigkeit in blanken Haß verwandelte. Einen so tiefen Haß, daß sein Gesicht sich zu einer Maske aus Zorn und Wut verzerrte. Mit einer plötzlichen Bewegung gelang es ihm, seine Bewacher abzuschütteln, und er stürzte auf die Tür zu.
»Haltet den Mistkerl!« brüllte Hadley, und der Zorn in seiner Stimme veranlaßte die erschrockenen Federales, mit ihren Knüppeln hemmungslos auf den Flüchtenden einzuschlagen.
Julie hörte, wie Holz auf Knochen und Fleisch traf, sie sah, wie Zack zu Boden ging, und als die Federales ihre Knüppel erneut hoben, um auf den bereits halb Bewußtlosen einzuschlagen, drehte sie vollends durch. Sie riß sich aus Pauls Griff los und stürzte sich auf Hadley. Schluchzend vor maßlosem Schmerz krallte sie sich mit ihren Nägeln in sein Gesicht und trat in heller Raserei auf ihn ein, während Paul sich bemühte, sie festzuhalten. Hadley wollte Zurückschlagen, doch Paul schrie ihn an: »Sie sadistischer Hurensohn, wagen Sie nur, sie anzurühren, dann breche ich Ihnen höchstpersönlich das Genick!« Einem seiner Männer rief er zu: »Bringt den verdammten Arzt her!« Dann deutete er mit dem Kopf auf Hadley und befahl: »Und bringt den hier raus!«
Doch er hätte sich keine Sorgen mehr zu machen brauchen ... Julie glitt in seinen Armen langsam zu Boden. Sie hatte das Bewußtsein verloren.
62
Seine schwarze Aktentasche in der Hand, verließ Dr. Delorik Julies Schlafzimmer und lächelte Julies besorgt dreinschauende Familie inklusive Katherine, die im Wohnzimmer auf seine
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