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Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Speicherkristall.
    Ein schabendes, kratzendes Geräusch erklang. Jemand bearbeitete den Fels unglaublich verbissen.
    Augenblicke später, im fahlen Widerschein eines Handscheinwerfers, sah Whistler den Jungen. Sean war groß – es fehlten wohl nur wenige Zentimeter zu zwei Metern – und schlaksig. Mit einem Desintegratormeißel legte er funkelnde Erzeinschlüsse frei. Klatschnass hing ihm das beinahe schulterlange schwarze Haar ins Gesicht, er streifte es immer wieder mit einer ungehaltenen Bewegung zurück.
    »Sean!«
    Keine Reaktion. Erst als Whistler zum zweiten Mal den Namen rief, hielt der Junge inne und drehte sich halb um.
    Für einen Moment glaubte Whistler, wirklich Duncan vor sich zu haben. Nicht einmal das ausgemergelte, verschmutzte Gesicht konnte über die Ähnlichkeit hinwegtäuschen. Allerdings war Sean die Jugend anzusehen.
    Er stand da, schwankend, schwer atmend, und musterte Whistler wie einen Fremden. Seine blutigen Knöchel verkrampften sich um den Schaft des Meißels. Er kniff die Brauen zusammen, und obwohl ein Zittern den ausgezehrten Körper durchlief, nahm er abwehrende Haltung an.
    »Das ist mein Claim!«, stieß er dumpf hervor. »Lass dir nicht einfallen, hier ebenfalls zu schürfen!«
    Seine braunen Augen funkelten im Streulicht des Scheinwerfers. Nur das schwarze Haar wollte nicht zu ihm passen. Die Mähne musste das Erbe seiner Mutter sein.
    »Ich bin Timber!«
    Sie standen einander gegenüber, aber keiner ging auf den anderen zu. Whistler hatte plötzlich den Eindruck, dass die Vergangenheit wie eine unsichtbare Wand zwischen ihnen stand.
    Der Meißel polterte zu Boden. Sean hob den Arm – und kratzte sich in einer hilflos anmutenden Bewegung an der Nase.
    Wenn es noch einen Zweifel gegeben hätte, spätestens in dem Moment wäre Whistler überzeugt gewesen.
    »Du brauchst Hilfe«, stellte er fest, wenngleich das ein wenig linkisch klang.
    Sean Legrange nickte stumm. Er machte einen zögernden Schritt vorwärts, dann einen zweiten ... und sackte in sich zusammen.
    Eine Sekunde später kniete Whistler neben ihm und untersuchte ihn. Sean Legrange war kaum mehr als Sehnen und Knochen, aber er war zäh.
    »Ich werde mich um dich kümmern, mein Junge«, murmelte Whistler. »Nicht nur um der alten Zeiten willen.«
    Er schaute auf, aber der Prospektor, der ihn an diesen Ort geführt hatte, war gegangen. Die fünftausend Galax, die der Mann verlangt hatte, mochten für ihn eine Wahnsinnssumme sein. Whistler wurde erst jetzt bewusst, dass er ein Vielfaches bezahlt hätte, um Sean helfen zu können.

5.
    Aveda, Stardust City, 16. März 1408 NGZ
    Praktikanten für die Sterne

    »Ich denke, du brauchst mich nicht, und du wirst den Termin auch ohne meine Begleitung wahrnehmen.« Belyona Anshin lächelte unverbindlich. »Ich bin für ein Gespräch in die zentrale Medoklinik eingeladen.«
    »Du bist was?« Whistler reagierte irritiert. Bis vor einer halben Minute war er noch der Meinung gewesen, dass Belyona ihn begleiten würde. Er hatte wegen dieses Termins lange mit sich gerungen, letztlich aber entschieden, trotz des zu erwartenden großen Medienaufgebots zum Stardust Space Port zu fliegen. Das war er Sean einfach schuldig.
    »Habe ich nichts davon gesagt? Dann muss ich es vergessen haben.« Belyona gab sich gar keine Mühe, ihr Versäumnis zu kaschieren, falls es sich wirklich um ein solches handelte. »Du erfährst es eben jetzt: Professor Kormjan wünscht ein Gespräch mit mir. Er kennt meine Reputation – natürlich nicht die Besonderheiten, die deine Operationen betreffen ...«
    Sie sucht nach einer Gelegenheit für den Absprung , erkannte Whistler bitter.
    »Ich darf mir diese Chance nicht entgehen lassen.« Belyona brachte den Satz nach einem kurzen Stocken zu Ende. »Das wirst du einsehen. Wenn ich länger warte, verpasse ich in jeder Hinsicht den Anschluss.«
    Whistler hatte nicht nur geahnt, dass es so kommen würde. Irgendwie hatte er es gewusst, gespürt jedenfalls. Seit Wochen herrschte dicke Luft zwischen ihnen, seit er die Sprache wieder auf das Thema eines Nachfolgers gebracht hatte, nur diesmal mit wesentlich mehr Nachdruck als bisher.
    »Du hast doch Sean!« Belyona Anshin hatte heftig auf sein Verlangen reagiert, und ihre Reaktion klang immer noch in ihm nach.
    »Er ist nicht mein Sohn.«
    »Trotzdem behandelst du ihn wie deinen Sohn. Du ermöglichst ihm den Besuch der Space-Academy Trondgarden und tust für ihn, was du nur kannst ...«
    »Das bin ich Duncan

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