Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel
gleich; gleich unverbindlich.
Sie zog ihren letzten Trumpf. »Dass Orcizu zeugungsunfähig ist, stört also auch nicht
weiter?«
Tripolarität prägte die Gesellschaft der Frerin.
Ihre Weltscheibe war spärlich besiedelt, und die Aufrechterhaltung der ohnehin geringen
Bevölkerungszahl verlangte ihnen einige Beschwerlichkeiten ab. Zu einer nachwuchsträchtigen
Vereinigung waren alle drei Geschlechter erforderlich.
Jedes verfügte in und an seinem ovalen, sechzig Zentimeter langen Unterstkörper über drei
Kopulationsorgane. Neun Kontakte und ebenso viele Übertragungen mussten erfolgen, damit neues
Leben entstehen konnte.
Dies gestaltete sich schwierig und resultierte häufig in peinlichen Verrenkungen. Es wurde
weniger als lustvolle Freizeitbeschäftigung denn als Pflichtübung empfunden, zumal der
Pontifikalkodex vorschrieb, mindestens einmal täglich einen Zeugungsversuch zu unternehmen.
Gleichwohl sehnte Sebyri sich nach Mutterglück. Das Wissen darum, dass dies hormonell bedingt
war, dämpfte ihr Begehren keineswegs.
Sie wollte befruchtet werden, bald. Dreikinder austragen und zur Welt bringen, eins von jedem
Geschlecht.
Mit Orcizu als Partner war das allerdings in etwa so wahrscheinlich, wie dass aus dem defekten
Weltentunnel in den Katakomben unterhalb der Pontifikalklause leibhaftige Götter zu Besuch
kamen.
»Was ihm die Gardisten weggeballert haben, konnte nicht wieder angenäht werden«, sagte sie.
»Warum sollte ich mich mit ihm in eine Kuhle kuscheln? Ganz abgesehen von unserem gemeinsamen
Drittgemahl.«
Selbiger war ein dröger, verkrachter Schauspieler, der jede Rolle angenommen hätte, die
irgendeinen Statusgewinn versprach. Seine Dummheit wurde lediglich von seiner Eitelkeit
übertroffen.
»Ob ihr in euren Privaträumen kuschelt oder euch mit Geschirr bewerft - völlig egal. In der
Öffentlichkeit aber muss der Schein gewahrt werden. Ihr drei passt wunderbar zusammen, ihr gebt
die ideale Trifamilie ab. Ganz Frerino ist von eurer Romanze entzückt.«
Die Generalvikarin tätschelte Sebyris Oberhals. »Und deshalb, meine Liebe, wirst du jetzt da
hinausgehen und die bezauberndste, glücksstrahlendste Braut sein, die diese Welt je gesehen
hat.«
*
Chöre jubilierten. Pauken wirbelten. Trompaunensätze erschallten und übertönten noch das
Jauchzen der Menge.
Sebyri schritt zum Altar, wie immer Orcizu sanft vor sich her schiebend. Links von ihr bleckte
Fortela, der Schauspieler, seine Gebisse ins Blitzlichtgewitter.
Die Zeremonie fand nicht in Frer statt, sondern auf dem Paradeplatz der Kleinstadt Gnaaz,
viele zwölfhundert Tausendmeter randwärts der Metropole. Damit wollte die Pontifikalklause zum
Ausdruck bringen, dass sie das schlichte Landvolk mindestens ebenso wertschätzte wie die
bürgerlichen, höher gebildeten, größtenteils in und um Frer wohnhaften Stände.
Des Weiteren galt das entlegene Gnaaz seit Langem als eine heimliche Hochburg der Gnostiker.
Deshalb sollte die kürzlich proklamierte »Permanente Remissionierung«, deren Leitfigur Orcizu
darstellte, von hier ihren Ausgang nehmen.
In ein derart verschlafenes, hinterwäldlerisches Nest zu übersiedeln, behagte Sebyri wenig.
Schon jetzt vermisste sie die Großstadt. Aber sie fügte sich.
Was blieb ihr anderes übrig, als gute Miene zur abgeschmackten Scharade zu machen?
Die Generalvikarin als höchste anwesende Vertreterin der Pontifikalklause nahm die Trauung
vor. Das weitschweifige, langatmige Ritual stellte Sebyris Geduld auf eine harte Probe, während
Fortela allen Ernstes jede Sekunde zu genießen schien.
Orcizu wiederum wirkte geistesabwesend wie immer. Das konnte man wohlwollend als Entrücktheit
interpretieren oder, realistischer, als Anzeichen dafür, dass in seinem Lüster nicht mehr alle
Kerzen brannten.
Auf seine angeschlagene Gesundheit gründete sich denn auch Sebyris Hoffnung, in absehbarer
Zeit der Tristesse von Gnaaz, der Scheinehe mit zwei Idioten und diesem ganzen erbärmlichen
Theater entfliehen zu können. War Orcizu nicht mehr fähig, als Apostul aufzutreten, würden die
Kardinalstrategen seiner rasch überdrüssig werden und sich eine neue Marionette suchen.
Zur Not musste Sebyri eben ein wenig nachhelfen ...
*
Am Tag nach der Hochzeit rüstete der Tross der Generalvikarin zur Rückreise in die Hauptstadt.
Da traf aus ebendieser ein Fernschreiben ein, das Sebyris Situation auf einen Schlag vollkommen
verändern
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