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Pern 06 - Der Weisse Drache

Pern 06 - Der Weisse Drache

Titel: Pern 06 - Der Weisse Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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nachdenklich erschienen, als er wieder aus dem Schlafzimmer auftauchte, und seine Schritte wirkten irgendwie weniger elastisch als zuvor.
    Menolly hatte ihm ein Glas Wein eingeschenkt, das er mit einem wehmütigen Lächeln entgegennahm.
    »Natürlich wird Meister Robinton wieder gesund«, entgegnete Oldive. »Es geht ihm schon sehr viel besser. Aber …« – der Heiler hob warnend den Zeigefinger – »er muß lernen, sich rechtzeitig zu bremsen, mit seiner Energie sparsam umzugehen und seine Kräfte einzuteilen, sonst besteht die Gefahr eines neuen Herzanfalls. Ihr jungen Leute könnt ihn ein wenig entlasten.«
    »Das werden wir – verlassen Sie sich darauf!«
    »Gut. Wenn er sich schont, ist er bald wieder in Ordnung. Ich 392
    hoffe, er hat eine Lehre aus dem Zusammenbruch gezogen.«
    Meister Oldive warf einen Blick aus dem Fenster und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. »Ein herrlicher Fleck, das muß ich sagen.« Er bedachte Jaxom mit einem schwachen Lächeln.
    »Die Hitze macht den Harfner mittags schläfrig und zwingt ihn zum Ausruhen. Die reizvolle Landschaft ringsum erfreut das Auge, und der Blütenduft weckt angenehme Gedanken. Wie ich Sie um diese Bucht beneide, Baron Jaxom!«
    Die Schönheit der Bucht hatte offensichtlich auch ihre Wirkung auf den Meisterharfner, denn er fand seine gute Laune wieder, noch ehe Meister Fandarel und Meister Wansor von Telgar eintrafen. Robintons Begeisterung stieg, als ihm Wansor und Fandarel stolz das neue Fernrohr vorführten, an dem der Meisterschmied während des vergangenen halben Planetenumlaufs in jedem freien Moment gebastelt hatte. Das Instrument, ein Rohr von der Länge eines Männerarms und so dick, daß man zwei Hände brauchte, um es zu umspannen, war sorgfältig in Leder gehüllt und besaß ein Okular, das seitlich angebracht war und nicht unten, wo es nach Jaxoms Meinung sein mußte.
    Meister Robinton wunderte sich ebenfalls über die Neuerung, und er sagte das auch. Wansor murmelte etwas von Spiegeln, Refraktoren, Linsen und Abbildungen und daß dies die
    günstigste Anordnung für das Betrachten weit entfernter Gegenstände sei. Das Instrument, das Jaxom im Benden-Weyr entdeckt habe, setzte er hinzu, diene zwar zur Vergrößerung kleiner Gegenstände, sei aber im Prinzip ganz ähnlich gebaut.
    »Aber darum geht es im Moment gar nicht«, meinte Wansor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte so eifrig sein neues Gerät erklärt, daß er gar nicht daran dachte, seine Reitkleider abzustreifen. »Ich freue mich jedenfalls, daß wir das neue Fernrohr erstmals hier im Süden einsetzen können.«
    Meister Robinton blinzelte Menolly und Sharra zu, und die beiden Mädchen halfen dem Stern-Schmied, sich aus seinen Kleidern zu schälen, während er geistesabwesend weiterredete.
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    Auch er hatte schon vom abweichenden Verhalten der drei Sterne gehört, die man die Dämmer-Schwestern nannte. Bis vor kurzem hatte er die Anoma lie der Unerfahrenheit der Beobachter zugeschrieben. Aber nun, da auch Meister Robinton von einer Eigentümlichkeit berichtete, fand er es gerechtfertigt, die Angelegenheit mit seinem kostbaren Instrument persönlich zu untersuchen. Sterne besaßen nun einmal keine festen Positionen am Himmel. All seine Gleichungen, dazu so erfahrene Beobachter wie N’ton und Baron Larad, bestätigten diesen Lehrsatz. Außerdem hieß es in den alten, wenngleich unvollständigen Schriften, daß die Sterne bestimmten Bahnen folgten und festen Naturgesetzen gehorchten. Wenn man nun auf Himmelskörper stieß, die gegen die Regel verstießen, mußte man eine Erklärung suchen. Wansor rechnete damit, sie noch an diesem Abend zu finden.
    Es folgte eine lange Diskussion über den günstigsten Standort des Instruments. Man entschied sich für die leichte Anhöhe bei der felsigen Ostspitze der Bucht, ein Stück jenseits der Stelle, wo man die Kochgruben ausgehoben hatte. Meister Fandarel errichtete mit Jaxoms und Piemurs Hilfe eine Plattform, auf der das dreh-und schwenkbare Untergestell des Fernrohrs montiert wurde. Wansor überwachte diese Tätigkeit, bis er dem Meisterschmied so im Wege stand, daß der ihm einen Platz nahe dem Waldsaum zuwies, wo er die Vorbereitungen mitverfolgen konnte, ohne zu stören. Als die Plattform fertig war, lag der Stern-Schmied im Sand, hatte den Kopf in beide Arme gestützt und schnarchte leise.
    Fandarel legte grinsend den Finger auf die Lippen und kehrte mit Jaxom und Piemur an den Strand zurück. Sie nahmen alle ein

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