Perry Rhodan - 2523 - Am Rand von Amethyst
an. »Meine Angestellten können sich um die anderen Gäste kümmern. Wozu leiste ich mir schließlich Gehilfen? Etwa zum reinen Privatvergnügen?«
»Charmant wie immer«, tönte eine dunkle Männerstimme irgendwo rechts von Eritrea. Den bissigen Tonfall entschärfte allerdings das folgende Lachen.
»Das ist mein Geheimnis.« Sandior wandte sich um und winkte Eritrea, ihm zu folgen.
Mit dem Glas in der Hand – sie konnte kaum erwarten, eine weitere Nase voll zu bekommen – ging sie ihm hinterher, an den vielen Gästen vorbei, die die Bar bevölkerten, sowie zwischen gut besetzten Tischen hindurch. Die vielen Stimmen rundum verschwommen zu einem inhaltslosen Gemurmel.
Sie setzten sich.
Die Stühle waren hart und unbequem. Oder retro , wie das hölzerne Schild neben dem Eingang ins Restaurant warb. Von Holoreklamen oder Akustikrufern schien Sandior nie gehört zu haben.
»Vier Jahre«, sagte er.
Die Worte versetzten Eritrea einen Stich. »Woher weißt du, dass ich wieder geträumt habe?«
Statt einer Antwort schüttelte er nur leicht den Kopf. »Sag mir, meine Liebe, wie lange kennen wir uns schon?«
»Seit meinem sechzehnten Geburtstag.«
»Genau an dem Tag hat Rus Bannard dich zum ersten Mal über die Schwelle meines Restaurants geführt. Und wie alle frisch verliebten Teenager hat er dir eine Freundschaftsfeige spendiert, die ich mit besonderem Wohlwollen und Respekt angerichtet habe.«
Die getrockneten Kerne lagen immer noch in Eritreas Erinnerungsschublade; sie überlegte, ob sie es erwähnen sollte, schwieg aber.
»Ich kannte Rus damals schon«, fuhr Sandior fort, »und dich kenne ich seitdem. Wahrscheinlich warst du inzwischen tausend Mal mein Gast. Glaubst du wirklich, ich führe das ›Sandizellent‹, weil ich Geld verdienen will? Nein, meine Liebe ..., sondern weil es etwa fünfzig Gäste gibt, die immer wieder kommen, und die für mich weit mehr sind als bloße Kunden. Und du, Eritrea Kush, rangierst nicht umsonst ganz oben unter den Top Ten.«
Sie kippte das Glas vor ihren Mund und atmete tief ein. »Wie sagte dieser Kerl da vorne? Du kannst wirklich charmant sein.«
»Und ich kann auch beobachten. Ich habe deine militärische Laufbahn verfolgt, deine Hochzeit, deine Erfolge und den verdammten Unfall, bei dem dein Mann starb. Damals hast du trotzdem deinen Verstand zusammengehalten und seinen drei Begleitern das Leben gerettet! Ich war mit auf der Beerdigung, und ganz egal, ob mir für meine nächsten Worte ein paar Leute gerne den Kopf abreißen würden – diese ganzen Ansprachen von irgendwelchen Militärköpfen, die von dem Soldaten handelten, der in Erfüllung seiner Pflicht blablabla ..., ich hätte aufstehen können und ihnen allen eine runterhauen. Rus war ein guter Kerl. Ein Freund. Ein Mensch – und nicht nur ein Soldat.«
»Aber auch«, sagte Eritrea. »Und egal, was damals geschehen ist, ich würde das Militär niemals verlassen.«
»Deine Überzeugung sei dir unbenommen.«
Den Ausdruck auf Sandiors Gesicht vermochte Eritrea nicht zu deuten. War er tatsächlich verärgert? Oder nicht vielmehr – zufrieden?
»Die Stardust-Menschheit wird bald vor großen Herausforderungen stehen«, sagte sie, »davon bin ich zutiefst überzeugt. Es braucht jemanden, der sie verteidigt.«
»Und dieser Jemand bist du?«
»Nicht nur ich. Aber ich will meinen Teil dazu beitragen.« Sie warf einen wie zufälligen Blick in das Glas. Noch hatten sich nicht genügend neue Schwaden für den nächsten Atemzug gebildet.
Sandior beugte sich vor und schnippte mit dem Zeigefinger gegen das Glas. Nicht nur ein helles, schwingendes Geräusch war die Folge, sondern es wallte auch Dampf auf und quoll über die Ränder. »Das ist der Trick für alle, die nicht genug bekommen können. Ansonsten ist nun alles gesagt, wenn auch viel schneller, als ich eigentlich wollte. Du hast dein Leben, Eritrea, deine Aufgabe, deine Zukunft. Und nicht zu vergessen, deinen Sohn. Wie geht es ihm? Du hast ihn lange nicht mitgebracht.«
Sie lehnte sich zurück; die Stuhllehne knarrte. »Ich bin zu oft unterwegs, um ihm ein vernünftiges Zuhause bieten zu können. Seit drei Monaten lebt er bei Rus’ Eltern.«
»Wie alt ist er?«
»Sechs. Und er ...« Sie presste die Lippen zusammen. »Ich möchte über etwas anderes reden.«
»Denk an deine Zukunft«, wiederholte Sandior. »Lass sie dir nicht von dunklen Erinnerungen verderben.«
»Wie könnte ich das?«
»Ach, übrigens: Ich wollte dich mit jemandem bekanntmachen.«
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