Perry Rhodan- 2556 - Im Innern des Wunders
vor der Aura seiner Vollkommenheit verneigten. Die
Einfachsten unter ihnen, die ihre Aufgabe nun erfüllt hatten und ihm nie zuvor persönlich
gegenübergetreten waren, starben vor Ergriffenheit. Ihre Organe versagten, und sie verloren ihren
Geist mit seligem Lächeln.
Ein Chamäleonider ahmte ihn nach, als er an ihm vorüberzog. Die Haut des
Wesens wurde blau, der Kopf zog sich schlangenartig in die Länge. Zweifellos ein unbewusster
Vorgang - die niedere Kreatur ordnete sich unwillkürlich seiner Erhabenheit unter und versuchte
sie zu kopieren.
»Du wirst im Chaotender dienen«, sagte der Architekt aus einer Laune heraus
und bestimmte damit das Schicksal des Chamäleoniden. »In Ewigkeit!«
Damit sprach er ihm ewiges Leben zu. Beiläufig. So als befehle er ihm, seine
Füße zu waschen.
Ewiges Leben.
Kein Altern mehr.
Kintradim Crux schwebte weiter und erreichte die Aussichtsplattform am Rand
der Baustelle des Chaotenders.
ZENTAPHER erstrahlte in vollkommener Schwärze, die jedes Licht fraß. Das Element der Finsternis wohnte in ihm. Scheinbar ein gewaltiges
Kugelschiff, war der Chaotender doch so viel mehr. Er würde gegen alle kämpfen, die im Dienst der
Kosmokraten standen. Er würde mit Nekrophoren Leben vernichten. Er würde Informationen sammeln
über den Moralischen Kode und das GESETZ.
Kintradim Crux wandte sich um, als der Gedanke Substanz gewann und zu einer
Stimme gerann.
Eine Gestalt stand vor ihm. Ein riesiges Etwas.
»Ich war Prinz Samaho«, sagte der sechs Meter große Zyklop, »und ich wurde
zum Mörder meines Volkes, zu Torr Samaho. Die Kosmische Fabrik MATERIA
bestimmte mein Schicksal, und ich wurde zum Diener der Materie. Dein Chaotender ist das
Gegenstück zu MATERIA. Schon das macht uns zu Feinden.«
Feinde? Und letzten Endes doch vereint.
»Ich töte dich«, drohte Kintradim Crux.
»Ich lebe für Jahrmillionen«, sagte Torr Samaho. »Wie willst du mich töten?
Sieh her, ich trage den Anzug der Macht.«
Das ist nicht die Wirklichkeit. So ist es nicht geschehen.
Der Architekt zog eine Waffe aus dem Arsenal der Hohen Mächte und kämpfte mit
dem Diener der Materie, und ...
... und ...
... und endlich gelingt es mir, aufzuwachen und die Bilder
dieses wirren Traums abzuschütteln.
2.
Mondra Diamond: Diese alten Erinnerungen
Der erste klare Gedanke bestand in der Gewissheit, dass es so viel mehr
gewesen war als nur ein Traum. Mondra Diamonds Körper war in Schweiß gebadet, ihr Atem ging flach
und viel zu schnell.
Die ausgetrocknete Kehle schmerzte, als Mondra den halb offen stehenden Mund
schloss. Sie saß in kauernder Haltung gegen eine Wand gelehnt. Für einen Augenblick schwankte die
Welt um sie.
Die Welt, das war momentan ein weiter Raum aus kaltem
Metall im Inneren des Handelssterns TALIN ANTHURESTA.
Kurz schloss Mondra die Augen und schüttelte die Bilder ihres Traumes - oder
was immer es gewesen sein mochte - endgültig ab. Sie würde darüber nachdenken müssen, warum diese
Bilder aus ihrem Unterbewusstsein empordrangen.
Lange hatte sie nicht mehr an Kintradim Crux und Torr Samaho gedacht. Es war
nie endgültig geklärt worden, ob die Erinnerungen, die durch einen Bewusstseinssplitter zu einem
Teil von Mondra geworden waren, wirklich endgültig eliminiert oder nur ...
Später!, rief sie sich selbst zur Ordnung. Später!
Es war schlimm genug, dass die Erschöpfung ihr Recht gefordert hatte und sie
eingeschlafen war, während sie eigentlich die nächsten Schritte hatte überdenken wollen. Denn
seit Perry Rhodan den Handelsstern verlassen hatte, lag es an ihr, die notwendigen Entscheidungen
zu treffen und über das weitere Vorgehen zu bestimmen.
Mondra versuchte aufzustehen. Da erst bemerkte sie das etwas mehr als einen
halben Meter große, entfernt luchsähnliche Tier, das auf ihrem Bauch und ihrer Brust lag und
zusammengerollt schlief.
Mechanisch setzte sie sich auf, bettete Ramoz auf ihren Schoß, legte die Hand
auf seinen Rücken und begann ihn zu kraulen. Das schwarz-silbern gestreifte Fell fühlte sich
verschwitzt an, der Körper ungewöhnlich heiß. Dennoch ging von dem Tier und seinem gleichmäßigen
Atmen eine beruhigende Wirkung aus.
Seit der ersten Begegnung hatte Mondra eine besondere Zuneigung zu Ramoz
entwickelt. Das Tier - wenn es denn tatsächlich nur ein solches war -
besaß offenbar eine Art Halbintelligenz und nicht nur bloßes instinkthaftes Handeln. Dennoch war
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