Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende
müssen.
Einer der Naats kniff seine drei Augen zusammen und spitzte den schmalen Mund zur bewundernden Geste.
»Du siehst gut aus, Timber. Wie ein Siebzigjähriger. Dabei bist du bestimmt hundertsechzig terranische Jahre oder älter. Mein Respekt.«
»Womöglich hat er einen der Zellaktivatoren aufgespürt«, sagte der andere Naat. »Wundern würde mich das nicht. Und vor allem, Timber: Ich würde es dir gönnen, ohne jeden Neid.«
»Ich wurde von einem der goldenen Funkenregen berührt«, erklärte der Industrielle hastig.
»Das sind seltsame Erscheinungen, aber leider treffen sie nicht alle. Bestimmt würde sich keiner dem Jungbleiben entziehen.«
»Wir wissen noch zu wenig darüber«, schränkte Whistler ein. »Mag sein, dass es für die Betroffenen Folgen haben wird, die bislang gar nicht abzusehen sind.«
»Seit mindestens zehn Jahren treten diese Funkenregen häufiger auf. Weißt du zufällig mehr darüber, Timber?« Das klang lauernd und angespannt.
»Keine Ahnung«, antwortete Whistler ausweichend.
»Lass ihn nachdenken, Quarl! Oder siehst du nicht, dass der Terraner gar nicht bei der Sache ist? Ich habe übrigens die offiziellen Verlautbarungen eingesehen: 1123 Personen wurden bislang von dem Funkenregen getroffen und altern nicht mehr. Das ist ein schlechter Prozentsatz, denkbar schlecht ...«
»... wie können wir uns da Hoffnung machen?«, fügte Quarl hinzu. »Aber eins noch, Timber: Du solltest wieder kandidieren. Unsere Stimmen hättest du auf jeden Fall.«
Die Naats winkten und verschwanden Augenblicke später in der Menge.
Whistler ging nur langsam weiter. Ihm lag nicht daran, von allen Seiten begafft zu werden. Der Gleiterunfall war nicht vergessen, sein jugendlicher gewordenes Aussehen fiel auf. Wenn das schon die Naats bemerkten, um wie viel eher erst die Menschen. Die Sache mit dem goldenen Funkenregen war zwar eine akzeptable Erklärung, nur wollte Whistler nicht immer wieder davon anfangen müssen.
An die hunderttausend Schaulustige würden kommen, hatte er vermutet. Die Piste war jedoch voll mit Menschen, eine halbe Million und mehr. An eine vernünftige Besichtigung der NIKE QUINTO war unter diesen Umständen natürlich nicht zu denken. Und Duncan ...? Unmöglich, eine einzelne Person in der Menge aufspüren zu wollen.
Riesige Holos entstanden über den umgebenden Landefeldern. Sie zeigten, dass soeben zwei Männer die NIKE QUINTO verließen.
Whistler kannte beide: Oberstleutnant Shaster Timon, ein blutjunger Jägerpilot der solaren Heimatflotte, hatte Freunde und Familie aufgegeben, um nach Stardust zu kommen. Timon gehörte zu den Naturtalenten, denen nachgesagt wurde, dass sie jedes kleine Raumschiff sogar im Schlaf fliegen könnten. Vom Anfang an war er beim Aufbau der Space-Academy Trondgarden dabei gewesen, hatte die Schulung der Ausbilder übernommen und war letztlich als Ausbildungsleiter zum Schiffskommandanten geworden. Ein Vorgesetzter, der absolute Härte und Verständnis für die Kadetten auf unnachahmliche Weise vereinte.
Der andere Mann war Sill Maronne, der technische Leiter auf Trondgarden. Whistler hatte mit ihm persönlich bislang nicht zu tun gehabt und konnte ihn nur schwer einschätzen. Maronne wirkte behäbig, ging aber in mancher Hinsicht neue Wege. Die Freigabe der NIKE QUINTO zur Besichtigung zählte dazu.
Akustikfelder machten jedes noch so leise gesprochene Wort gut verständlich. Timon ließ es bei einer kurzen Begrüßung bewenden, Maronne redete spürbar länger. Was er sagte, war letztlich ein flammender Appell an die Jugend, ihre Zukunft in der Stardust-Flotte zu sehen. Hypnoschulungen ermöglichten es, die Standardausbildung auf zwei Jahre zu begrenzen. In dieser Zeit wurden umfangreiche Fachkenntnisse vermittelt, beginnend mit Astronomie über Kosmo- und Xenopsychologie bis hin zu Chemie und Hyperphysik. Der nach dieser Zeit erworbene Rang war der des Spaceman Basic.
Whistler kannte das alles. Er ertappte sich dabei, dass seine Gedanken abschweiften und seine Aufmerksamkeit nachließ.
Er war noch weit mehr als einen Kilometer von der NIKE QUINTO entfernt, dennoch ragte das Schiff wie ein riesiges stählernes Gebirge vor ihm auf. Und der Wall der Raumhafenbegrenzung dahinter erschien beinahe unüberwindlich.
Es war unerträglich warm. Immer wieder fuhr Whistler sich mit der Hand unter den Kragen. Das eigene Körpergewebe über der Vollprothese spannte.
Maronne redete über die anschließende praktische Ausbildung an Bord von
Weitere Kostenlose Bücher