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Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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reinen Tisch zu machen?
    Whistler vermisste das Prickeln im Nacken, das Gefühl, dass ein eisiger Schauder sein Rückgrat entlanglief. Der Robotkörper reagierte in keiner Weise auf seine wachsende Erregung.
    »Ich will die Nachricht sehen!«
    »Es handelt sich um eine rein akustische Übermittlung«, antwortete die Automatik.
    Zwei oder drei Sekunden herrschte Stille. Sie wurden für Whistler beinahe unerträglich lang.
    Endlich erklang die Stimme, und er erkannte sie sofort wieder. Schon das leichte Räuspern am Anfang war ihm immer noch vertraut. Er hatte es vermisst. Oft hatte Duncan seine Sätze mit dieser dummen Angewohnheit begonnen.
    »Ich bin am Ende. Ich weiß, dass ich den Kode nicht nutzen sollte, aber ich sehe keinen anderen Ausweg. Mein Vater hat dich um Verzeihung gebeten, Timber. Ich bin Sean Legrange, Duncans Sohn, und ich bitte dich um Hilfe! Ich sterbe hier in Ares City. Falls dir die Vergangenheit etwas bedeutet, hilf mir – bitte!«
    Stille.
    Whistler hatte den Atem angehalten. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit, dass Duncan einen Sohn hatte. Er fragte sich, wie alt der Junge sein mochte. Zugleich war er sicher, dass Duncan ihm von der Geburt erzählt hätte; immerhin waren sie nach dem Gleiterabsturz zusammen gewesen. Bis zu der unseligen Geschichte mit der Trivid-Aufzeichnung.
    Sean, dessen war Whistler sicher, konnte kaum vor Ende 1389 NGZ geboren worden sein. Der Junge war demnach etwa fünfzehn Jahre alt.
    Vielleicht bot sich die Möglichkeit, die Dinge wieder zurechtzurücken. Whistler hatte lange darauf gewartet, nur hätte er nie von sich aus den ersten Schritt unternommen. Der Hilferuf war eine andere Motivation.
    Doch ausgerechnet Ares City. Was hatte jemand, der kein Schürfer oder Prospektor war, auf dieser Welt zu suchen?

4.
    Tief sog Whistler die Luft ein. Steril, beinahe schal schmeckte sie auf seinen Rezeptoren und hatte so gar nichts vom würzigen Aroma des Deltas. Raumschiffsluft eben, gefiltert, immer wieder neu aufbereitet, in einem stets gleichbleibenden Mischungsverhältnis. Optimiert auf die Leistungsfähigkeit der Besatzung.
    Zum ersten Mal seit Jahren hatte er wieder ein Raumschiff betreten und Whistler-Island verlassen. Diesmal musste es sein. Whistler hoffte, dass das Ergebnis seiner Selbstüberwindung entsprach. Immer wieder trafen ihn die Blicke der wenigen Besatzungsmitglieder. Forschend musterten ihn die Frauen und Männer in der kleinen Zentrale des SKARABÄUS, sobald sie der Meinung waren, er bemerke das nicht. Was war er für sie? Ein Fossil, das man aus Wissensdurst, aber auch einer gewissen Nostalgie heraus betrachtete?
    Whistler übersah diese Reaktionen geflissentlich. Eher beiläufig verfolgte er das Geschehen in der Zentrale, das ohnehin in Routine erstarrte. Es war ein Katzensprung von Aveda nach Ares, und die Holoschirme hatten schon kurz nach dem Start von Whistler-Island das Ziel als schmale, düstere Sichel gezeigt.
    Die NEW GOOD HOPE flog mit wenig mehr als halber Lichtgeschwindigkeit quer durch das System.
    Whistler gönnte sich den Luxus, für ein paar Minuten seinen Erinnerungen nachzugeben. Er dachte zurück an seine ersten Flüge zwischen den inneren Planeten und an die anfangs zaghaften Bemühungen, die Hyperkristalle der Howanetze einzusammeln. Damals hatte er noch seinen Körper gehabt und die von diesen eigenartigen Lebewesen ausgehende Bedrohung deutlich gespürt.
    Da war es wieder, jenes Prickeln unter der Kopfhaut. Whistler fühlte sich beobachtet, hob ruckartig den Kopf – gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass Roger Tatis den Blick abwandte. Der Mann stand bereits in den Fußstapfen seiner Mutter, die vor ihm den SKARABÄUS kommandiert hatte. Er gehörte zu den im Stardust-System Geborenen, die Terra und die Milchstraße nur aus den Lehrprogrammen kannten. Und natürlich aus den emotionell gefärbten Erzählungen der Älteren.
    Es gab einen Ausspruch, den Whistler nicht mehr loswurde. Eigentlich hatte der Astroarchäologe Valting eine Binsenweisheit von sich gegeben, wenngleich bedeutungsschwer verpackt: »Die erste Generation hat den Tod; die zweite Generation hat die Not; die dritte Generation hat das Brot.«
    Sicher, viele Siedler hatten sich in den ersten Jahren völlig verausgabt. Natürlich hatten manche auch versucht, der fremden Umgebung ihren Willen aufzuzwingen. Aber der Tod war doch eher eine Metapher geblieben. Schließlich hatten von Anfang an genug Arbeitsmaschinen zur Verfügung gestanden, und die

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