Pern 12 - Die Delphine von Pern
eigenen, so daß die Siedlung eigentlich einen Harfner haben sollte. Für einen Gesellen reicht es auf jeden Fall, und wir haben hier viele Vorteile zu bieten: anständiges Wetter und eigenen Boden, aus dem man etwas machen kann.«
»Frag, ob sie sich darum bemüht haben«, erwiderte Kitrin mit ungewöhnlichem Nachdruck. »Ich werde nicht zulassen, daß die Mädchen oder unser Sohn« - das sagte sie herausfordernd, eine Hand auf den gewölbten Bauch gelegt - »aufwachsen ohne zu wissen, was sie Burg, Gilde und Weyr schulden.«
Alemi lachte. »Wacker gesprochen.«
*
Gleich am nächsten Nachmittag, als er dem Gutsbesitzer den besten Fang des Tages ablieferte, drei riesige Rotfische, sprach er die Frage eines Harfners für das Gut an.
»Fast wünschte ich«, antwortete Jayge mit einer gewissen Bitterkeit, »Akki wäre nie entdeckt worden! Alles hängt davon ab, was er zuerst braucht!«
»Aber Harfner sind doch gewiß ...«
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»Jeder Harfner, der seine Gesellenwanderung hinter sich hat, will seinen Anteil an der Aufzeichnung von Akkis Informationen haben, die zu jedem denkbaren Thema unerschöpflich zu sein scheinen, und anscheinend muß alles jetzt sofort erledigt werden!«
Der Gutsbesitzer strich sich aufgebracht mit der Hand über die Stoppeln seines kurzgeschnittenen schwarzen Haares.
»Ich habe immer wieder darum gebeten.«
»Meister Robinton?« schlug Alemi hoffnungsvoll vor.
Jayge verwarf diesen Hoffnungsfunken.
»Er ist schlimmer als jeder andere und steckt bis über beide Ohren dort in der Verwa.«
Dann schnaubte er belustigt.
»Aber trotzdem mischt er noch fast überall mit.
Aber wirklich, ich will genauso wenig, daß Readis in Un-kenntnis seiner Pflichten aufwächst - selbst wenn auch diese sich mit den ganzen technischen Apparaten und Informationen wahrscheinlich ändern werden -, wie ihr wolltet, daß eure Töchter ohne Bildung aufwachsen. Du rennst bei mir offene Türen ein. Die Bauernsiedlung hat einen älteren Harfner, der sich vielleicht überreden läßt, hin und wieder zu uns zu reisen, aber ...«
»Wenn du nichts dagegen hast, werde ich bei meiner Schwester eine Bemerkung fallen lassen«, bot Alemi an.
Auf Jayges gebräuntem Gesicht erschien ein Ausdruck großer Erleichterung. »Ich wollte nicht drängen ...«
»Warum nicht?« fragte Alemi lächelnd.
»Bis jetzt habe ich bei meiner wohlsituierten Meisterschwester noch nicht um allzu viele Gefälligkeiten gebuhlt. Sie hat auch ein Kind, weißt du. Und ein zweites ist unterwegs.«
Jayge schaute ihn überrascht an und blinzelte dann.
»Es scheint, sie macht noch mehr als nur die Lieder, die heutzutage jeder singt.«
»Das allein gibt ihr die notwendige Kraft, wie sie sagt, bei all 81
dem, was man von den Harfnern derzeit sonst noch zu verla ngen scheint.«
*
Während jetzt im Süden die warme Jahreszeit war, herrschte im Norden bittere Kälte, und es gab nur wenige, die die Gelegenheit ausgeschlagen hätten, in den Süden zu kommen.
Es war also keine Überraschung, daß Alemis Bitte an Menolly um einen Harfner, der die K inder des Paradiesfluß-Gutes unterrichten konnte, von einer Botschaft gefolgt wurde, dieser würde kommen, sobald sich eine Transportmöglichkeit fand.
Was keiner am Paradiesfluß erwartet hatte, war jedoch, daß Menolly selbst und ihr kleiner Sohn Robse, den der starke, treue, schwachsinnige Camo trug, aus Meister Idarolans Langboot auf den Strand treten würden.
Als er von der bevorstehenden Ankunft eines Harfners erfuhr, hatte Jayge eine Arbeitsgruppe organisiert, die neben dem alten Lagerschuppen ein hübsches Haus mit drei Räumen errichtete.
Den Schuppen konnte man als Schulraum benutzen, und das kleine Wohngebäude lag so weit von den anderen Häusern entfernt, daß der Harfner ungestört war. Als Jayge jedoch entdeckte, daß die Meisterharfnerin Menolly selbst eingetrof-fen war, war er fest entschlossen, eines der jüngeren Siedler-paare zum Umzug zu bewegen, um ihr eine bessere Unterkunft anbieten zu können.
»Unsinn. Ich kann ja nicht für immer hier am Paradiesfluß wohnen«, erklärte Menolly dem verlegenen Jayge. »Ich kann nur bleiben, bis das Baby auf der Welt ist. Und das auch nur«, fügte sie mit ärgerlich gekräuselter Nase hinzu, »weil selbst Sebell es satt hat, mich ständig klagen zu hören, es sei zu kalt zum Komponieren, ganz zu schweigen vom Musikmachen.
Sehen Sie?« Sie streckte die langen Finger aus. »Frostbeulen!«
An dem unschlüssigen Jayge vorbei huschte sie auf
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