Perry Rhodan - 2512 - Die Traitor-Marodeure
mühsam gelang es ihm, sich aufzusetzen. Ihn schwindelte so sehr, dass er sich mit beiden Händen an der Wand abstützen musste. Seine Finger hinterließen kleine rote Blutspuren.
Erschrocken zog er die Hand zurück. Längs über die Innenseiten der Finger, von den Kuppen ausgehend, verliefen kleine Schnittwunden. Er drehte die Hände um. Der Nagel des rechten Daumens war zersplittert, das Gewebe darunter dick geschwollen.
»Ein kleines Missgeschick«, tönte eine höhnische Stimme. »Ich habe dir diverse Gewebeproben entnommen, um den einen oder anderen genetischen Test durchzuführen. Dabei war ich wohl nicht so vorsichtig, wie ich hätte sein sollen.« Nach einer kurzen Pause fügte er süffisant hinzu: »Verzeih mir, dass ich meine Pflicht als Mediker sträflich vernachlässigt habe.«
Der Smiler wandte sich nicht sofort um, sondern ließ sich Zeit. Wer auch immer mit ihm sprach, er sollte warten. Seine Finger zitterten und pochten schmerzhaft. Es wurde ihm nun erst richtig bewusst, als er die Benommenheit der Betäubung endgültig abschütteln konnte. Ohne die belebenden Impulse seines Zellaktivators wäre er wohl noch länger außer Gefecht gesetzt.
Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand, richtete den Blick zu seinem unbekannten Gesprächspartner.
Ein Ganschkare stand mitten im Raum, ein Vogelartiger, dessen Volk wie die Mor’Daer einst zur Terminalen Kolonne TRAITOR gehört hatte. Die hagere, hochgewachsene Gestalt trug von Kopf bis Fuß ein graues Federkleid. Über dem spitzen Schnabel saß eine große, rahmenlose Datenbrille. Von den dürren Armen hingen rudimentäre Hautlappen eines Flügels.
Der Smiler entschied sich für eine bissige Antwort. »Viel Erfolg mit deinen Experimenten.« Ganschkaren hatten in der Terminalen Kolonne vor allem die Funktion von Technikern und Wissenschaftlern erfüllt. Dieser jedoch war offenbar ein Mediker, Biologe oder Genetiker.
Wem war er da nur in die Hände gefallen? Bange fragte er sich, was das Vogelwesen mit den Gewebeproben plante – und was ihm womöglich in der Gefangenschaft noch bevorstand. Er konnte nur hoffen, dass ...
»Ronald Tekener persönlich«, unterbrach der Ganschkare seinen Gedankengang. »Ich habe die Entscheidung unseres Anführers, den verräterischen Koda Aratier nicht sofort auszuschalten, immer angezweifelt. Nun zeigt sich, dass er sich im Recht befand. Ein wahrer Glücksfall für die TRAITOR-Marodeure ... so nennst du uns doch … ein wahrer Glücksfall, dass du dumm genug warst, uns ins Netz zu gehen.«
Die zynische Art seines Peinigers widerte ihn an, doch er würde ihm kühl und selbstbewusst gegenübertreten. »Das wird sich noch zeigen. Ich bin wertlos für euch. Ihr erhofft euch Informationen? Ich werde mit Vergnügen sterben, ehe ich euch auch nur mein Geburtsdatum verrate.«
»Informationen?« Der Ganschkare lachte spöttisch. Er beugte den Kopf, klackerte mit dem Schnabel, dass die Datenbrille einen bizarren Tanz vollführte. »Wer spricht von Informationen? Was interessiert mich die Lage des geheimen Hauptquartiers der USO oder eine Liste aller Undercover-Agenten? Nein, mir geht es um etwas völlig anderes.«
Tek dachte fieberhaft nach. Der Ganschkare hielt sich mit ihm völlig allein in diesem Raum auf, der rundum geschlossen war und keinerlei Fenster aufwies. Es gab nur die nackten, kahlen Wände einer primitiven Zelle.
Womöglich unterschätzte der Vogelartige die Geschwindigkeit, mit der Tekener wieder zu Kräften kam. Ein Blitzangriff konnte die einzige Möglichkeit sein, jemals aus diesem Gefängnis zu entkommen. Der Überraschungseffekt wäre auf seiner Seite.
Im Gürtelholster seines Gegenübers steckte ein Handstrahler. Wenn Tek diesen an sich brachte, konnte er das Schloss des Ausgangs schmelzen und fliehen. Was ihn draußen erwartete, wusste er nicht – aber es kam auf einen Versuch an. Er musste nur sichergehen, dass er seinen Gegner blitzschnell überwältigen und ausschalten konnte. Dem Ganschkaren durfte keine Zeit bleiben, Alarm zu schlagen.
Ablenkung. Ich muss ihn ablenken und wütend machen. Er muss die Beherrschung verlieren, das wird ihn unsicher werden lassen.
»Du hast also keinerlei Interesse an Informationen?«, fragte der Smiler. »Dich interessieren nicht die Koordinaten des Planeten, auf dem wir deine verfluchten Artgenossen einsperren und auf dem sie dahinvegetieren?«
Die Federn über dem ausgemergelten Arm stellten sich. »Vielleicht sind wir nahe daran, die Position herauszufinden,
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