Pern 07 - Moreta, die Drache
Verlockender Bratenduft drang zu ihnen herüber.
Alessan war quer durch das Feld geritten und lenkte das Tier jetzt auf die Straße, die zur Burg hinaufführte. Moreta warf einen Blick auf die Feuerhöhen. Sie stellte fest, daß sich Tamianth vom Hochland zu Orlith gesellt hatte.
»Manche Geschöpfe lieben die Wärme«, meinte Alessan.
»Kann es sein, daß die ausgiebigen Sonnenbäder den Drachen helfen, die Kälte im Dazwischen besser zu ertragen?«
Moreta erschauerte unwillkürlich, und Alessan legte ihr den Arm fester um die Taille.
»Wenn wir gegen die Fäden ankämpfen, bin ich dankbar für die Kälte des Dazwischen«, entgegnete sie. Ihre Gedanken wandten sich dem nächsten Einsatz zu, der in zwei Tagen bevorstand.
Dann führte Alessan das Reittier die Rampe zum Burghof hinauf. Die Hufe dröhnten schwer über das Pflaster und erregten die Aufmerksamkeit der Ehrengäste. Moreta winkte Falga, der Weyrherrin vom Hochland, fröhlich zu.
»Ist dein neues Festkleid nicht rechtzeitig fertig geworden, Moreta?« fragte Falga, als sie ihnen entgegenkam.
»Du kannst es beim nächsten Fest bewundern, Falga«, erklä r-te Moreta lachend. »Das hier ist mein Renntribünen-Kostüm.«
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»Ach, du und deine Rennen!« meinte Falga gutmütig und wandte sich wieder ihren Gesprächspartnern zu.
Plötzlich tauchte Tolocamp neben ihnen auf. Seine joviale Miene konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß er Moretas staubiges Reitgewand mißbilligte.
»Vielen Dank, Baron, ich schaffe das schon!« Sie übersah Tolocamps hilfreich ausgestreckte Hand und schwang sich geschickt vom Rücken des Renners.
»Kommen Sie, Lady Moreta, ich bringe Sie gleich in meine Räume!« Lady Uma hatte sich durch die Menge gekämpft und nahm sie nun am Arm.
Froh, daß sie Tolocamps kritischer Musterung entrann, folgte Moreta Alessans Mutter. Als sich jedoch ihre Blicke trafen, war ihr klar, daß die Baronin ihr Verhalten nicht weniger mißbilligte als Tolocamp - wenn auch aus anderen Gründen.
Allem Anschein nach hatte sie die Vermittlungspläne der Burgherrin gründlich durchkreuzt. Schweigend brachte Lady Uma sie in die inneren Gemächer der Burg, und dieses
Schweigen wirkte stärker als jedes Wort des Tadels. In den Privaträumen der Baronin lagen jedoch mehrere elegante Kleider zur Auswahl bereit, und in der Badestube dampfte bereits warmes, mit Duftkräutern angerichtetes Wasser.
»Wir haben Ihr Kleid in Ordnung gebracht, Lady Moreta«, erklärte Lady Uma, als sie die Tür hinter sich schloß. »Ich fürchte nur, daß es vor dem Tanz nicht mehr richtig trocken wird.« Sie musterte Moretas Figur. »Hm, Sie sind schmaler, als ich dachte. Vielleicht das hier ...« Sie deutete auf ein rostrotes Kleid, winkte dann jedoch ungeduldig ab, eine Geste, die Moreta an Alessan erinnerte. »Nein, das wird Ihrem Rang einfach nicht gerecht. Eher dieses ...« Lady Uma hob ein glitzerndes grünes Gewand aus steifer Seide hoch.
Moreta strich mit den Fingern über den weichen Stoff des roten Kleides. Das Leibchen war wie für sie geschaffen, aber der Rocksaum saß eine Handbreit höher, als es sich für eine 58
Weyrherrin geziemte. Ihr Blick fiel abwägend auf den prächtigen grünen Feststaat. Nein, in dem Zeug würde sie auf der Tanzfläche nur schwitzen.
»Das rote Kleid gefällt mir sehr gut; ich danke der Besitzerin, daß sie es mir für ein paar Stunden leiht.« Sie musterte lä-
chelnd die Frauen, die sich um sie geschart hatten, aber keine der Anwesenden schien die Worte auf sich zu beziehen. »Ich werde mich beeilen«, versprach Moreta. Sie ging mit raschen Schritten ins Bad und zog den Vorhang hinter sich zu, in der Hoffnung, daß der Hinweis genügen und man sie allein lassen würde.
Die Wärme entspannte ihre verkrampften Muskeln, und sie blieb länger im Wasser, als sie beabsichtigt hatte. Erst als sie aus dem Bad gestiegen war und ihr Haar abzutrocknen begann, hörte sie im Vorraum ein Geräusch. Offenbar hatte doch jemand auf sie gewartet.
»Lady Uma?« rief sie ein wenig erschrocken.
»Ich bin es nur, Oklina«, entgegnete eine schüchterne junge Stimme. »Haben Sie alles gefunden, was Sie brauchen?«
»Ja, vielen Dank.«
»Darf ich Ihnen beim Frisieren helfen?«
»Nicht nötig - mein Haar ist kurz.«
»Ach so!« Leise Enttäuschung schwang in der Stimme mit.
»Ich bin fürchterlich selbständig, Lady Oklina«, lachte Moreta. »Nur mit den Haken und Verschlüssen des Kleides komme ich nicht zurecht.« Sie schob den Vorhang
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