Pern 06 - Der Weisse Drache
Bucht zurückgekehrt sind. Guten
Abend.«
»Ich begleite Sie und zeige Ihnen den Weg, N’ton«, erklärte Jaxom. Er nahm einen Leuchtkorb und deckte ihn ab.
Als sie außer Hörweite der anderen waren, wandte sich N’ton dem jungen Baron zu. »Nun, Jaxom, das hier ist sicher mehr nach Ihrem Geschmack, als brav in einem Königinnen-Geschwader mitzufliegen?«
»Ich wollte wirklich keinen Wirbel veranstalten, N’ton«, entgegnete Jaxom lachend. »Ich war rein von dem Gedanken besessen, den Berg vor allen anderen zu besichtigen.«
Sie sahen die dunklen Umrisse eines Drachen, der eben am Strand landete, und dann zwei große, leuchtende Augen, als Lioth sich ihnen zuwandte.
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»Ein weißer Drache hat nachts seine Vorteile«, meinte N’ton und deutete auf Ruth, der gut sichtbar neben seinem Bronzege-fährten lag.
Ich bin froh, daß du kommst. Meine Haut juckt – an einer Stelle, die ich nicht erreichen kann, begrüßte ihn Ruth.
»Rut h braucht meine Pflege, N’ton.«
»Dann nehme ich den Leuchtkorb und gebe ihn an Mirrim weiter, damit sie den Weg zum Haus findet.«
Sie trennten sich, und Jaxom kümmerte sich um seinen
Freund. Er hörte, wie N’ton Mirrim begrüßte. In der Nachtstille waren ihre Stimmen deutlich zu verstehen.
»Natürlich geht es Wansor gut«, sagte Mirrim ein wenig verdrießlich. »Er klebt an diesem Fernrohr und schaut keine Sekunde auf. Er bemerkte meine Ankunft nicht einmal und rührte keinen Bissen von dem Zeug an, das ich brachte.« Sie machte eine Pause und holte tief Luft. »Außerdem hat Path die Echsen aus dem Süden nicht verscheucht!«
»Warum auch?«
»Jaxom und die anderen wollen mich nicht dabei haben, wenn Ruth versucht, den Süd-Echsen ein paar vernünftige Bilder zu entlocken.«
»Wie? Ach so, Ruth soll die verschwommenen Eindrücke der einheimischen Echsen klarer herausarbeiten? Nun, darüber würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen, Mirrim. Es gibt so viele andere nützliche Dinge, die du erledigen kannst.«
»Allerdings. Mein Drache ist jedenfalls kein albernes Neutrum, das sich nur zum Aushorchen von FeuerEchsen gebrauchen läßt!«
»Mirrim!«
Jaxom hörte den kühlen Tadel in N’tons Stimme; das paßte zu der Kälte, die sich in seinem Innern ausbreitete. Mirrims boshafte Bemerkung schien endlos in seinem Gehirn widerzu-hallen.
»Sie wissen genau, was ich meine, N’ton …«
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Echt Mirrim, dachte Jaxom. Sie begriff nicht, daß der Weyrführer sie warnen wollte.
»Schließlich haben Sie selbst F’nor und Brekke gegenüber geäußert, daß es zweifelhaft sei, ob Ruth je zu einem Paarungsflug aufsteigen würde. Wohin gehen Sie denn jetzt, N’ton? Ich dachte …«
»Du denkst zu wenig, Mirrim!«
»Was ist denn los, N’ton?« Das plötzliche Entsetzen in ihrer Stimme tröstete Jaxom ein wenig.
Mach weiter! befahl Ruth. Es juckt immer noch.
»Jaxom!« N’tons Ruf war nicht laut, aber Mirrim hörte ihn.
»Jaxom?« Das Mädchen stieß einen Schrei aus. »O nein!«
Dann hörte Jaxom sie schluchzend davonrennen; der Leuchtkorb in ihrer Hand wippte heftig auf und ab. Das sah ihr ähnlich: Erst teilte sie taktlose Hiebe aus, und dann bereute sie ihre Worte tagelang. Vermutlich hing sie jetzt wieder eine Ewigkeit in seiner Nähe herum und bat ihn um Verzeihung.
»Jaxom!« N’tons Stimme klang beunruhigt.
»Ja, N’ton?« Jaxom bearbeitete Ruths Rücken und fragte sich, weshalb ihn Mirrims häßliche Anspielung nicht mehr aufregte. Albernes Neutrum! Während N’ton auf ihn zukam, spürte er sogar eine seltsame Gelassenheit. Flüchtig tauchte die Erinnerung an jene Reiter auf, die fiebrig und verkrampft der Paarung des grünen Weibchens entgegengelechzt hatten. Ja, er war damals froh gewesen, daß Ruth sich gleichgültig gezeigt hatte. Er bedauerte zwar, daß seinem Drachen dieses Erleben nicht gegönnt sein sollte; aber er war zugleich erleichtert, daß er nicht daran teilnehmen mußte.
»Du hast sicher mitbekommen, was sie sagte!« Eine vage Hoffnung schwang in N’tons Worten mit.
»Ja. In der Nähe des Wassers pflanzt sich der Schall besonders gut fort.«
»Wir wollten schon einmal mit dir darüber sprechen, aber dann kam das Fieber dazwischen. Bis jetzt war einfach keine 432
Gelegenheit …« N’ton verhaspelte sich nervös.
»Ich kann damit leben. Es gibt genügend andere Beschäfti-gungen.«
»Jaxom – es tut mir so leid!«
»Es war doch nicht Ihre Schuld, N’ton!«
»Versteht Ruth, was sie gesagt hat?«
»Ruth will im Moment nur,
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