Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
wirklich, was er empfunden hatte.
    Er fragte sich, ob es tatsächlich Sean Legranges Hilferuf bedurfte hatte, damit er mit sich selbst ins Reine kam. War es in der Tat so einfach, sein Menschsein zu vergessen und sich als Roboter wohlzufühlen?
    Mehrere Raumschiffswracks ragten vor dem Gleiter auf. Whistler reagierte erleichtert auf die Ablenkung.
    Es waren kleine Schiffe, er schätzte sie auf fünfzig Meter Durchmesser.
    Der Kugelraumer schien der im Stardust-System neu entwickelten IRIS-Klasse anzugehören. Wirklich erkennen konnte Whistler das aber nicht mehr, denn das Schiff wirkte eingedrückt, als wäre es in eine gewaltige Schwerkraftfront geraten.
    Die andere Einheit war eine Space-Jet der MINOTAURUS-Klasse. Explosionen hatten den Rumpf aufgerissen.
    Beide Schiffe gehörten Prospektoren der Insel, davon war Whistler überzeugt. Der stetig wachsende Rohstoffbedarf und die Gewissheit, dass im Stardust-System kaum neue Fundstellen zu erwarten waren, trieb diese Abenteurer in den Sternhaufen hinaus. Es waren die ewig Ruhelosen, denen ein Zugvogelinstinkt in den Genen steckte. Sie hielten es nirgendwo länger als einige Jahre aus. Manche suchten nach den Wundern des Kosmos, aber sie meinten häufig nur Reichtümer, und letztlich waren sie schon zufrieden, wenn sie mit den Erlösen ihrer Funde die nächste Expedition sicherstellen konnten, die dann noch ein Stück weiter hinausführte.
    In Anlehnung an die früheren Strangeness-Scouts hatten sich immer öfter kleine Gruppen zusammengefunden. Zumeist Besatzungen zwischen fünf und neun Personen, die in oft exotisch anmutenden Schiffskonstruktionen ihr Glück suchten.
    Sie fanden dieses Glück wohl selten, eher schon Gefahr und Tod.
    Die Wracks und die daran arbeitenden Roboter blieben hinter Whistler zurück. Der Gleiter folgte nun einem Leitstrahl.
    Vielleicht waren die beiden Prospektorenraumer in einen Hypersturm geraten. In den letzten Jahren waren teils heftige Stürme in der näheren kosmischen Umgebung angemessen worden.
    Die bislang größte Katastrophe der jungen Geschichte der Stardust-Union hatte sich im Dezember 1403 NGZ abgespielt. Kein Siedler, der nicht während der dramatischen Rettungsaktion mitgefiebert hatte. Aber das erhoffte Wunder eine Woche vor Weihnachten war ausgeblieben. Acht Kreuzer-Neubauten der Flotte samt ihren Besatzungen waren in einem Hypersturmausläufer verloren gegangen, dessen lokale Spitzen auf der Meganon-Skala bei Werten von 250 und darüber gelegen hatten.
    Ein solcher Sturm im Bereich des Stardust-Systems würde verheerende Folgen nach sich ziehen.
    Der Gleiter wurde langsamer, stieg gleich darauf in die Höhe. Whistler sah den Beginn der Bebauung vor sich, offene Etagen, die den Eindruck erweckten, hier könnten schon in den nächsten Stunden neue Bautrupps anrücken.
    Minuten später setzte der Gleiter in einer der mittleren Etagen auf. Whistler musste sich einem schnellen Laufband anvertrauen, das ihn tiefer in die Anlage brachte. Wenig später schwebte er in einem Antigravschacht in die Höhe.
    Bedrückende Enge war sein erster Eindruck. Er kannte Ares City noch von den Planungen und den ersten Bauarbeiten. Vergleichbar war das alles kaum mehr. Die Stadt hatte sich verändert, sie verkam in reiner Zweckbestimmung. Das Grobe und Ursprüngliche setzte sich durch, wie so oft an den Orten, an denen Abenteurer und Glücksritter aller Couleur zusammentrafen. Wer die Schönheit und Leichtigkeit moderner Metropolen suchte, der blieb Ares besser fern.
    Die Außenbezirke von Ares City atmeten die morbide Romantik eines Seelenverkäufers.
    Mit anderen Worten: Es stank. In erster Linie nach abgestandener, verbrauchter Luft. Nach Legierungen, Ozon und Feuchtigkeit. Dazwischen die Ausdünstungen Zehntausender Menschen.
    Lärmende Geschäftigkeit schlug über Whistler zusammen, als er den Antigravschacht verließ. Er war mitten hineingeplatzt in einen Basar, in dem offensichtlich gebrauchte Ausrüstungsgegenstände veräußert wurden.
    Hunderte drängten sich um ein schildkrötenartiges kleines Fahrzeug. Die Tellerköpfe mehrerer Blues schaukelten über der Menge, von der anderen Seite kamen Topsider heran.
    Der kalte Widerschein einer Holoprojektion überschüttete die Menge. Sie zeigte das Fahrzeug in Aktion. Geschmeidig kroch es auf seinen Ketten einen zerklüfteten Abhang hinab und drehte über einen meterbreiten Felsspalt hinweg.
    Das Bild sprang um in den Innenraum der Schildkröte. Vergleichbar einer Zwangsjacke, fand Whistler.

Weitere Kostenlose Bücher