Perry Rhodan- 2556 - Im Innern des Wunders
zusammen. Das ist wohl sogar ein
recht gutes Bild.
Wie sollte es auch anders sein. Das scheint mein Schicksal zu sein.
Man könnte sagen, wir tragen selbst die Schuld daran. Schließlich war es
unsere Entscheidung, ins Zentrum der Dyson-Sphäre vorzustoßen, zu den 150 Kilometer
durchmessenden wabernden Nebelgebilden, die den Kern des Handelssterns umkreisen.
Dyson-Sphäre?
Nebelgebilde?
Kern des Handelssterns?
Die Begriffe sind da, aber sie klingen wie Hülsen in meinen Ohren, denen
jemand den Inhalt geraubt hat. Es ist, als würde die Bedeutung dieser Worte direkt vor mir
liegen, aber hinter einer undurchdringlichen Wand verborgen. Ich verstehe sie nicht.
Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Sind dies immer noch die Auswirkungen der
höherdimensionalen Phänomene? Es muss wohl so sein. Und ich weiß genau, dass es schlimmer werden
wird, denn die Psi-Materie in unserer Umgebung konzentriert sich genau dort, wo wir hingelangen
wollen.
Oder hingelangen müssen.
Warum?
Ich erinnere mich nicht mehr. Der Faden reißt irgendwo. Ich weiß noch, dass
ich zuletzt mit MIKRU-JON von der Scheibenwelt Frerino gestartet bin. Wir haben ... etwas gesehen. Und dann - ja, was dann?
Da ist nur Dunkelheit in meinem Bewusstsein.
»Der Schemen kommt näher!«, ruft Mikru, die Verkörperung von MIKRU- JON.
Diese junge, terranisch anmutende Frau ist nichts weiter als der projizierte Avatar des
Raumschiffs. Ihre Haare trägt sie in der Art eines Bubikopfes.
Noch so jemand, der nicht im biologischen Sinne lebt, auch wenn es so zu sein
scheint. Sie redet, sie interagiert mit mir, ja, sie denkt. Scheinbar bin
ich tatsächlich der Exot unter einer Menge anders gearteter Lebensformen. Ich bin nicht das Maß
der Dinge.
Dann erst dringt zu mir vor, was Mikru gesagt hat.
Der Schemen?
Dieses Wort weckt etwas in mir. Hat uns dieser Schemen nicht schon vor dieser
neuerlichen Psi-Eruption verfolgt?
Ja, die Bezeichnung für dieses Phänomen stammt sogar von mir; ich hatte ihn
so getauft, obwohl der bessere Begriff wohl Netz gewesen wäre. Dieses
Netz jagt uns. Dabei geht es zielstrebig vor, als würde es nicht nur über einen eigenen Verstand
verfügen, sondern auch über die Fähigkeit, seine Bewegungen zu kontrollieren.
Lebt also auch dieses Netz, diese energetische Erscheinung? So unfassbar es
zunächst scheint, wäre es denn seltsamer als eine auf Kristallen basierende Lebensform wie
Clun'stal Jemand?
Mikru wankt auf mich zu. Ich habe nie zuvor gesehen, dass diese Holografie
einer jungen, humanoiden Frau wankt ... aber in diesen Augenblicken ist
es so. Die Bubikopf-Frisur wirkt unordentlich und wirr.
Ist Mikru auch in dieser Hinsicht ein Abbild für den Zustand des Schiffes?
Steht MIKRU-JON kurz vor dem Ende? Sind die letzten Augenblicke dieses äonenalten Meisterwerks
der Raumfahrttechnologie angebrochen?
Mikru ächzt. »Das Netz hat uns fast erreicht.«
In ihrem Gesicht flackert und flimmert es. Teile verschwinden einfach und
geben den Blick frei auf die massive Wand hinter ihr. Ihre Augen wirken plötzlich so tot, wie sie
es eigentlich sind. Glitzernde Photonen, die die Oberfläche eines toten Kunstwerks nachbilden.
»Ich kann nicht ... «
Weiter kommt sie nicht.
Plötzlich ist es finster wie in einer Dunkelkammer. Ein frostiger Wind weht
durch die Zentrale.
Etwas greift nach meinem Körper.
Ich höre das Konzept Lloyd/ Tschubai schreien.
Durch die Zentrale tönt ein kristallenes Knirschen, dann das Rieseln von
Sand. Es kann nichts anderes bedeuten, als dass Clun'stal Jemand in diesem Moment zu Niemand
zerfällt, zu Staub, zermahlen in den hyperphysikalischen Eruptionen.
Dann: Totenstille.
Ich spüre einen Entzerrungsschmerz wie beim Durchgang durch einen
Transmitter.
Für eine Sekunde drückt nicht nur die völlige Finsternis rundum auf meine
Seele, sondern auch die Schatten einer Ohnmacht. Dunkle Flammen, die jedes Licht in sich
hineinfressen, greifen nach meinem Bewusstsein, das ich gerade erst wiedergefunden habe.
Doch das darf ich nicht zulassen! Ich muss wach bleiben. Muss sehen, was
geschieht. Muss eingreifen können, wenn wir in Gefahr sind. Muss ...
Ich muss uns ...
Ein Schlag im Inneren meines Kopfes. Meine Augen erblinden. Die Zunge
gefriert. Die Zähne schmelzen. Ich bin taub. Die Neuronen meines Gehirns lösen sich in flammenden
Lichterkugeln auf, und mein Bewusstsein bricht auf.
Etwas fließt aus mir heraus. Es verlässt meinen
Weitere Kostenlose Bücher