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Pern 06 - Der Weisse Drache

Pern 06 - Der Weisse Drache

Titel: Pern 06 - Der Weisse Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Gemeinschafts-gedächtnis, auf die lächerlichen Bilder, die sie ausstrahlten und die seinen sensiblen Ruth so erschreckten.
    »Jaxom?« Menolly hatte einen Umweg zu den Unteren
    Höhlen gemacht und teilte mit ihm die Fleischfladen, die sie der Köchin abgebettelt hatte. »Robinton ließ mir durch Finder ausrichten, daß ich zur Gildehalle zurückkehren und berichten soll, was sich hier abgespielt hat. Außerdem muß ich meine Echsen markieren. Schau doch!« Sie deutete auf den oberen Weyrrand und die Sternsteine. »Der Wachdrache kaut Feuer-116
    stein. Ach, Jaxom!«
    »Drachen gegen Drachen.« Ein Schauder überfiel ihn.
    »Jaxom, dazu darf es nicht kommen!« sagte sie bedrückt.
    Keiner von ihnen mochte die Fladen fertigessen. Schweigend kletterten sie auf Ruths Rücken, und der Drache trug sie nach oben.
    Als Robinton die Stufen zum Weyr erklomm, dachte er
    angestrengter nach als je zuvor. Zuviel hing davon ab, was jetzt geschah – die gesamte Zukunft des Planeten, wenn er die Reaktionen richtig auslegte. Er wußte über die Verhältnisse im Süd-Weyr mehr, als er sollte, aber dieses Wissen hatte ihm nicht geholfen, die heutige n Geschehnisse vorauszusehen. Er machte sich bittere Vorwürfe, daß er so naiv, so blind und starrköpfig gewesen war wie die Drachenreiter, die einen Weyr für unantastbar und die Brutstätte für heilig hielten. Piemur hatte ihn mehr als einmal gewarnt; aber es war ihm nicht gelungen, die Warnungen richtig einzuordnen. Dabei hätte er einfach folgern müssen, daß die verzweifelten Bewohner des Südkontinents diesen Wahnsinnsschritt wagen würden, um ihren heruntergekommenen Weyr mit dem Blut einer jungen, lebenstüchtigen Königin aufzufrischen. Doch selbst wenn er diesen Schluß gezogen hätte, dachte Robinton bitter, wäre es ihm wohl kaum gelungen, Lessa und F’lar zu überzeugen. Die Weyrführer hätten eine solche Anschuldigung einfach als lächerlich zurückgewiesen.
    Heute dagegen fand es keiner lächerlich. Kein einziger.
    Seltsam, daß so viele Leute angenommen hatten, die Alten würden sich ohne Murren ins Exil fügen und gehorsam auf ihrem Kontinent bleiben. Man hatte sie nicht im Lebensraum beschnitten, ihnen aber jede Hoffnung auf die Zukunft genommen. T’kul war sicher die treibende Kraft gewesen – T’ron hatte all seinen Kampfgeist nach jenem Duell mit F’lar verloren. Robinton glaubte nicht, daß Merika und Mardra, die beiden Weyrherrinnen, von dem Plan gewußt hatten; ihnen lag 117
    sicher nicht daran, von einer jungen Königin und deren Reiterin verdrängt zu werden. Hatte vielleicht eine von ihnen das Ei zurückgebracht?
    Nein, dachte Robinton, es mußte jemand gewesen sein, der sich in der Brutstätte des Benden-Weyrs genau auskannte
    …oder jemand, der blind auf sein Glück vertraute, als er durch das Dazwischen das Höhleninnere ansteuerte.
    Robinton durchlebte noch einmal kurz das Entsetzen, das er empfunden hatte, als das Ei verschwunden war. Bei dem Gedanken an Lessas Zorn verkramp fte sich sein Inneres. Er traute ihr zu, daß sie auch jetzt noch die Drachenreiter des Nordens zusammentrommelte. Sie war dazu fähig, die ungezü-
    gelte Wut, welche die Ereignisse des Morgens überlagert hatte, neu anzufachen. Wenn sie weiterhin auf Rache gege n den SüdWeyr bestand, konnte das zur gleichen Katastrophe für Pern werden wie der erste Sporeneinfall.
    Jemand hatte das gestohlene Ei zurückgebracht. Robinton klammerte sich an den Gedanken, daß es in der Zeitspanne, die subjektiv verstrichen war, keinen Schaden erlitten hatte. Lessa ließ sich vielleicht bis zum Ausschlüpfen der Jungkönigin in Schach halten. Aber wenn das Kleine irgendwie negativ beeinflußt worden war, würde sie auf Vergeltung bestehen.
    »Das ist in der Tat ein schwarzer Tag«, sagte hinter ihm jemand mit dunkler, ernster Stimme. Der Harfner drehte sich um, dankbar für die ruhige Art des Schmiedemeisters. Fandarels schwerfällige Züge wirkten besorgt, und zum erstenmal fiel Robinton auf, wie sehr sein Gesicht vom Alter gezeichnet, wie müde sein Blick war. »Ein solcher Verrat muß bestraft werden – doch genau das darf nicht geschehen!« Der Gedanke, daß Drachen gegen Drachen kämpfen könnten, rann erneut heiß durch Robintons Gedanken. »Zuviel steht auf dem Spiel!«
    sagte er zu Fandarel.
    »Sie haben bereits alles verloren, was ihnen teuer war, als wir Sie ins Exil schickten. Ich rechnete eigentlich schon eher mit 118
    einer Rebellion.«
    »Jetzt ist es soweit. Sie beginnen zu

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