Pern 01 - Die Welt der Drachen
Geiseln auszuliefern.
»Ich verlasse mich auf Ihre Intelligenz und Ihr Geschick«, betonte er. Einen Moment lang sah er ihr in die Augen, und sie nickte kurz. Sie hatte seine Ermahnung verstanden. Dennoch beauftragte er Mnementh damit, auf sie zu achten.
Mnementh erwiderte, dass er diese Aufgabe für eine
Zeitverschwendung halte, da Lessa klüger sei als sämtliche anderen Weyrbewohner. Sie habe immer wieder ihre Umsicht bewiesen.
Vor allem, als sie diese Invasion heraufbeschwor, erinnerte ihn F'lar.
»Aber die Barone ...«, stieß R'gul hervor.
K'net sprang auf. »Wenn wir nicht so lange auf Ihre Befehle gehört hätten, wäre es niemals so weit gekommen, R'gul! Verschwinden Sie doch im Dazwischen, falls Sie Angst haben. Es war höchste Zeit, dass F'lar die Zügel in die Hand nahm.«
»K'net! R'gul! rief F'lar über den Beifallslärm hinweg. Als sich die Drachenreiter beruhigt hatten, fuhr er fort: »Hier sind meine Befehle. Ich erwarte, dass sie genau befolgt werden.«
In raschen Worten umriss er seinen Plan, und er stellte mit Befriedigung fest, dass die anfängliche Unsicherheit der 143
Männer Bewunderung und Respekt wich.
Nachdem alle Reiter sein Vorhaben verstanden hatten, bat er Mnementh um eine Lageschilderung.
Die Bewaffneten haben das Plateau jenseits des Sees
erreicht; die Vorhut befindet sich bereits auf dem Wege zum Weryreingang. Mnementh fügte hinzu, dass der Aufenthalt im Weyr für die Geiseln sehr nützlich sei.
»In welcher Hinsicht? erkundigte sich F'lar.
Mnementh knurrte amüsiert. Zwei der jungen Grünen haben die Futterstelle aufgesucht, das ist alles. Aber irgendwie scheint ihre Mahlzeit die Damen zu entsetzen.
F'lar schüttelte den Kopf, Lessa war wirklich teuflisch klug.
Er bemühte sich, diese Gedanken vor Mnementh zu verbergen.
Der Bronzedrache war in das Mädchen nicht weniger
verschossen als in Ramoth. Sie schien eine magische
Anziehungskraft auf ihn auszuüben.
»Unsere Gäste sind am See-Plateau«, erklärte er den
Drachenreitern. »Ihr kennt eure Stellungen. Sammelt die Geschwader!«
Ohne sich noch einmal umzusehen, eilte er zum
Felsvorsprung hinaus.
In einem kleinen Tal warteten die Frauen, bewacht von vier jungen grünen Drachen. Sie schienen in ihrer Angst nicht zu bemerken, dass es sich bei den Reitern um Jugendliche handelte. Die Weyrherrin stand etwas abseits.
Unterdrücktes Schluchzen drang an F'Iars Ohr. Er sah hinüber zur Futterstelle. Ein grüner Drache kreiste dicht über der Herde und stieß dann auf einen Bock zu. Ein anderer saß auf einem Felsvorsprung und zerriss seine Beute mit typischer Drachengier. F'lar bestieg achselzuckend Mnementh und ließ sich in die Tiefe tragen. Die übrigen Reiter des Geschwaders folgten ihm, Schwingen rauschten, und Schuppenleiber glitzerten in der Sonne.
Mnementh kreiste ein Stück über den anderen Drachen, und 144
F'lar nickte zufrieden. Er beobachtete, wie R'gul sein Geschwader sammelte. Der Mann hatte eine psychologische Niederlage erlitten. Man musste ihn ständig beobachten. Aber F'lar rechnete damit, dass er seinen Widerstand aufgab, sobald die Fäden fielen.
Mnementh fragte, ob sie die Weyrherrin holen sollten.
»Sie hat hier nichts zu suchen«, entgegnete F'lar unwirsch.
Er überlegte, wie der Bronzedrache dazukam, einen solchen Vorschlag zu machen. Mnementh erwiderte, dass die Weyrherrin leidenschaftlich gern flog.
D'nol und T'bor brachten ihre Geschwader in schnurgerade Position. Die beiden waren echte Führernaturen. K'net steuerte am Rande des Weyrbeckens ein Doppelgeschwader ins Dazwischen, Es sollte später im Rücken der Angreifer auftauchen. C'gan, der alte blaue Reiter, kümmerte sich um die Jüngsten.
F'lar befahl Mnementh, das Startsignal an F'nors Canth weiterzugeben. Er vergewisserte sich mit einem letzten Blick, dass die großen Felsblöcke vor die Unteren Höhlen gerollt waren, und begab sich ins Dazwischen.
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Aus dem Weyr, zutiefst im Fels,
steigen auf die Drachenreiter,
schweben leuchtend über Pern,
Sie sind hier und dort,
sind nah und Fern.
Larad, Baron von Telgar, betrachtete die schroffen Höhen des Benden-Weyrs. Der geriffelte Fels erinnerte an einen erstarrten Wasserfall. Er war kalt und abweisend. Ganz schwach regte sich in Larads Innerem Unbehagen. Er spürte, dass es Frevel war, eine Armee gegen den Weyr zu führen.
Aber dann unterdrückte er diesen Gedanken.
Der Weyr besaß keine Existenzberechtigung mehr. Das
konnte niemand bezweifeln. Weshalb also
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