Perlenregen
und mir ein bisschen Bestätigung verschaffen, was meinem angekratzten Ego gut täte. Mit Malte verbindet mich mehr als Freundschaft, aber weniger als Liebe. Zumindest von meiner Seite aus. Wenn es nach ihm ginge, wären wir längst ein Paar, aber ich vertröste ihn und tu so, als wäre ich noch nicht über meinen Ex Johannes hinweg.
Mit den Männern ist es bei mir so eine Sache. „Du bist viel zu wählerisch!“, wirft Kathi mir regelmäßig vor. „Es muss doch nicht gleich der Mann fürs Leben sein – man kann doch auch so seinen Spaß haben!“ Das stimmt, könnte man. Bei meinen wenigen Versuchen, einfach nur Spaß zu haben, plagt mich allerdings hinterher stets das schlechte Gewissen. Malte ist verliebt in mich, aber ich nicht ihn. Oder Kim. Der ist zwar nicht verliebt in mich, doch er hat auch noch mit lauter anderen Frauen Spaß. Bei solchen Typen befürchte ich, mir eine Geschlechtskrankheit einzufangen. Außerdem wünsche ich mir Herzklopfen und echte Liebe. Es ist so lange her, dass jemand das gleiche für mich empfand wie ich für ihn.
Dann sind da noch die Weicheier. Das sind solche Typen, die Katzenbilder auf Facebook posten und noch nie eine richtige Beziehung hatten, weil sie auf eine Traumfrau aus dem Modelkatalog warten. Manchmal glaube ich, ich werde nie wieder einen Freund finden. Vielleicht bleibe ich ein ewiger Single. Was für eine schreckliche Vorstellung!
Mit Johannes war alles schön. Wir waren fast drei Jahre lang zusammen. Von mir aus hätte es immer so weiter gehen können. Wir waren beide siebzehn, als wir zusammenkamen und hatten bis dahin wenige Erfahrungen gesammelt. Als ich ihn eines Tages fragte, ob wir zusammenziehen wollen, brauchte er mehrere Tage, um mir beizubringen, dass er sich in seine Kollegin verliebt hatte. Das ganze ist zwei Jahre her, aber ich komme einfach nicht drüber weg. Nicht über Johannes an sich, denn als er mir auf dem Weihnachtsmarkt im letzten Winter zufällig über den Weg lief, empfand ich rein gar nichts mehr für ihn. Ganz abgesehen davon, dass er optisch ganz schön nachgelassen hat. Aber dass eine Liebe einfach so erlischt, sich all die Sehnsüchte und Träume in Luft auflösen, damit habe ich offenbar ein ernsthaftes Problem. Ich suche den Einen und finde doch nur all die anderen.
Nachdenklich fahre ich nach Hause. Ich lebe in einer Einliegerwohnung bei meinen Eltern. Glücklicherweise sind sie gerade im Urlaub und bombardieren mich nicht mit ihren nervigen Fragen. Manchmal überlege ich, ob ich mir eine andere Wohnung suche, aber dann verwerfe ich den Gedanken wieder. Ich habe hier eine eigene Wohnungstür, drei große Zimmer, Küche und Bad und bezahle keinen Cent dafür. Es wäre dumm auszuziehen. Aber so ist es langweilig und abhängig. Meine Eltern behandeln mich wie einen Teenager. Ich beneide Nico darum, dass er gleich nach dem Abi fürs Studium ausgezogen ist und später nie mehr auf die Idee kam zurückzukehren. Ich sitze fest in unserer Kleinstadt und werde bis an mein Lebensende hier versauern, wenn nicht endlich mal etwas passiert!
Wütend ziehe ich mich bis auf die Unterwäsche aus und lasse meine Klamotten zu
Boden fallen. Ratlos stehe ich vorm Kleiderschrank, überlege, was ich mit den vorhandenen Mitteln an mir verändern könnte. Ich sehe immer gleich aus! Klassischer Business-Schick, weiße Bluse, beigefarbene Chino, die braunen glatten Haare halblang und dazu immer perfekt geschminkt. Langweilig! Selbst meine neuen Perlenohrringe, die mich ein halbes Vermögen gekostet haben, stören mich auf einmal und ich lege sie ins Schmuckkästchen. Nein, heute will ich sexy und nicht edel aussehen. Manchmal hat es auch Vorteile, wenn man weder nach oben noch in die Breite wächst, denn so passen einem auch Sachen von vor acht Jahren. Ich schlüpfe in einen Jeans-Minirock, ziehe mir ein gelbes schulterfreies Top an und wühle in der untersten Schublade meiner Kommode so lange, bis ich endlich die sehr hohen Bändchen-Sandalen finde. Sieht komisch aus, aber jetzt lass ich es an. Malte wird es überleben; ich rufe ihn gleich an.
„Na du, was machst du gerade?“, erkundige ich mich mit einschmeichelnder Stimme. Das zieht bei ihm immer.
„Ach, du, ich bin noch im Büro. Alles klar bei dir? Du klingst irgendwie so anders.“
„Ja, alles bestens. Ich hab mir nur eben sehr schräge Klamotten angezogen, vielleicht klinge ich deswegen so komisch. Duuu, Malte?“
„Hm?“
„Hast du nach der Arbeit noch was vor? Ich hätte Lust noch ein
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