Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen
mit zwei Booten die Insel ab 14 Uhr abriegeln, während Kriminalinspektor Portland mit seinen Leuten die planmäßige Fähre benutzt und um 14 Uhr 30 auf Turny eintrifft. Pünktlich 15 Uhr wird er dann die Party bei Professor Mallory beenden.“
„Man könnte direkt neidisch werden. Scheinbar hatte ich doch das schlechtere Los. Wenn ich an die Lorbeeren denke, die Sie einheimsen werden...“
Perry Clifton lacht laut und herzlich. Dann sagt er: „Und ich habe die ganze Zeit daran gedacht, wieviel Tage wir nutzlos auf der Insel vertrödelt haben.“
„Ohne Vater und Sohn Allen wären wir wahrscheinlich immer noch am Knobeln!“
Tom Forrester zeigt auf einen kleinen Karton mit Löchern, der neben Perry liegt. „Haben Sie sich ein Souvenir aus Plymouth mitgebracht?“
Zuerst verständnislos, dann erschrocken nimmt Perry Clifton den Karton und klappt ihn auf. „Der armen Dame wird ganz schwindelig geworden sein.“ Er hält die geöffnete Schachtel Forrester unter die Nase und fragt: „Na, wie gefällt sie Ihnen?“
„Eine Schildkröte?“
„Ja, für meinen Freund Peggy und dessen Freund Sammy. Ich hoffe, daß die Überraschung gelingt. Ja, und jetzt werde ich Ihnen die Geschichte erzählen, wie Mallory ausgerechnet nach Turny kam...“ Behutsam klappt er den Deckel über der Schildkröten-Lady zu und beginnt zu erzählen.
Dunkelheit liegt über Turny, als die Fähre zum letzten Mal an diesem Tag am Landesteg festgemacht wird. Unwillkürlich muß Perry Clifton an den Abend denken, als er zum ersten Mal seinen Fuß auf den Boden der Insel setzte. Wie lange war das schon her? Ihm ist, als seien seit diesem Tag Jahre vergangen. Dabei ist es noch nicht einmal eine volle Woche.
Perry begleitet Tom Forrester bis zum Gasthof Moby Dick und schlägt dann den Weg zu seinem Quartier ein; doch nach hundert Metern ändert er sein Vorhaben und biegt inseleinwärts ab. Zehn Minuten später klopft er an die Tür von Peggys Kate.
„Wer ist da?“ ruft es mürrisch.
„Ich bin es, Peggy, Perry Clifton!“
„Das kann nicht sein. Mein Mister Clifton ist heute früh abgereist, ohne sich bei mir zu verabschieden.“
Perry schneidet eine Grimasse.
„Ja, das stimmt aber nur zur Hälfte. Ich bin noch einmal zurückgekommen, um meine Sache« zu holen und auf Wiedersehen zu sagen.“
Der Schlüssel dreht sich kreischend im Schloß, und Peggy steht, in ein langes weißes Nachthemd gehüllt, in der Tür. Er balanciert mühsam eine Kerze auf einem Bierfilz, hält sie Perry entgegen und sagt dann vorwurfsvoll: „Es ist schon spät, Mister Clifton... Sammy erschrickt immer, wenn so spät noch jemand kommt.“
„Aber, aber“, macht Perry beschwichtigend, „Sie werden doch nicht mit einem alten Freund schimpfen, der Ihnen und Sammy ein Abschiedsgeschenk bringt.“
„Ein Abschiedsgeschenk?“ Peggys Stimme ist voller Mißtrauen. „Wollen Sie denn wirklich für immer gehen?“
„Ja, morgen mittag oder nachmittag, Peggy. Leider muß ich wieder arbeiten. Hier — ich hoffe, es macht Ihnen und Sammy viel Freude.“
Perry hält ihm den kleinen Karton entgegen.
„Was ist das?“
„Eine Lady, Peggy. Eine Lady für Sammy. Es muß ihm doch langweilig werden, wenn er sich immer nur mit einem alten Mann unterhalten kann...“
„Da... da... da ist eine Schildkröte drin?“
„Ja, greifen Sie zu, ich habe sie Christina getauft. Ist das ein schöner Name?“
„Sammy wird sich freuen... Hihihihihi, Christina heißt sie... hihihihi... ein schöner Name, Mister Clifton.“
„Und noch etwas, Peggy. Die Sache mit den Briefen hat sich erledigt. Es wird also nichts mit einem weiteren Geheimnis! Was machen die Geister von Little Stone? Haben sie sich schon gemeldet?“
Peggy zieht erschrocken den Kopf ein und flüstert: „Man darf im Freien nie von Geistern sprechen. Gute Nacht, Mister Clifton.“
Mit einem donnernden Krach fällt die Tür zu. Wieder das Kreischen des Schlüssels und noch einmal die Stimme Peggys: „Laufen Sie ganz schnell nach Hause, Mister Clifton. Und spucken Sie nach jedem sechsten Schritt über Ihre linke Schulter.“
15 Uhr und 2 Minuten
Für Perry Clifton beginnt der letzte Tag auf Turny. Und auch heute verspricht das Wetter schön zu werden. Wenn er an die vielen Regentage der letzten Monate in London denkt, befällt ihn Wehmut. Man gewöhnt sich so schnell an die angenehmen Dinge.
Doch da ist Dicki Miller, der ihm ganz leise auf die Schultern klopft. Du lieber Himmel, durchfährt es Perry
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