Pern 05 - Drachentrommeln
ersten Spuren von Verrottung.
»Reicht das für eine Trommel, Harfner?« fragte Toric, der sich an ihren verblüfften Mienen weidete.
»Das reicht für ein halbes Dutzend Trommeln«, murmelte Sebell und betrachtete kopfschüttelnd den Koloß. Das mußte der größte, älteste Baum gewesen sein, den Pern je hervorge-bracht hatte! Wie viele Fädeneinfälle mochte er überdauert haben?
»Und wie viele sollen wir Ihnen heute zurechtschneiden?«
fragte Toric und deutete auf eine große Schrotsäge, die seine 257
Knechte mitgebracht hatten.
»Eine reicht mir im Moment«, antwortete Sebell. »Von da vielleicht…« – er deutete auf das breite Mittelstück – »bis da!
Wenn man das Ding richtig bespannt, müßte es quer durch den Dschungel dröhnen.«
Saneter, der sie begleitet hatte, bückte sich, hob einen Ast-knüppel auf und schlug damit spielerisch gegen den Stamm.
Die Feuer-Echsen stoben mit empörtem Geschrei davon.
Sebell ließ sich den Knüppel geben und schlug den Kode für:
»Lehrling! Sofort melden!«
Die Botschaft hallte weithin und scheuchte eine Unzahl von Insekten und Schlangen aus dem Unterholz.
»Warum schleppen wir das Ding denn überhaupt zur Burg?«
wollte Toric wissen. »Man hört es von hier sicher bis an den Fuß der Berge.«
»Dann stellen Sie die Trommel erst mal auf den Felsvo rsprung, der sich in halber Höhe der Burgklippe befindet!«
meinte Sebell. »Ich gehe jede Wette ein, daß Sie damit bis in die entlegensten Ecken Ihres Herrschaftsbereiches durchdringen!«
»Gut, Sie sollen Ihren Willen haben.« Toric nickte, umkla mmerte einen Bügel der Säge und winkte einen Helfer auf die andere Seite. Mit viel Schwung begannen sie zu arbeiten. »Den Rest… teilen wir in … gleiche Stücke … gerade so groß …
daß wir sie … tragen können …«
Toric besaß enorme Körperkräfte, und mit seiner Unterstützung war der erste Holzring bald vom Stamm gesägt. Zwei Mann schleppten ihn zurück zur Burg.
Sebell und Menolly waren nach dem Ausflug schweißgebadet und übersät von schmerzhaften Kratzern und Insektenstichen; die Südländer mit ihrer sonnengegerbten Haut schienen immun gegen solche Dinge. Sebell fühlte sich eigentlich zu erschöpft, um die Trommel zu bespannen. Aber Toric hatte ihm versichert, daß er eine Menge Häute besaß, die groß genug waren, 258
um die Öffnung zu bedecken. (Auch die Herdentiere im Süden waren größer als ihre Artgenossen vom Nordkontinent.) Und der Harfnergeselle beschloß, ebenso lange durchzuhalten wie der Burgherr des Südens. Schließlich wollte er Piemur finden.
Sie hatten die Trommel vor dem Eingang abgestellt, »damit die Sonne die Insekten verscheucht«, wie Toric erklärte, und der Burgherr betrachtete seine Gäste mit gerunzelter Stirn.
»Mann, Sie leben nicht lange, wenn Sie so weiterschuften!«
Toric deutete auf die Sonne, die tief im Westen stand.
»Der Tag ist fast zu Ende. Die Trommel können Sie auch morgen fertigstellen. Was wir jetzt brauchen, ist ein tüchtiges Bad.« Er warf einen Blick zum Meer hinunter. »Das heißt, wenn ihr Harfner schwimmen könnt…«
Menolly seufzte – einesteils erleichtert, daß Sebell endlich zu arbeiten aufhörte, andererseits empört, weil Toric immer wieder vergaß, daß sie am Meer aufgewachsen war und bestimmt besser schwimmen konnte als er. Sebell zögerte einen Moment lang, aber dann ging er auf Tones Vorschlag ein.
Das Meerwasser war kühler, als sie vermutet hatten; es erfrischte und entspannte zugleich. Die vier Feuer-Echsen aus dem Norden umflatterten die Schwimmer begeistert; wenn Menolly allerdings zu lange tauchte, folgten sie ihr und zerrten sie an den Haaren wieder hoch.
Plötzlich erschien auch Torics Königin, die sich bisher von dem wilden Geplansche ferngehalten hatte. Sie zeterte erregt und schien dem Burgherrn etwas mitzuteilen. Toric drehte sich um. Menolly und Sebell folgten seinem Blick und entdeckten drei Schiffe mit roten Segeln, die eben um die Landzunge der Bucht bogen.
»Meine Leute kehren zurück!« rief Toric den Harfnern zu.
»Ich erkundige mich nur rasch, ob alles nach Plan verlaufen ist.
Bleibt ihr ruhig noch eine Weile im Wasser!«
Und mit energischen Stößen schwamm er quer durch die 259
Bucht, genau auf die Stelle zu, wo die Schiffe landen sollten.
»Manchmal schafft mich der Mann!« seufzte Menolly und sah dem kraftstrotzenden Südländer mit einem Kopfschütteln nach.
»Mich auch!«
Sebell lachte und zog sie unter Wasser, bis die
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