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Performer, Styler, Egoisten

Performer, Styler, Egoisten

Titel: Performer, Styler, Egoisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Heinzelmaier
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Österreich auftretenden „Mini-Kandidaten“, die Popstar imitieren, z. B. Michael Jackson. In den 1990er Jahren war die „Mini Playback Show“ ein TV-Format, in dem Kinder die Bühnenperformance von Popstars möglichst stilecht darzustellen hatten. Auch dieses Format leistete einen Beitrag für die Vorverlagerung der Integration von Kindern in popkulturelle Kontexte.
    Mit den Folgen dieser frühzeitigen Verwandlung von kinderkulturell ausgerichteten Kindern in popkulturelle Kids und der damit verbundenen Veränderung des kulturellen und Konsumverhaltens der Betroffenen muss sich das Jugendmarketing ebenso auseinandersetzen wie mit den Phänomen der so genannten „Nesthocker“, also der Jugendlichen, die das Elternhaus immer später verlassen, ein Begriff, der symbolisch für die Verlängerung der Jugendphase oft bis hinein ins vierte Lebensjahrzehnt steht. Schon seit den 1980er Jahren hat die Jugendforschung versucht, der Ausdehnung der Jugendphase weit hinein in das Erwachsenenalter Rechnung zu tragen, indem sie den Begriff der „Nach-Jugend“, die Postadoleszenz, in Stellung brachte.
    Bereits die Shell-Studie 1981 entdeckte, dass sich „das System der Altersgliederung, das im Industriekapitalismus sich herausgebildet hat, neu konstituiert“ (Jugendwerk der Deutschen Shell 1981: 101). Der Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter war offensichtlich ins Stocken geraten. Zwischen die beiden Lebensphasen schob sich ein neuer Lebensabschnitt, in dem die Menschen weder richtig jugendlich noch richtig erwachsen zu sein schienen, ein Hybrid aus beiden Lebenskulturen, verwirrend, schillernd, widersprüchlich, uneindeutig und ohne klare Konturen.
    Drei neue soziokulturelle Konstellationen sind ausschlaggebend für das Entstehen der postadoleszenten Lebensphase: die Verlängerung der Verweildauer in Bildungseinrichtungen, die zunehmende Jugendarbeitslosigkeit und die Herausbildung von posttraditionellen Formen der Vergemeinschaftung, so genannte Szenen, in die sich jene flüchten können, die den Einstieg ins Erwachsenenleben zumindest hinauszögern wollen (vgl. ebd.: 101ff.).
    Seit 1981 hat sich die Tendenz zum verzögerten Ausstieg aus der Jugendphase verstärkt. Die Gründe dafür liegen in der deutlichen Intensivierung der Wirkungsmacht der oben genannten drei für die Herausbildung der biographischen Phase Postadoleszenz wesentlichen soziokulturellen Faktoren. Die Zahl der jungen Menschen in höheren Bildungsgängen ist drastisch gestiegen, ebenso die europäische Jugendarbeitslosigkeit, und auch der Einfluss der kommerziellen Jugendkulturen auf die Jugend und die damit verbundene fast flächendeckende Ausbreitung von Jugendszenen ist größer geworden.
    Schon der britische Soziologe Gillis hat festgestellt, dass die postadoleszente Lebensphase durch „Mündigkeit ohne wirtschaftliche Grundlage“ (zitiert nach Schäffers/Scherr 2005: 25) gekennzeichnet ist. Die Postadoleszenten sind soziokulturell selbständig, aber wirtschaftlich abhängig. Ob sie nun zur Schule gehen, arbeitslos sind oder sich freiwillig in ein jugendkulturelles Moratorium flüchten, immer bleibt das Angewiesensein auf das Geld der Familie oder des Staates ein diese Lebensphase prägender Umstand.
    Die Diskrepanz zwischen kultureller Stärke und ökonomischer Schwäche prägt die Situation der jungen Altersgruppen insgesamt. Die postmoderne Jugend ist kulturell wohl die mächtigste Jugend aller Zeiten, ihr ökonomischer und politischer Einfluss ist dagegen verschwindend gering. So liegt die Macht in der Wirtschaft noch immer bei alten Männern zwischen 45 und 65 Jahren und die Politik ist weitgehend jugendfrei. Jedenfalls finden sich kaum Menschen unter 30 Jahren in den Entscheidungsgremien der repräsentativen Demokratie in Deutschland. Dies ist auch in Österreich so, obwohl dort seit 2007 die Sechzehnjährigen über das aktive Wahlrecht verfügen. In Deutschland wird das aktive Wahlrecht mit 16 Jahren seit einigen Jahren öffentlich diskutiert, in Brandenburg und Bremen ist es bereits eingeführt, aber auch hier bleiben die Sitze in den Parlamenten den Alten vorbehalten. Selbst ehemalige junge Parteien, wie die aus außerparlamentarischen Jugendbewegungen hervorgegangenen Grünen, sind in der Zwischenzeit zu einer Vereinigung von älteren HonoratiorInnen geworden. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland prägen die 45-60-Jährigen das parlamentarische Erscheinungsbild der grünen Parteien.
    Aber dort, wo es um Zeichen, Symbole

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